Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Winterträume

Winterträume

Titel: Winterträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
Vom Netzwerk:
Schulden, nachdem The Vegetable im November doch noch auf die Bühne gekommen und die Uraufführung in Atlantic City zu einem Flop geworden war. Deshalb schrieb Fitzgerald in den ersten drei Monaten des Jahres 1924 zehn Erzählungen, die keinen anderen Zweck hatten, als seine Kasse so schnell wie nur möglich zu füllen, so dass er seine Schulden bezahlen und an seinem neuen Roman, dem Großen Gatsby, arbeiten konnte. Fitzgeralds Rechnung ging auf. Die zehn Geschichten brachten ihm 16450 Dollar ein. In der Folge schrieb er wieder hauptsächlich für die Saturday Evening Post, und seine Honorare stiegen weiter; sein persönlicher Rekord für eine Erzählung waren 4000 Dollar im Jahr 1929.
    Im März 1924 erschien ›Gretchens Nickerchen‹, eine Geschichte, die viel mit Fitzgeralds angespannter Situation zu tun hat, sie aber in eine andere berufliche Sphäre transponiert: Die Erzählung um den Werbezeichner Roger Halsley, der im Rahmen eines Wettbewerbs sechs Wochen lang durcharbeiten muss und deshalb keine Zeit mehr für seine Frau hat, bildet seine eigene Situation sehr exakt ab. In der Fiktion betäubt Fitzgeralds Alter Ego seine Frau, die ihn just am entscheidenden Tag verlassen will, mit einem starken Schlafmittel, so dass sie die geplante Flucht mit einem Nebenbuhler verschläft und erst wieder aufwacht, als ihr Mann den erhofften Großauftrag bekommen hat. Fitzgerald zeigt in dieser spannenden, wenn auch etwas achtlos hingeschriebenen Geschichte die Hektik der Roaring Twenties und den gnadenlosen Konkurrenzkampf in der Werbebranche. Ganz anders angelegt ist die im April 1924 erschienene Erzählung ›Diamond Dick‹. Den Typus der Hauptfigur kennen wir inzwischen: eine so reiche wie schöne und eigensinnige junge Frau. Sie war im Ersten Weltkrieg mit dem amerikanischen Feldküchendienst in Frankreich. Als sie zurückkehrt, heißt es, sie sei mit Charles Abbott verlobt, einem wagemutigen Flieger. Sie bestreitet das aber und führt lange Zeit ein zielloses Partyleben. Erst nach fünf Jahren begegnet sie Charles wieder. Er ist zum Alkoholiker verkommen und außerdem in Begleitung einer teigigen Blondine. Herrisch bestellt sie ihn zu sich nach Greenwich, streitet sich mit ihm, verfolgt ihn in sein New Yorker Apartment, bedroht ihn mit einem Revolver und verhört ihn gnadenlos. Es stellt sich heraus, dass Charles sie fünf Jahre zuvor in Frankreich geheiratet hat, unmittelbar bevor er mit dem Flugzeug abstürzte, aber dass er das infolge seines Unfalls vergessen hat. Nun wird die überzählige Blondine abserviert und die Hochzeit noch einmal vollzogen.
    ›Diamond Dick‹ ist vielleicht nicht eine von Fitzgeralds stärksten Geschichten, hat jedoch durchaus ihre Qualitäten. Sie fährt gleichsam Schlitten mit dem Genre der pathetischen, sentimentalen Liebesgeschichte. Sie spielt mit der Welt der großen Gefühle und nimmt sich selbst nicht ganz ernst. Der strenge Ehrenkodex der Hauptperson, der so schlecht ins Umfeld des Jazz Age zu passen scheint, ist vom Autor selbst gewiss nicht naiv gesetzt, sondern vielmehr Teil der Ehestrategie seiner zielstrebigen Protagonistin.
    Von ganz anderer Art ist die Erzählung ›Absolution‹, die im Juni 1924 im American Mercury erscheint. Gegenüber seinem Lektor Maxwell Perkins hat Fitzgerald geltend gemacht, die Story sei aus einem verworfenen Anfangskapitel für den Großen Gatsby entstanden. Dieses habe einen Eindruck von den frühen Jahren des Titelhelden geben sollen; dann aber habe er es vorgezogen, diese Lebensphase im Dunkeln zu lassen. Für uns heutige Leser haben Rudolf Miller und Gatsby außer ihrer romantischen Veranlagung nicht viel gemeinsam. Es scheint, dass Fitzgerald seinen dritten Roman, nachdem er das ›Absolution‹-Kapitel ausgeschieden hatte, nochmals vollkommen neu konzipierte. Von seinem 1922 geäußerten Plan, einen Roman zu schreiben, in dem der Katholizismus eine wesentliche Rolle spiele, ist im Großen Gatsby jedenfalls nichts mehr zu erkennen. In ›Absolution‹ ist das religiöse Element jedoch zentral: Die Geschichte erzählt vom Sohn eines strenggläubigen Speditionsvertreters in Dakota, der seine Familie mit eiserner Hand regiert. In einem ganz anderen Ton, als wir ihn sonst bei ihm kennen, schildert Fitzgerald das bigotte und rückständige ländliche Amerika sowie die Nöte eines Halbwüchsigen, der von den Lichtern der Großstadt träumt und im Begriff steht, vom Glauben seiner Kindheit abzufallen.
    In der Geschichte ›Das Vernünftigste‹

Weitere Kostenlose Bücher