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Wintertraum und Weihnachtskuss: Eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln (German Edition)

Wintertraum und Weihnachtskuss: Eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln (German Edition)

Titel: Wintertraum und Weihnachtskuss: Eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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wussten, dass Pauli keine Chance hatte. Als auch ihm das dämmerte, wollte er fliehen, aber Ben und Matteo waren stärker als er. »Die Wahrheit, Pauli!«
    Pauli schwieg.
    Ich wartete noch eine Sekunde. »Pauli, den Stoff hat Matteos Vater gefunden. Er hing an einem Nagel am Gestell vor Pittis Laden. Als du die Beine angesägt hast, musst du hängen geblieben sein. In der Eile hast du den Stoff rausgerissen. Pech für dich, dass das passiert ist. Die Frage ist: Warum hast du die Beine angesägt?«
    Pauli schwieg.
    »O.K., Pauli. Ich will es dir sagen.« Ich trat ganz nah an ihn heran. »Du dachtest, Matteo sei mein Feind, ja? Damit hattest du recht. Matteo war mein Feind. Wir haben aber eingesehen, dass Feindschaft was richtig Blödes ist. Als wir uns nähergekommen sind, hat dir das nicht gepasst.«
    »Klar hat es mir nicht gepasst!«, rief Pauli wütend. »Zuerst hast du gesagt, du seiest in mich verliebt, und dann … dann hast du dich Matteo an den Hals geworfen!«
    »Das stimmt nicht!«, brüllte ich.
    »Natürlich stimmt es! Matteo ist ja auch dein Wichtel!«
    Mir blieb die Spucke weg – Matteo war also doch mein Wichtel?
    Nell stieß mich zur Seite. »Pauli, darum geht es nicht. Es geht um die Beine. Du hast sie angesägt, weil du Matteo schaden wolltest, stimmt’s?«
    Wir warteten mit angehaltenem Atem. In Nells Hand lag das Stückchen Stoff. »Hier ist der Beweis.«
    Es dauerte lange, bis Pauli endlich nickte.
    »Gut, dass du es zugibst, Pauli«, sagte Nell. »Das Gestell wurde inzwischen repariert.«
    »Eben! Warum macht ihr dann so ein Theater darum?«, rief Pauli triumphierend und wollte sich das Stückchen Stoff schnappen, aber Nell war schneller. »Das bekommst du erst, wenn du den heiligen Nikolaus an seinen Platz zurückgestellt hast«, sagte sie cool. »Die Frist läuft am 24. ab. Hast du das verstanden?«
    »Den Heiligen?«, stammelte er.
    »Du hast ihn geklaut«, sagte Ben sachlich. »Der heilige Nikolaus beschützt Pittis Geschäft. Du wolltest, dass sie den Schutz verlieren. Das war dein erster Streich. Der zweite war, dass du die Beine angesägt hast.«
    »Wovon redet ihr?«, versuchte sich Pauli aus der Schlinge zu ziehen.
    Nell stellte sich wieder dicht vor Pauli. »Ich habe ein Kilo Orangen gekauft und gesehen, wie du den Heiligen vom Brett geholt und unter der roten Jacke verborgen hast. Du hast nichts gekauft, du bist gleich wieder rausgegangen , Pauli.«
    »Der Heilige ist doch nur so eine blöde Gipsfigur«, sagte Pauli verächtlich.
    »Jetzt hast du dich verraten!«, rief Irene.
    Bevor wir Pauli den Weg frei machten, wiederholte Ben: »Die Frist läuft an Heiligabend ab, klar?«
    Wir brachten Irene nach Hause, obwohl sie sehr wütend war. Ich an ihrer Stelle wäre auch wütend gewesen. Heute hatte sie erfahren, dass Matteo mit mir ging. Das war eine furchtbare Enttäuschung für sie.
    Als ich zu Hause die Handschuhe in die Jackentasche stopfte, stießen meine Finger auf das Wichtelgeschenk des Tages. Es waren zwei Engelchen mit einer Öse zwischen den Flügeln.



20. Dezember

N atürlich hatte sich Nell über den Geruch nach frischer Farbe gewundert. Biene und Otto waren die Ausreden nicht leichtgefallen; sie waren auch so fadenscheinig gewesen, dass ein Heiliger misstrauisch geworden wäre.
    Der geklaute Heilige war auch unser Thema auf dem Weg zur Schule. »Diebstahl ist Diebstahl«, sagte Ben. »Dafür gibt es keine Entschuldigung. Ich versteh nur nicht, weshalb Pauli nicht eine Mango oder Ananas geklaut hat. Die hätte er wenigstens essen können.«
    »Ben hat recht. Gibt es ein Geheimnis um den Heiligen, von dem Pauli wusste?«, erkundigte sich Nell.
    Matteo zögerte. »Wisst ihr, dass Pauli eigentlich Paolo heißt? Sein Großvater und Opa Cosimo kamen aus demselben Dorf. Jede Familie hatte ihren eigenen Schutzheiligen, den sie mitnahm, als sie damals zum Arbeiten nach Deutschland ging. Paulis Großvater stellte seinen Heiligen in die Bäckerei, Opa Cosimo den unseren in den kleinen Laden, den er in der Stadt aufgemacht hat. Als er sich später einen größeren leisten konnte, zog der Heilige mitsamt dem Obst und Gemüse um. Der Heilige beschützt das Geschäft. Das wusste Pauli von seinem Vater. Es wird als großes Unglück angesehen, wenn dem Heiligen etwas zustößt.«
    »Klar. Der Schutz geht verloren«, sagte Nell. »Das ist schlimmer als eine geklaute Mango, Ben.«
    »Wir könnten den Heiligen von Paulis Familie klauen!«, rief Ben.
    Ich dachte sofort an den Hasenstall.

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