Wintersturm
Captain Coffin.
Ray erhob sich und beugte sich über den Tisch, bis seine Augen auf gleicher Höhe mit denen von Rob waren. »Ich bin bereit, Ihnen ein Angebot zu machen«, sagte er mit Nachdruck.
»Ich bin überzeugt, daß Sie ein Schweinehund sind. Ich wäre in der Lage, Sie für zwei Cents eigenhändig umzubringen. Ihre Aussage hat meine Frau vor sieben Jahre beinahe in die Gaskammer gebracht, und jetzt im Augenblick wissen Sie vielleicht etwas, das meinen Kindern das Leben retten könnte, falls es dazu nicht schon zu spät ist. Jetzt hören Sie, Sie Schweinehund, hören Sie gut zu. Meine Frau glaubt nicht, daß Sie in der Lage wären oder es fertigbrächten, unseren Kindern etwas anzutun. Zufällig nehme ich ihr das ab. Aber sie hat Sie heute morgen da oben gesehen. Das heißt also, Sie müssen etwas darüber wissen, was sich da abgespielt hat. Ihr Versuch, uns hier hinzuhalten und zu behaupten, Sie wären nie in der Nähe unseres Hauses gewesen, hilft Ihnen da nicht. Wir werden beweisen, daß Sie dagewesen sind. Aber wenn Sie uns jetzt die Wahrheit sagen und wir die Kinder zurückbekommen, werden wir von einer Strafverfolgung wegen Kindesentführung absehen. Und Mr. Knowles, der zufällig einer der Spitzenanwälte in diesem Lande ist, wird Ihr Rechtsanwalt sein, damit Sie bei Ihrer Anklage wegen Fahnenflucht mit der geringstmöglichen Strafe davonkommen. Er hat Beziehungen –
sogar eine ganze Menge… Also, was ist nun, Scheißkerl?
Nehmen Sie das Angebot an?«
Auf Rays Stirn traten die Adern hervor. Er bewegte sich vorwärts, bis seine Augen nur noch Zentimeter von denen Robs entfernt waren. »Denn wenn Sie es nicht tun… und wenn Sie etwas wissen… und ich kriege heraus, daß Sie in der Lage gewesen wären, uns zu helfen, unsere Kinder wiederzubekommen, und Sie haben es nicht getan… dann wird es mir egal sein, in welches Gefängnis Sie kommen … Ich werde Sie erwischen und Sie umbringen. Denken Sie immer daran, Sie stinkender Bastard.«
»Ray.« Jonathan zog ihn mit Gewalt zurück.
Rob blickte von einem Gesicht ins andere: Der Captain… der Doktor… Ray Eldredge… dieser Knowles, der Rechtsanwalt.
Wenn er zugab, am Eldredge-Haus gewesen zu sein… aber was für einen Zweck hatte es, zu leugnen? Es gab einen Zeugen.
Sein Instinkt befahl ihm, das Angebot, das ihm gerade gemacht worden war, anzunehmen. Rob wußte genau, wann er keine Trümpfe mehr in der Hand hielt. Wenn er das Angebot annahm, hatte er wenigstens ein Druckmittel für die Geschichte mit der Fahnenflucht in der Hand.
Er zuckte mit den Schultern und blickte Jonathan an. »Sie werden mich verteidigen?«
»Ja.«
»Ich möchte nicht der Prügelknabe für eine Scheißkindesentführung sein.«
»Keiner versucht, Ihnen eine anzuhängen«, sagte Jonathan.
»Wir wollen die Wahrheit hören – die einfache Wahrheit, so, wie Sie sie kennen. Aber das Angebot gilt nicht, wenn wir sie nicht sofort hören.«
Rob lehnte sich zurück. Er vermied es, Ray anzublicken.
»Okay«, sagte er. »So hat es also angefangen. Mein Kumpel oben in Kanada…«
Sie hörten gespannt zu, als er berichtete. Nur gelegentlich stellten der Captain oder Jonathan eine Frage. Sorgfältig wählte Rob seine Worte, als er aussagte, daß er gekommen sei, um Nancy um Geld anzugehen. »Verstehen Sie. Ich hatte nie geglaubt, daß sie den Harmon-Kindern auch nur ein Haar gekrümmt hätte. Sie war nicht der Typ dafür. Aber man hatte mir da drüben in Kalifornien zu verstehen gegeben, daß man mir die Schuld anhängen wollte und daß es besser wäre, wenn ich nur auf Fragen antwortete, und meine eigene Meinung aus der Sache heraushielte. Sie tat mir irgendwie leid, sie war ein verschrecktes kleines Ding in einem großen abgekarteten Spiel, soweit ich das beurteilen kann.«
»Ein abgekartetes Spiel, für das Sie unmittelbar verantwortlich waren«, sagte Ray.
»Halten Sie den Mund, Ray«, fuhr Captain Coffin dazwischen. »Kommen Sie zu dem heutigen Morgen«, befahl er Rob. »Wann sind Sie am Eldredge-Haus angekommen?«
»Es war so ungefähr ein paar Minuten vor zehn«, antwortete Rob. »Ich war wirklich ganz langsam gefahren, weil ich nach dem Feldweg suchte, den mir mein Freund in einer Skizze aufgezeichnet hatte… und dann bemerkte ich, daß ich ihn verfehlt hatte.«
»Woran merkten Sie eigentlich, daß Sie ihn verfehlt hatten?«
»Nun, wegen dieses anderen Wagens… ich mußte seinetwegen Gas wegnehmen… Dann merkte ich, daß der andere Wagen aus dem Feldweg
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