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Wintersturm

Titel: Wintersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Polizeistation?« fragte Nancy Bernie Mills. Sie kämpfte gegen den Schwächeanfall, der sich wie eine Nebelwolke in ihrem Kopf zusammenballte. Es wäre so leicht, sich hinzulegen… sich davonzustehlen. Jetzt im Augenblick war jemand bei Michael und Missy… jemand, der ihnen etwas antat… ihnen vielleicht etwas antat, was schon einmal geschehen war. Nein… nein… sie mußte sie finden… Sie durfte nicht schwach werden… Sie mußte sie finden.
    Sie umfaßte die Tischkante, um sich abzustützen. Mit beherrschter Stimme sagte sie: »Sie denken vielleicht, daß ich hysterisch bin, aber ich sage Ihnen, daß das die Stimme meines Sohnes war. Welche Nummer hat die Polizeistation?«
    »Wählen Sie KL fünf, drei, achthundert«, sagte Bernie widerstrebend. Sie ist wirklich übergeschnappt, dachte er. Und der Captain würde ihm den Kopf abreißen, weil er nicht ans Telefon gegangen war. Sie bildete sich ein, daß es der Junge war… aber es konnte irgend jemand gewesen sein, vielleicht sogar ein Spinner.
    Die gewählte Nummer läutete einmal. Eine schneidige Stimme sagte: »Polizeidirektion Adams Port. Sergeant… am Apparat.« Nancy sagte gerade: »Captain Coffin«, da merkte sie, daß sie ins Leere sprach. Ungeduldig rüttelte sie am Telefonapparat. »Sie ist tot«, sagte sie. »Die Leitung ist tot.«
    Bernie Mills nahm den Apparat zu sich herüber. »Sie ist tatsächlich tot. Das überrascht mich nicht. Wahrscheinlich haben inzwischen mehr als die Hälfte der Haushalte keine Telefonverbindung mehr. Das ist vielleicht ein Sturm.«
    »Bringen Sie mich zur Polizeistation. Nein, fahren Sie allein für den Fall, daß die Störung behoben wird und Michael wieder anrufen kann… Bitte, fahren Sie zur Polizeistation, oder ist noch jemand draußen?«
    »Ich glaube nicht. Der Fernsehwagen ist auch zur Polizeiwache gefahren.«
    »Dann fahren Sie. Wir bleiben hier. Sagen Sie ihnen, daß Michael angerufen hat. Sagen Sie ihnen, sie sollen Rob Legler herbringen. Wir müssen hier warten.«
    »Ich kann Sie nicht allein lassen.«
    »Nancy, wie sicher sind Sie, daß es Michael war?«
    »Ich bin absolut sicher. Dorothy, bitte glauben Sie mir. Ich bin ganz sicher. Es war Michael, ganz bestimmt.« Sie wandte sich an Bernie Mills: »Wie lange braucht man mit dem Wagen bis zur Station?… Fünf Minuten. Sie werden insgesamt nur zehn Minuten weg sein. – Aber sehen Sie zu, daß man Rob Legler hierher bringt. Bitte.«
    Bernie Mills dachte angestrengt nach. Der Captain hatte ihm befohlen, hierzubleiben. Aber wo jetzt das Telefon gestört war, würde es auch keine Anrufe geben. Und der Captain würde es wahrscheinlich nicht gern sehen, wenn er Nancy mitbrachte.
    Aber wenn er wegging und gleich wiederkam, wäre er insgesamt höchstens zehn Minuten fort, und wenn das wirklich der Junge am Telefon gewesen war und er meldete das nicht…
    Er überlegte einen Moment lang, ob er Dorothy bitten sollte, zur Wache zu fahren, dann verwarf er diesen Gedanken. Die Straßen waren zu vereist. Sie wirkte so aufgeregt, daß sie ihren Wagen mit allergrößter Wahrscheinlichkeit zu Bruch fuhr.
    »Ich fahre«, sagte er. »Bleiben Sie aber hier.«
    Er nahm sich nicht einmal die Zeit, seinen Mantel zu holen, sondern lief so aus dem Hinterausgang zum Streifenwagen.
    Nancy sagte: »Dorothy, Michael wußte, wo er war. Er sagte:
    ›Wir sind im…‹, was sagt Ihnen das? Wenn Sie auf einer Land-oder Fernstraße sind, sagen Sie ›wir sind auf der Fernstraße 6A‹ oder ›wir sind am Strand‹ oder ›wir sind auf dem Schiff‹; aber wenn man in einem Haus oder einem Geschäft ist, das man kennt, sagt man ›wir sind in Dorothys Haus‹ oder ›wir sind bei Vati im Büro‹. Verstehen Sie, was ich sagen will? Oh, Dorothy, es muß irgendeine Möglichkeit geben, das herauszubekommen. Im Geiste gehe ich immer wieder alles durch. Es muß doch etwas geben… eine Möglichkeit, das herauszubekommen.
    Und er sagte, Missy sei krank. Beinahe wollte ich sie heute morgen schon nicht nach draußen gehen lassen. Ich habe darüber nachgedacht. Ich habe überlegt, ob es zu kalt oder zu stürmisch wäre. Aber es widerstrebt mir, daran zu denken, daß sie krank sein könnten, oder sie wie Kleinkinder zu behandeln, nur weil sie krank sein könnten, und jetzt ist mir auch klar, warum. Es war wegen Carl und der Art und Weise, wie er sie untersuchte… und auch mich. Er war krank. Jetzt ist mir das klar. Und das ist der Grund, weshalb ich Missy nach draußen gehen ließ. Es war feucht und

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