Wintertraum und Weihnachtskuss: Eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln (German Edition)
bekommen.«
Plötzlich lächelte Matteo. Zwei Grübchen erschienen in seinen Wangen. Ich schluckte, denn die machten mich immer schwach. »Ich glaube nicht, dass die Beweisbeschaffung so schwer sein wird. Ich hab nämlich schon eine Idee …«
Matteos Gesicht kam dem meinen näher und näher. »Warte!«, rief ich verzweifelt. »Wenn du mich jetzt unterbrichst, verliere ich den Kopf!«
»Es muss sein«, sagte Matteo und küsste mich. Das dauerte, denn der Kuss bestand aus vielen einzelnen. »Dein Kopf sitzt noch am alten Platz«, sagte Matteo später. Ich glaube, wir wären am Abend noch auf den Kisten gesessen, wenn uns Antonella nicht gestört hätte. Sie rumorte in einem anderen Teil des Lagers und sah uns nicht, aber sie störte uns so sehr, dass wir uns nicht mehr küssten.
»Erinnerst du dich noch an das, was ich wissen muss?«, flüsterte mir Matteo ins Ohr.
»Ja.« Ich schob die Haare nach hinten und setzte mich gerade. »Ist dir an Pauli nichts aufgefallen?«
Matteo riss die Augen auf. »Nein.«
»Etwas ist anders.«
»Was denn?«
»Typisch Mann«, sagte ich. »Du achtest einfach nicht auf Wesentliches.«
»Müsste ich das?«
»Unbedingt.« Ich teilte Matteo meine Beobachtung mit.
18. Dezember
A m Abend war Otto mal wieder für ’ne Stunde verschwun den, und als er wiederkam, hatte Biene ihm eine Szene gemacht. »Hast du eine Freundin?«
»Biene!« Otto war entsetzt. »Wie kannst du so was von mir denken! Du bist mein Ein und Alles! Aber …«, er machte eine Pause und lächelte, »… ich hab ein Geheimnis. Ein Weihnachtsgeheimnis.«
Biene war noch nicht überzeugt. »Das kann jeder sagen!«, knurrte sie. Pauli wäre sauer gewesen, aber Otto war viel klüger. Er nahm Biene einfach in den Arm. »Es ist ein sehr schönes Geheimnis. Es wird dir gefallen. Dir, Holly und Nell.«
»Es wird eine neue Waschmaschine sein«, vermutete ich, weil die alte immer mehr Mucken bekam. Otto stutzte. »Ich verrate nur so viel: Das Geschenk kann man nicht kaufen.«
»Dann bastelst du also was?«
»Nicht im eigentlichen Sinne.« Otto holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank und setzte sich vor den Fernseher.
Am Morgen, als wir noch im Bett lagen, hatte ich Nell in meinen Plan eingeweiht. Sie versprach, die Augen aufzuhalten, war aber beim Frühstück sehr aufgeregt, denn an diesem Tag, dem letzten Samstag vor den Winterferien, fand die Weihnachtsfeier statt. »Ich spiele das Flötensolo. Ihr kommt doch?«, fragte sie zum hundertsten Mal, und zum tausendsten Mal versicherten wir ihr, dass wir kommen und sie garantiert nicht patzen würde. Trotzdem war sie verdammt aufgeregt und übte noch ein wenig.
Ich schloss mich im Bad ein und rief Pauli an. »Treffen wir uns auf der Eisbahn?«
»Nur wenn Matteo nicht auch kommt.«
Aha! »Ich will mich mit dir treffen«, sagte ich leise und so zärtlich, wie ich nur konnte. »Also, wie steht’s?«
Als ich Matteo anrufen wollte, hörte ich zuerst unsere Türklingel und dann Bienes Stimme. »Holly! Besuch für dich!«
Ich sauste runter. Matteo stand in unserem engen Flur, aber weil ihn Biene wachsam beäugte, bremste ich mich am Treppenabsatz. »Alles paletti«, sagte ich schnell. »Er wird kommen.«
»Gut. Pass auf dich auf, Holly. Ich will nicht, dass er dich …«
»Keine Sorge. Das will ich auch nicht!«
»Hoffentlich. Aber wenn doch, gibst du ihm eine Ohr feige«, knurrte Matteo und verschwand.
Biene verschränkte die Arme vor der Brust. »Was geht hier vor? Seit wann sprichst du mit dem Feind?«
»Ach Ma! Biene, ich bin ja so verliebt!«
»Aber nicht in Matteo?!«
»Doch!«
»Ausgeschlossen! Das dulde ich nicht!«
Ich schlüpfte in Stiefel und Jacke, wickelte den Schal um den Hals, zog die Mütze über den Kopf und klemmte die Schlittschuhe unter den Arm. »Wohin gehst du?«, fragte Biene. »Eislaufen mit Matteo?«
»Ich bin mit Pauli verabredet.« Noch nie hatte meine Mutter so fassungslos ausgesehen!
Auf dem Weg ging ich den Plan, den ich zuerst mit Matteo ausgeheckt und dann mit Nell verfeinert hatte, in Gedanken noch einmal durch. Alles wird klappen, beruhigte ich mich.
Pauli trug seinen alten jägergrünen Parka, hatte schon die Schlittschuhe angezogen und wartete auf mich. Ich ließ es zu, dass er mich küsste, obwohl sich alles in mir sträubte. Das Opfer musste ich bringen, um ihn in Sicherheit zu wiegen. Eine gute Stunde tummelten wir uns auf der Bahn, dann hatte ich genug. »Mir ist kalt. Ich möchte eine heiße Schokolade, Pauli!«
Wir
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