Wintertraum und Weihnachtskuss: Eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln (German Edition)
»Wie du mir, so ich dir? Kommt nicht infrage!«, protestierte ich. »Pauli ist ein Esel. Aber möchtest du auf immer und ewig mit seiner Familie verfeindet sein? So wie wir mit den Pittis? Feindschaft ist überhaupt nicht lustig!«
»War ja nur ein Späßchen«, wiegelte Ben ab.
»Hoffentlich«, fauchte ich und küsste Matteo, der sich nicht wie bei Irenes Marsriegel wegdrehte. Ganz im Gegenteil. »Wir zwei sind nicht mehr verfeindet, was?«
»Wir lieben uns«, ergänzte Matteo, worauf er mich küsste.
»Gut für euch«, meinte Ben großzügig. »Was machen wir, wenn Pauli den Heiligen nicht zurückgibt?«
»Das entscheiden wir, wenn es so weit ist«, sagte Nell.
Uns fiel auf, dass Irene und Pauli in jeder Pause zusammenstanden und flüsterten. »Das gefällt mir nicht«, meinte Nell. »Ich wette, die wollen uns eins auswischen.«
»Pauli ist der Schuldige«, erinnerte ich sie.
»Dem du den Laufpass gegeben hast. Er wird das nicht einfach wegstecken, Holly, genauso wenig wie Irene.«
An diesem Montagmorgen wollte ich mir keine Sorgen machen. Ich war glücklich; endlich war Matteo mein Freund geworden, und wir hatten die Mathearbeit zurückbekommen. Ich hatte mit einer 5 gerechnet und eine 3 – 4 (!!!) geschrieben – voll der Wahnsinn! In der Biostunde fiel mir auch ein, wie ich Matteo und Nell glücklich machen könnte: Nach dem Unterricht rannte ich sofort zu Biene und besorgte mir zwei lange gestrickte Schals. Einen schwarzen für Matteo und einen roten für Nell. An den Enden würde ich Fransen reinknüpfen; schwarze für Matteo, bunte für Nell. Schick würde das aussehen …
Natürlich waren die Schals nur zusätzliche Geschenke. Nell würde ihr Zimmer bekommen und Matteos Fluffy sein Leben behalten.
Als ich mich im Abstellraum einschloss, in dem jetzt Bienes Vorräte so geordnet wie noch nie in den Regalen lagen, und mich den Fransen widmete, überlegte ich, wie ich vorgehen könnte.
Ziemlich schnell wurde mir klar, dass ich Nells Hilfe benötigen würde. Sofort legte ich Matteos Schal beiseite, schloss die Tür ab und rannte nach oben. »Nell! Hör zu!«
Nell fand auch, dass Fluffy gerettet werden musste. »Hast du eine Ahnung, was ein Hase frisst?«
»Möhren«, antwortete ich sofort.
»Und was noch? Wo bringen wir ihn unter? Was bekommt er zum Spielen, damit ihm nicht langweilig wird? Wo verstecken wir ihn?«
Es gab so viele Fragen, für die wir keine Antwort wussten! »Wir könnten googeln«, sagte Nell.
Googeln! Der PC stand im Abstellraum! Mir schoss der Schreck in die Glieder. »Warum gehen wir nicht in die Zoohandlung? Da bekommen wir die Infos aus erster Hand«, entgegnete ich geistesgegenwärtig.
Zehn Minuten später standen wir in der einzigen Zoohandlung unserer kleinen Stadt.
»Es handelt sich um ein Weihnachtsgeschenk«, sagte ich zu Tommy, dem Azubi, den wir kannten, weil er mal auf unsere Schule ging. »Das, was wir dich jetzt fragen, musst du sofort vergessen.«
»Klar. Ihr wart nie hier.«
»Nee. Niemals haben wir die Zoohandlung betreten.« Ich drehte mich zu Nell um.
»Wir werden kurzfristig einen Hasen aufnehmen«, sagte sie.
»Kurzfristig?«
»Es wird sich um drei bis vier Tage handeln«, ergänzte ich.
Tommy grinste. »Ihr wollt wohl nicht, dass das Tierchen als Braten auf eurem Teller liegt?«
»Tommy! Wir waren nie hier und haben niemals mit dir gesprochen!«
»Schon gut. Also – worum geht es?«
»Wenn wir den Hasen … äh … also wenn der Hase bei uns ist – wo bringen wir ihn unter? Was frisst, was trinkt er? Worauf müssen wir achten?«
»Macht er Lärm?«, fiel Nell noch ein.
»Er stinkt nur ein bisschen. Nicht der Rede wert«, beruhigte uns Tommy. »Für Möhren müsst ihr sorgen. Salat mag ein Hase auch und …«
»Muss das Gemüse geputzt und gewaschen werden?«
»Er frisst es, wie’s aus dem Supermarkt kommt.« Kurze Zeit später hatten wir einen Käfig, den Tommy uns für eine Woche auslieh, wir hatten ein Päckchen Zusatznahrung erstanden, angereichert mit wichtigen Vitaminen und Spurenelementen, dazu einen Packen Heu, eine Wasserschale und eine Broschüre mit dem Titel »Anleitung zur Hasenzucht«.
»Hasen sind unkomplizierte Tiere«, versicherte Tommy. »Haltet den Käfig sauber, achtet auf frisches Wasser und genügend Futter, dann werdet ihr keine Schwierigkeiten haben. Falls doch …«, er schrieb seine Handynummer auf einen Zettel, »… ruft mich an.«
Wir verstauten die Waren im Käfig. Eigentlich hatten wir vorgehabt, auf dem
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