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Wintersturm

Titel: Wintersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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herausgekommen war, deshalb setzte ich zurück.«
    »Der andere Wagen?« wiederholte Ray. Er sprang auf. »Was für ein anderer Wagen?«
    Die Tür zum Vernehmungszimmer wurde aufgerissen. Der Sergeant stürzte herein. »Captain, ich glaube, es ist wirklich wichtig, daß Sie mit den Wiggins und den beiden anderen Leuten sprechen. Ich glaube, sie haben Ihnen etwas sehr Wichtiges zu sagen.«
    30
    Endlich war Nancy imstande, sich zu erheben, sich das Gesicht zu waschen und den Mund zu spülen. Sie durfte den anderen nicht zeigen, daß ihr übel geworden war. Sie durfte nicht darüber sprechen. Sie würden sie für verrückt halten. Sie würden es nicht glauben oder verstehen. Aber wenn das Unglaubliche möglich wäre… Die Kinder. O Gott, nicht wieder, nicht so etwas; bitte, nicht wieder.
    Sie rannte ins Schlafzimmer, raffte Unterwäsche aus der Schublade und eine lange Hose und einen dicken Pullover aus dem Wandschrank. Sie mußte zur Polizeistation. Sie mußte mit Rob sprechen, ihm sagen, was sie vermutete, ihn bitten, ihr die Wahrheit zu sagen. Was machte es denn aus, wenn alle sie für verrückt hielten?
    In Windeseile zog sie sich an, schlüpfte mit den Füßen in ein Paar leichte Schuhe und eilte die Treppe hinab. Im Wohnzimmer wartete Dorothy auf sie. Auf dem Tisch standen Butterbrote und eine Kanne Tee.
    »Nancy, setzten Sie sich… Versuchen Sie doch, etwas zu sich zu nehmen…«
    Nancy unterbrach sie. »Ich muß mit Rob Legler sprechen. Es gibt etwas, was ich von ihm wissen muß.«
    Sie biß die Zähne zusammen, als sie an ihrer Stimme merkte, wie ein Weinkrampf in ihr hochstieg. Sie durfte sich nicht gehen lassen. Sie wandte sich an Bernie Mills, der in der Tür zur Küche stand.
    »Bitte rufen Sie das Revier an«, bat sie ihn. »Sagen Sie Captain Coffin, daß ich darauf bestehe, hinüberzukommen…
    daß es etwas mit den Kindern zu tun hat.«
    »Nancy!« Dorothy hielt sie am Arm fest. »Was sagen Sie da?«
    »Daß ich mit Rob Legler sprechen muß. Dorothy, rufen Sie das Revier an. Nein, ich rufe selbst an.«
    Nancy lief zum Telefon hinüber. Sie streckte schon die Hand danach aus. Da läutete es. Bernie Mills wollte schnell nach dem Hörer greifen, aber sie hatte ihn schon aufgenommen.
    »Hallo?« Sie sprach schnell und ungeduldig.
    Dann horchte sie. Es war ein ganz leises Flüstern. Sie mußte sich anstrengen, um die Worte zu verstehen. »Mami, Mami, bitte komm uns holen. Hilf uns, Mami. Missy ist krank. Komm und hol uns…«
    »Michael… Michael!« schrie sie. »Michael, wo bist du? Sag mir doch, wo ihr seid!«
    »Wir sind im…« Seine Stimme wurde leiser, und die Leitung war tot.
    Wie wahnsinnig rüttelte sie an dem Apparat. »Fräulein«, schrie sie gellend auf, »bitte unterbrechen Sie uns nicht!
    Fräulein…« Aber es war zu spät. Einen Augenblick später tönte ihr das monotone, eintönige Amtszeichen in den Ohren.
    »Nancy, was ist los? Wer war das?« Dorothy stand neben ihr.
    »Es war Michael. Michael hat angerufen. Er sagte, Missy sei krank.« Nancy sah den Zweifel in Dorothys Gesicht. »Um Gottes willen, verstehen Sie nicht? Das war Michael!«
    Wie rasend rüttelte sie an dem Telefon, dann wählte sie das Amt. Als sich die Telefonistin meldete und mechanisch fragte, was sie für sie tun könne, wurde sie von Nancy unterbrochen:
    »Können Sie mir etwas über den Anruf sagen, der gerade hierher kam? Wer hat das Gespräch vermittelt? Wo kam es her?«
    »Es tut mir leid, gnädige Frau. Wir haben keine Möglichkeit, das festzustellen. Wir haben heute überhaupt ziemliche Schwierigkeiten. Die meisten Telefongeräte in der Stadt sind durch den Sturm ausgefallen. Um was geht es denn?«
    »Ich muß wissen, woher dieser Anruf kam. Ich muß es wissen.«
    »Es gibt keine Möglichkeit, den Anrufer zu ermitteln, wenn die Verbindung abgebrochen ist, gnädige Frau.«
    Wie betäubt legte Nancy den Hörer auf.
    »Vielleicht hat jemand die Verbindung unterbrochen«, sagte sie. »Derjenige, der die Kinder hat.«
    »Nancy, sind Sie sicher?«
    »Mrs. Eldredge, Sie sind etwas abgespannt und durcheinander.« Bernie Mills versuchte, seiner Stimme einen beruhigenden Tonfall zu geben.
    Nancy beachtete ihn nicht. »Dorothy, Michael sagte ›Wir sind im…‹ Er weiß, wo er ist. Er kann nicht weit weg sein.
    Begreifen Sie das nicht? Und er sagte, Missy sei krank.«
    Von weit her hörte sie etwas anderes. Lisa ist krank… Sie fühlt sich nicht wohl. Vor langer Zeit hatte sie das zu Carl gesagt.
    »Welche Nummer hat die

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