Wintertraum und Weihnachtskuss: Eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln (German Edition)
Pauli herum. »Igitt!«, rief sie. »Der Parka riecht nach saurer Milch!«
Wir verbissen uns das Lachen, als auch Irene am Fleck roch und »Bähhh!« rief.
»Du hättest den Parka waschen sollen«, sagte ich, worauf Nell vorschlug, er könne ja die schwarze Jacke von gestern anziehen.
Pauli ging rein und kam in der schwarzen Jacke zurück.
»Nein!«, brüllte Ben und hielt die Hand vor die Augen. »Wie heißt die Vogelscheuche? Doch nicht Pauli?«
»Mach kein Theater«, wies ihn Matteo zurecht. »Sooo furchtbar sieht Paulis Jacke nun auch nicht aus. Jeder wird zwar annehmen, dass sie seinem Urgroßvater gehört, aber was soll’s! Wenn er sich blamiert, ist das nicht unser Problem!«
»Doch!«, jammerte Ben. »Mit einer Vogelscheuche zeige ich mich nicht auf der Eisbahn! Holly, du kommst entweder ohne Pauli mit uns oder dein Freund zieht sich was Anständiges an.«
Ich spielte die Unentschlossene, aber weil Ben nicht nachgab und Irene ihn sogar unterstützte – ohne zu wissen, weshalb! –, seufzte ich dramatisch und sagte: »Ich möchte auf die Eisbahn, klar. Aber du wirst dich entscheiden müssen, Pauli. Wenn du mitkommen möchtest, ziehst du die weinrote Steppjacke an. Ich wette, kein Mensch sieht die kleine Macke, von der du gesprochen hast.«
Pauli zögerte. »Na gut«, sagte er endlich. »Wenn ihr meint? So schlimm ist die Macke nun auch wieder nicht.«
Wir sahen sofort den schwarzen Klebstreifen am linken Ärmel. »Na, geht doch«, sagte Nell. »Ich weiß gar nicht, weshalb du wegen dem kleinen Ding so ein Theater gemacht hast.«
Der Weg zur Eisbahn drohte peinlich zu werden, denn Pauli versuchte, mich einige Male zu küssen, und auch Irene sabberte auf Matteos Backe.
»Mach keinen Aufstand, Holly«, zischte Nell in mein Ohr. »Vergiss nicht: Es dient alles einem guten Zweck!«
Nell hatte gut reden: Es war ja auch nicht ihr Freund, der von einer anderen geküsst wurde.
Auf der Bahn wurde es dann besser. Wir zogen unsere Runden, bis Irene verkündete, jetzt habe sie Hunger und müsse unbedingt etwas essen. »In der Sportsbar ist alles so teuer«, jammerte Nell sofort. »Warum gehen wir nicht auf den Weihnachtsmarkt und kaufen uns eine Bratwurst mit Pommes?«
Irene war dagegen, aber bei fünf zu eins wurde sie locker überstimmt. Wir steuerten die Bude mit dem größten Gedränge an, standen eng wie die Heringe in der Büchse zusammen und hofften, dass Pauli nicht bemerken würde, wie Ben das schwarze Klebeband abzog. Aus einem Lautsprecher dudelte »Morgen kommt der Weihnachtsmann, kommt mit seinem Segen« und »Jingle bells« . Wir ließen uns die Wurst schmecken, stippten die Pommes in Mayo und Ketchup, und dann sagte Nell, jetzt müsse sie etwas trinken und sich für einen Augenblick setzen. Irene stimmte ihr sofort zu. »Schoko in der Sportsbar?«
Wir waren einverstanden.
In der Sportsbar war das Gedränge längst nicht so groß wie auf dem Markt. Wir setzten uns auf die hohen Hocker, und als wir tranken und uns warm wurde, schaute ich auf die Uhr. Vor vier durften wir nicht nach Hause kommen, aber jetzt war es Viertel nach drei … Ich zwinkerte Ben zu. Ben nickte und stieß Nell an, die zwischen ihm und Pauli saß. »Ups«, spielte sie die Erstaunte. »Pauli, hast du das gesehen? Das schwarze Klebeband ist abgefallen, und o weh! So klein ist die Macke ja doch nicht!« Sie fasste nach seinem linken Ärmel. »Sieht aus, als hättest du ein Stückchen Stoff ausgerissen. Hast du das noch? Wenn nicht, ist die Jacke im Eimer.«
»Was sagst du, Nell? An Paulis Ärmel fehlt ein Stückchen Stoff?«, erkundigte sich Matteo.
Pauli verdeckte den Schaden mit der rechten Hand. »Ist doch egal«, meinte er mürrisch.
»Das ist nicht egal«, entgegnete Ben.
Matteo war aufgestanden, fasste in seine Jackentasche und hielt ein Stückchen Stoff in die Höhe. Es war weinrot – so weinrot wie Paulis Jacke. Ben schubste Paulis Hand beiseite und Matteo legte das Stückchen Stoff aufs Loch. »Passt genau!«, stellte er fest. »Weißt du, wer den Stoff gefunden hat? Und wo?«
Inzwischen waren wir aufgestanden und umringten Pauli. »Was ist? Was wollt ihr?«
»Sag die Wahrheit!«, sagte Matteo drohend.
»Worum geht es eigentlich?«, wollte Irene wissen, aber niemand antwortete ihr.
»Die Wahrheit, Pauli«, wiederholte Matteo.
»Geht dich nichts an«, knurrte Pauli. Auf seiner Stirn standen Schweißtropfen.
»Und ob es ihn was angeht! Gerade Matteo geht es an, Pauli!«, rief Nell.
Wir warteten, denn wir
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