Wintertraum und Weihnachtskuss: Eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln (German Edition)
meinen geringelten Stulpen: Enge Jeans und lange Stulpen waren der Hit, dazu die neonblaue Steppjacke – ich wusste, das würde gut aussehen.
Nachdem wir Otto abgeholt hatten, fuhr Biene zum Bauernhof und parkte unsern roten Polo vor dem abgezäunten Bereich, in dem die Bäume zum Verkauf standen. Otto und sie hielten Händchen, als sie die Reihen abschritten und ihre Kommentare zu den Rot- und Weißtannen abgaben. Nell und ich tappten hinterher und fanden die beiden mal wieder so richtig dämlich. »Nee«, sagte Biene zum Beispiel, »den Baum können wir unmöglich nehmen. Schau doch, wie ungleich er gewachsen ist.« Oder: »Otto, bist du wahnsinnig? Bei dem müssten wir die Spitze kappen – wie sähe das aus?«
Otto war mit Bienes Wahl aber auch nicht einverstanden und wehrte sich mit: »Zu ausladende Äste!« oder »Der verliert ja jetzt schon die Nadeln!«
Nell und ich stopften die Hände in die Taschen und schlossen eine Wette ab, ob sich die beiden bis zum Dunkelwerden wohl einig würden. Nell sagte Ja, ich sagte Nein. Wir wetteten um eine Crêpe mit Schokofüllung.
Leider verlor ich die Wette, denn plötzlich standen Biene und Otto vor einem Baum und riefen: »Der ist’s!«
Es war eine gleichmäßig gewachsene Weißtanne. Am Stamm hing ein gelbes Band, das die Preisgruppe anzeigte. Der Baum war länger als Otto, würde beim Transport meterweit aus dem Kofferraum ragen und mit viel Glück und einer nur geringen Kürzung gerade so ins Wohnzimmer passen. Biene küsste Otto, Otto küsste Biene, dann trug er den Baum ein paar Meter weiter und lehnte ihn an eine freie Stelle des Zauns.
Danach küssten sie sich wieder und schritten händchenhaltend zur Stalltür, an der das Schild hing: »Bitte hier bezahlen!«
Nell und ich folgten den beiden, denn wir wollten schauen, ob Kühe und Kälbchen im Stall standen. Otto war’s peinlich, dass Biene den Baum um 5 Euro runterhandelte, aber als sie ihn küsste, verschwanden seine Stirnrunzeln in Sekundenschnelle, er griff nach ihrer Hand, küsste sie auf den Mund, und dann gingen wir zu unserem Baum zurück.
Natürlich waren wir nicht die einzigen Kunden; wir kannten einige Leute und hatten sogar Pauli in seiner roten Jacke mit seinem Vater gesehen. Aber jetzt schauten wir ziemlich ungläubig auf die vermummten Leute, die unseren Baum gerade ein Stück weitertrugen und ihn an einer anderen Stelle an den Zaun lehnten.
»Der gehört uns!«, rief Otto.
»Der ist bezahlt!«, schrie Biene.
Die Leute taten so, als hätten sie nichts gehört.
Es war ein grauer, diesiger Tag; der Schnee glänzte, und die Menschen glichen schwarzen Scherenschnitten. Biene ließ Ottos Hand los und rannte zu unserem Baum, den eine der drei Personen bewachte; die beiden anderen hatten sich zur Stalltür aufgemacht. »Lassen Sie die Hände von unserem Baum!«
Die Person stellte sich vor den Baum. Ich wollte auch loslaufen, aber Otto hielt mich zurück. »Warte mal, Holly. Ich glaube, den Mann kenne ich.«
Wir alle kannten den Mann. Es war Opa Cosimo Pitti.
»Den können Sie nicht kaufen«, erklärte Biene gerade, als wir näher kamen. »Wir haben ihn gerade bezahlt.«
»Was geht mich das an?«, entgegnete Opa Cosimo. »Sie hätten ihn gleich mitnehmen müssen.«
»Wir haben ihn beiseitegestellt!«, schrie Biene.
»Na und?«
»Cosimo, es ist unser Baum«, schaltete sich Otto ein. »Mach keinen Ärger, ja?«
Biene hielt ihm die Quittung unter die Nase. »Hier! Geben Sie den Baum frei!«
»Pah!«, schnaubte Opa Cosimo. »Das ist doch nur der Beweis, dass Sie einen x-beliebigen Baum gekauft haben. Es kann jeder sein!«
»Es ist der und kein anderer!«
In diesem Augenblick kamen Matteo und seine Mutter Antonella zurück. »Was wollen Sie von unserem Baum?«, wollte Antonella wissen.
»Es ist unser Baum!«, brüllten Biene und ich.
Antonella schlug die Hände vors Gesicht. »Seitdem uns der heilige Nikolaus gestohlen wurde, ist das Pech bei uns eingezogen.«
Matteo schüttelte den Kopf, dann drehte er sich um und tat so, als gehöre er nicht zu seinen Leuten. Das ärgerte mich.
Inzwischen standen etliche Leute um uns herum. »Mal sehen, welche Seite zuerst nachgibt«, sagte Paulis Vater. Pauli hielt eine Säge in der Hand. »Kann ich die mal haben?«, fragte ich. Er war so verdutzt, dass er sie mir ohne Weiteres überließ. Mit der Säge ging ich auf Opa Cosimo los. »Zersägen Sie ihn!«, schrie ich. »Die untere Hälfte gehört Ihnen!«
Die Umstehenden lachten; ein paar
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