Winterträume
natürlich –«
»Ja, gib es lieber zu! Du hast es versucht, und was willst du jetzt anfangen? Weißt du, dass du meinen Vater fast in den Wahnsinn getrieben hast? Wenn er dich umzubringen versucht, würde dir das ganz recht geschehen. Er nimmt sein Gewehr und pustet dir ein bisschen kaltes Blei in den Leib. Selbst wenn diese Hei–, diese Sache annulliert werden kann, wird sie für den Rest meines Lebens an mir kleben bleiben!«
Perry konnte sich nicht verbeißen, leise zu zitieren: »O Kamel, freust du dich, dass du für alle Zeiten der netten Schlangenbeschwörerin angehören wirst –«
»Hör auf!«, rief Betty.
Schweigen.
»Betty«, sagte Perry schließlich, »wir haben nur eine einzige Möglichkeit, unbeschadet aus der Sache rauszukommen. Du musst mich heiraten.«
»Dich heiraten!«
»Ja. Das ist wirklich die einzige –«
»Sei still! Ich würde dich nicht einmal heiraten, wenn du – wenn –«
»Ich weiß. Wenn ich der letzte Mensch auf der Erde wäre. Aber wenn du etwas auf deinen Ruf gibst –«
»Meinen Ruf!«, rief sie. »Das ist ja großartig, dass du dir jetzt Gedanken über meinen Ruf machst! Warum hast du nicht vorher an meinen Ruf gedacht, als du diesen abscheulichen Jumbo bestochen hast, um – um –«
Perry hielt hilflos die Hände.
»Na gut. Ich werde tun, was du verlangst. Gott ist mein Zeuge, dass ich von jedem Anspruch auf dich zurücktrete!«
»Aber ich«, sagte eine unbekannte Stimme, »nicht.«
Perry und Betty zuckten zusammen, und Betty legte eine Hand auf ihr Herz.
»Um Himmels willen, was war das?«
»Das war ich«, sagte das Hinterteil des Kamels.
Keine Minute später hatte Perry das Fell des Kamels heruntergezogen, und ein schlaffes, zerlumptes Individuum, an dem die Kleidung feucht klebte und dessen Hand eine fast leere Flasche umklammerte, stand herausfordernd vor ihnen.
»Oh«, rief Betty, »dieses Subjekt hast du mitgebracht, um mir Angst einzujagen! Du hast behauptet, er wäre taub, dieser – dieser abscheuliche Landstreicher!«
Das Hinterteil des Kamels setzte sich mit einem Seufzer der Befriedigung auf einen Stuhl.
»Sprechen Sie nicht in diesem Ton über mich, Lady. Ich bin kein Landstreicher. Ich bin Ihr Ehemann.«
»Ehemann!«
Dieser Aufschrei entrang sich Betty und Perry wie aus einem Mund.
»Aber sicher. Ich bin genauso gut Ihr Mann wie dieser Bursche da. Der Rußkäfer hat Sie nicht mit dem Vorderteil von dem Kamel verheiratet, sondern mit dem ganzen Kamel. He, das da an Ihrem Finger ist schließlich mein Ring!«
Mit einem leisen Aufschrei riss sie sich den Ring vom Finger und warf ihn erbittert auf den Boden.
»Was soll das alles?«, fragte Perry verwirrt.
»Das bedeutet, dass Sie sich schnellstens mit mir einigen sollten, und zwar großzügig. Wenn nicht, dann bestehe ich darauf, genauso mit ihr verheiratet zu sein wie Sie!«
»Das ist Bigamie«, sagte Perry mit ernster Miene zu Betty.
Und dann kam der Höhepunkt von Perrys Abend, die Chance, für die er alles riskierte. Er erhob sich und sah zuerst Betty an, die angesichts dieser neuen Komplikation hilflos und entsetzt dasaß, und dann das Individuum, das auf seinem Stuhl unsicher und bedrohlich hin und her schwankte.
»In Ordnung«, sagte Perry bedächtig zu dem Individuum, »Sie können sie haben. Betty, ich werde dir beweisen, dass unsere Heirat, was mich betrifft, ein reines Zufallsergebnis war. Ich verzichte auf alle Rechte als dein Ehemann und überlasse dich hiermit dem – dem Mann, dessen Ring du trägst, als deinem rechtmäßigen Ehemann.«
Eine Pause entstand, und vier furchtgeweitete Augen blickten ihn an.
»Adieu, Betty«, sagte er mit belegter Stimme. »Vergiss mich nicht in deinem neuen Glück. Ich werde mit dem ersten Morgenzug weit in den Westen fahren. Denk ohne Hass an mich, Betty.«
Mit einem letzten Blick auf die beiden wendete er sich ab und neigte den Kopf auf die Brust, als seine Hand den Türknauf berührte.
»Auf Wiedersehen«, wiederholte er. Er drehte den Türknauf.
Doch bei diesem Geräusch stürzten die Schlangen und die Seide und das hellbraune Haar eilig hinter ihm her.
»O Perry, verlass mich nicht! Perry, Perry, nimm mich mit!«
Ihre Tränen benetzten seinen Hals. Ruhig schloss er sie in seine Arme.
»Es ist mir alles egal«, rief sie. »Ich liebe dich, und wenn du zu dieser späten Stunde einen Geistlichen wecken kannst und alles wiederholen lässt, fahre ich mit dir in den Westen.«
Über ihre Schulter hinweg blickte das Vorderteil des
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