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Winterträume

Winterträume

Titel: Winterträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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man einen Teil des Esszimmers sehen konnte. Es war wirklich das hübscheste kleinere Haus der Stadt, und Mrs. Piper hatte erwähnt, dass sie und ihr Mann ein größeres an der Devereaux Avenue beziehen wollten. Harold Piper musste das Geld nur so scheffeln.
    Als sie im schwindenden Licht des Herbstnachmittags auf den Bürgersteig trat, nahm ihr Gesicht jenen missbilligenden, ein wenig unangenehmen Ausdruck an, den beinahe alle erfolgreichen vierzigjährigen Frauen auf der Straße aufsetzen.
    Wenn ich Harold Piper wäre, dachte sie, würde ich ein bisschen weniger Zeit im Büro und ein bisschen mehr Zeit zu Hause verbringen. Ein Freund sollte mal mit ihm sprechen.
    Doch wenn Mrs. Fairboalt fand, es sei ein erfolgreicher Nachmittag gewesen, so hätte sie ihn, wäre sie noch zwei Minuten länger geblieben, als triumphal bezeichnet. Denn noch während ihre schwarze Silhouette, kaum hundert Meter entfernt, die Straße hinunter entschwand, bog ein sehr gut aussehender, verzweifelter junger Mann auf den Weg zum Haus der Pipers ein. Mrs. Piper öffnete selbst die Tür und führte ihn rasch in die Bibliothek, wobei sie ein recht bestürztes Gesicht machte.
    »Ich musste dich sehen«, stieß er hervor. »Dein Brief hat mich völlig aus der Bahn geworfen. Hat Harold dich dazu gezwungen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Es ist vorbei, Fred«, sagte sie langsam, und ihre Lippen hatten für ihn noch nie eine solche Ähnlichkeit mit den abgezupften Blütenblättern einer Rose gehabt wie jetzt. »Als er gestern Abend heimgekommen ist, war er außer sich. Jessie Pipers Pflichtgefühl war zu groß, und so hatte sie ihn im Büro aufgesucht und ihm alles gesagt. Er war verletzt und… Ach, ich kann nicht anders, ich verstehe ihn, Fred. Er sagt, wir sind den ganzen Sommer das Gespräch in allen Clubs gewesen, und er hat es nicht gewusst, aber jetzt begreift er manches, was er hier und da aufgeschnappt hatte, auch die Andeutungen, die man über mich gemacht hat. Er ist furchtbar wütend, Fred, und er liebt mich, und ich liebe ihn… irgendwie.«
    Gedney nickte langsam und schloss halb die Augen.
    »Ja«, sagte er, »ja, ich habe dasselbe Problem wie du: Ich verstehe andere Leute immer nur zu gut.« Seine grauen Augen blickten offen in ihre dunklen. »Dann ist es also vorbei. Mein Gott, Evylyn, ich habe den ganzen Tag im Büro gesessen und den Briefumschlag angestarrt und angestarrt und –«
    »Du musst jetzt gehen, Fred«, sagte sie bestimmt, und der leise Unterton, mit dem sie ihn zur Eile drängte, traf ihn empfindlich. »Ich habe ihm mein Ehrenwort gegeben, dass ich nicht mehr mit dir sprechen würde. Ich weiß, wie weit ich bei Harold gehen kann, und heute Abend mit dir zusammen zu sein gehört zu den Dingen, die ich nicht tun darf.«
    Sie standen sich gegenüber, und während sie sprach, machte sie eine kleine Bewegung zur Tür. Gedney sah sie unglücklich an und versuchte, jetzt, da es zu Ende war, ein letztes Bild von ihr als Schatz zu bewahren, als sie unvermittelt Schritte auf dem Weg hörten und zu Statuen erstarrten. Sogleich packte sie ihn am Revers und schob und zerrte ihn durch die große Tür zum dunklen Esszimmer.
    »Ich werde dafür sorgen, dass er hinaufgeht«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Rühr dich erst von der Stelle, wenn er auf der Treppe ist. Dann geh zur Vordertür hinaus.«
    Kurz darauf war er allein und hörte, wie sie ihren Mann in der Eingangshalle begrüßte.
    Harold Piper war sechsunddreißig, neun Jahre älter als seine Frau. Er sah gut aus – mit kleinen Abstrichen: Seine Augen standen zu dicht beieinander, und sein Gesicht hatte im Ruhezustand etwas Hölzernes. Seine Haltung in dieser Gedney-Sache war typisch für ihn. Er hatte Evylyn gesagt, er betrachte die Angelegenheit als erledigt und werde sie ihr in Zukunft weder vorwerfen noch in irgendeiner Weise darauf anspielen. Und sich selbst sagte er, dass dies eine recht großherzige Ansicht war, die Evylyn sicher sehr beeindrucken würde. Doch wie alle von ihrer Großzügigkeit eingenommenen Männer war er in Wirklichkeit außergewöhnlich engstirnig.
    Er begrüßte Evylyn betont herzlich.
    »Du musst dich schnell umziehen, Harold«, sagte sie drängend. »Wir sind doch bei den Bronsons eingeladen.«
    Er nickte.
    »Ich brauche nicht lange, um mich umzuziehen, Liebes«, sagte er und ging in die Bibliothek. Evylyns Herz schlug laut.
    »Harold…«, begann sie, und ihre Stimme war etwas belegt. Sie folgte ihm. Er zündete sich eine Zigarette an. »Du

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