Winterträume
Korrektoren besorgen?
Diese Wochen in den Wolken fanden etwa eine Woche später ein jähes Ende, als Princeton sich gegen das Buch wandte – nicht die jüngere Studentenschaft, sondern die schwarze Messe der Lehrer und Ehemaligen. Es gab einen freundlichen, aber vorwurfsvollen Brief von Präsident Hibben, und ein ganzer Raum voller Kommilitonen strafte mich plötzlich mit Verachtung. Wir hatten eine ziemlich ausgelassene Party gefeiert – ausgerechnet in Harvey Firestones taubeneiblauem Wagen –, in deren Verlauf ich mir bei dem Versuch, einen Zweikampf zu beenden, ein Veilchen eingehandelt hatte. Der Vorfall wurde zu einer Orgie aufgebauscht, und obwohl eine Delegation von Studenten beim Direktorium vorsprach, wurde ich für ein paar Monate von meinem Club suspendiert. Das wöchentlich erscheinende Ehemaligenblatt fiel über mein Buch her, und allein Dekan Gauss legte ein gutes Wort für mich ein. Die allgemeine salbungsvolle und scheinheilige Haltung war zum Davonlaufen, und in der Folge hielt ich mich sieben Jahre lang von Princeton fern. Dann bat mich eine Zeitschrift um einen Artikel über die Universität, und als ich zu schreiben begann, merkte ich, dass ich sie eigentlich liebte und die Erlebnisse dieser einen Woche im Gesamtbudget nur einen kleinen Posten ausmachten. An jenem Tag im Jahr 1920 verflüchtigte sich jedoch ein großer Teil der Freude über meinen Erfolg.
Aber ich war jetzt ein Profi – und die neue Welt konnte unmöglich dargestellt werden, ohne die alte aus dem Weg zu schaffen. Man entwickelt mit der Zeit eine schützende Härte gegen Lob wie Tadel. Zu häufig gefielen meine Sachen den Menschen aus den falschen Gründen, oder sie gefielen solchen, deren Missfallen ein Kompliment gewesen wäre. Keine anständige Karriere gründete sich je allein auf öffentliche Anerkennung, also lernte man, ohne Vorbilder und ohne Angst voranzuschreiten. Als ich Kassensturz machte, stellte ich fest, dass ich 1919 mit dem Schreiben 800 Dollar, 1920 hingegen 18000 Dollar verdient hatte – Kurzgeschichten, Bildrechte und Buch zusammengenommen. Der Preis für meine Erzählungen war von 30 auf 1000 Dollar gestiegen. Im Vergleich zu dem, was später in der Blütezeit gezahlt wurde, war das zwar eine kleine Summe, doch wie es in meinen Ohren klang, lässt sich kaum beschreiben.
Mein Traum hatte sich früh verwirklicht, und diese Verwirklichung barg einen gewissen Vorteil und eine gewisse Last. Frühzeitiger Erfolg gibt einem einen fast mystischen Begriff von der Vorsehung versus die eigene Willenskraft – schlimmstenfalls in Form des napoleonischen Wahns. Wer schon als junger Mensch ans Ziel kommt, glaubt, er übe seinen Willen aus, weil die Sterne günstig für ihn stünden. Wer sich erst mit dreißig behauptet, nimmt an, dass Willenskraft und Schicksal in einem ausgewogenen Verhältnis daran beteiligt seien; und wer mit vierzig oben ankommt, wird geneigt sein, allein den Willen zu betonen. All das tritt zutage, wenn man in stürmischeres Fahrwasser gerät. Was mein Vater an Erfolg verzeichnen konnte, kam relativ spät in seinem Leben und war von kurzer Dauer, und nie habe ich ihn sein Versagen auf irgendetwas anderes als das eigene Unvermögen zurückführen hören – was er durchaus hätte tun können, schließlich war er einmal einer Panik und ein anderes Mal jener ersten Welle zum Opfer gefallen, in der ältere Männer aus der Geschäftswelt aussortiert wurden. Bei mir hingegen genügte, nachdem ich etliche Jahre privaten Missgeschicks überstanden hatte, ein vergleichsweise kleiner Schlag, um meine Moral vorübergehend völlig außer Gefecht zu setzen. Verbittert und entmutigt schmollte ich zwei Jahre lang und war mir meiner Sache derart sicher, dass ich allen davon erzählte und sogar darüber schrieb, mit so wenig Zurückhaltung als hätte ich bei einem Eisenbahnunfall ein Bein verloren.
Der Mann, der mit dreißig seine Blüte erreicht, blüht im Sommer. Doch der Ausgleich für den sehr frühen Erfolg ist die Überzeugung, dass das Leben ein romantisches Abenteuer sei. So bleibt man im besten Sinne jung. Als ich mich um die wichtigsten Ziele, Liebe und Geld, nicht mehr zu kümmern brauchte und ein wankelmütiger Ruhm seinen Reiz verloren hatte, konnte ich gute Jahre, Jahre, die ich nicht aufrichtig zu bereuen vermag, darauf verschwenden, den ewigen Jahrmarkt am Meer aufzusuchen. Einmal, Mitte der zwanziger Jahre, fuhr ich in der Dämmerung die Grande Corniche entlang, und die ganze französische
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