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Winterträume

Winterträume

Titel: Winterträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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Baptistengemeinde. Sieht nämlich ganz so aus, als hätten Sie beide gerade ehrlich echt geheiratet.«
    V
     
    Die darauffolgende Szene wird für alle Zeiten in die Annalen des Tallyho Club eingehen. Stattliche Matronen wurden ohnmächtig, hundertprozentige Amerikaner stießen Verwünschungen aus, Debütantinnen plapperten mit aufgerissenen Augen in Grüppchen miteinander, die sich blitzschnell bildeten und wieder auflösten, und ein hörbares und zugleich seltsam unterdrücktes Stimmengewirr erfüllte wie ein Summen den Ballsaal, der in Auflösung begriffen war. Junge Draufgänger äußerten die Drohung, Perry, Jumbo oder sich selbst zu entleiben, und den Baptistenpriester bestürmte eine lärmende Schar von Amateuranwälten mit Fragen, Drohungen, Erkundigungen nach Präzedenzfällen, Forderungen, die Ehe zu annullieren, und vor allem mit inquisitorischen Bemühungen, um in Erfahrung zu bringen, ob es sich bei dem, was soeben geschehen war, um ein abgekartetes Spiel handelte.
    In einer Ecke weinte Mrs. Townsend leise an der Schulter Mr. Howard Tates, der sie vergeblich zu trösten versuchte; beide ergingen sich in ausführlichen und umfangreichen Selbstvorwürfen. Auf dem schneebedeckten Gehsteig vor dem Haus tigerte Mr. Cyrus Medill, der Aluminiummann, langsam auf und ab, von zwei kräftigen Wagenlenkern gebändigt, und stieß abwechselnd Unflätigkeiten aus und den inständigen Wunsch, man möge ihn loslassen, damit er Jumbo an die Kehle gehen könne. Er hatte sich für den Ball als wilder Mann von Borneo verkleidet, und selbst der anspruchsvollste Spielleiter hätte zugeben müssen, dass diese Rolle nicht besser zu besetzen gewesen wäre.
    Unterdessen standen die zwei Hauptakteure im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Betty Medill – oder Betty Parkhurst? –, die fürchterlich tobte, war von den weniger hübschen Mädchen umringt, denn die hübscheren waren zu sehr damit beschäftigt, über sie zu reden, als dass sie Zeit gehabt hätten, sich mit ihr abzugeben, und am anderen Ende des Raums stand das Kamel, unverändert bis auf seinen Kopf, der traurig vor seiner Brust baumelte. Perry war damit beschäftigt, einem Kreis zorniger und ratloser Männer um ihn herum seine Unschuld zu beteuern. Sobald es den Anschein hatte, als hätte er sie überzeugt, brachte jemand wieder die Heiratslizenz zur Sprache, und das Fragengewitter begann aufs Neue.
    Ein Mädchen namens Marion Cloud, das als die zweitschönste junge Dame Toledos galt, veränderte die Situation grundlegend durch eine Bemerkung an Bettys Adresse.
    »Nun ja«, sagte Marion boshaft, »das wird sich schon alles geben, meine Liebe. Das Gericht wird die Sache zweifellos annullieren.«
    Bettys Zornestränen versiegten wie durch ein Wunder, ihre Lippen pressten sich fest aufeinander, und sie bedachte Marion mit einem vernichtenden Blick. Dann erhob sie sich, scheuchte ihre Klageweiber nach links und rechts aus dem Weg und marschierte geradewegs auf Perry zu, der sie mit schreckgeweiteten Augen anstarrte. Wieder senkte sich Stille auf den Raum.
    »Hättest du den Anstand, mir fünf Minuten lang zuzuhören – oder war das in deinen Plänen nicht vorgesehen?«
    Er nickte, außerstande, etwas zu sagen.
    Sie bedeutete ihm kühl, dass er ihr folgen solle, und marschierte mit hochgerecktem Kinn in den Flur und von dort in eines der kleinen Kartenzimmer, wo sie ungestört wären.
    Perry wollte ihr folgen, doch seine Hinterbeine versagten ihm den Dienst und zwangen ihn stehenzubleiben.
    »Sie bleiben hier«, befahl er grimmig.
    »Kann ich nicht«, winselte eine Stimme aus dem Höcker, »wenn Sie nicht zuerst raussteigen und mich rauslassen.«
    Perry zögerte, doch da die Blicke der neugierigen Menge ihm unerträglich wurden, murmelte er einen Befehl, und das Kamel entfernte sich auf seinen vier Beinen vorsichtig aus dem Ballsaal.
    Betty erwartete ihn bereits.
    »So!«, rief sie zornentbrannt. »Siehst du, was du angerichtet hast? Du mit deiner dämlichen Lizenz! Ich habe dir ja gesagt, dass es falsch war, sie zu besorgen!«
    »Mein liebes Mädchen, ich –«
    »Ich bin nicht dein liebes Mädchen! Spar dir diese Anrede für deine echte Ehefrau auf, falls du nach diesem entwürdigenden Schauspiel jemals eine finden solltest. Und behaupte bloß nicht, es wäre nicht alles von dir so eingefädelt worden. Gib zu, dass du diesen Kellner bestochen hast! Gib es endlich zu! Oder willst du etwa behaupten, du hättest nicht vorgehabt, mich zu heiraten?«
    »Nein –

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