Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
Arme.
„Anne, was tust du denn hier? Wie hast du mich gefunden und wie bist du überhaupt hierher gekommen?“
Sanft strich Anne ihr über die Wange. „Das ist jetzt alles nicht wichtig, mein Kind. Uns bleibt nur wenig Zeit und darum bitte ich dich inständig, Keylam zuzuhören. Was er dir zu sagen hat, ist nicht gelogen. Es wird dir eine Hilfe sein, auf dem schweren Weg, den du zu gehen hast.“
„Dann willst du mir damit sagen, dass die Geschichte über meine Geburt der Wahrheit entspricht?“ Arrow konnte nicht glauben, was sie da hörte. Entsetzt schaute sie zwischen Anne und dem ausdruckslosen Keylam hin und her.
Kraftlos nickte Anne ihr zu. „Es ist die Wahrheit, Kind. Ich muss es wissen, denn einst war ich diejenige, die mit eigenen Augen gesehen hat, wie du als Baby diesem Sumpf entsprungen bist, und ich war es auch, die dich seinerzeit zu deinem Vater brachte.
Ich kann dir gar nicht beschreiben, wie mich deine Entwicklung seither beeindruckt hat. Du besitzt alle Eigenschaften, die er sich einst erträumt hat, und selbst als du nichts über deine Vergangenheit wusstest, warst du seinen Vorstellungen noch immer so ähnlich. Dein Vater hat das Unglaubliche möglich gemacht.“
Verwirrt und erschrocken zugleich starrte Arrow in die Leere. Was sagte Anne da? Sie war das wahr gewordene Produkt einer Fantasie? Sie war ein Traum, der die Wirklichkeit betreten hatte?
„Was ist mit der Prophezeiung?“ Arrows Stimme bebte.
„Nun, wie du bereits erfahren hast, ist die Prophezeiung im Grunde nichts Anderes als eine ausgedachte Geschichte. Auf der anderen Seite ist sie allerdings auch ein Teil des Wunsches deines Vaters. In seiner Vorstellung hast du diese Welt gerettet.“
Da war es wieder – das schreckliche Gefühl, der Schmerz, der sich im ganzen Körper ausbreitete. Arrow stiegen Tränen in ihre Augen. Sie hatte große Mühe, die Fassung nicht zu verlieren.
„Hast du überhaupt eine Ahnung“, begann sie vorwurfsvoll, „was du da sagst?“
„Arrow ...“, begann Keylam, doch sie unterbrach ihn.
„Still!“, fuhr sie ihn an, den Dolch auf ihn gerichtet. „Jetzt rede ich!“ Arrow schluchzte. „Habt ihr eigentlich die geringste Ahnung, was ihr da von mir verlangt, was ihr mir damit antut?! Mein ganzes Leben habe ich damit verbracht, im Hintergrund zu stehen. Alles, was ich immer gewollt habe, war meine Ruhe, und ihr sagt mir, dass ich eine Lösung finden soll, um etwas zu vereinigen, an dessen Trennung ich noch nicht einmal beteiligt war? Ich habe dieses Dilemma nicht verursacht und trage keine Schuld daran! Warum also sollte ich es richten? Allein die Verantwortlichen sollten dafür herangezogen werden und nicht ich!“
Anne senkte ihren Blick. „Kind, ich verstehe deinen Zorn, auch teile ich deine Verzweiflung, und obwohl du es nicht glauben wirst – ich leide darunter mehr als du. Vom ersten Augenblick an, da ich dich sah, hatte ich dich lieb gewonnen. Du warst mir so nahe, wie es ein Enkelkind nur sein kann, und uns hat stets mehr verbunden als die Beziehung zwischen einem Kindermädchen und dessen Zögling.
Mein ganzes Leben lang habe ich versucht, dich von diesem Weg abzubringen, dein Schicksal in eine andere Richtung zu lenken, doch es hat nicht funktioniert. Wenn es nach mir gegangen wäre, hättest du die Reise auf der Suche nach Deinem Vater nie angetreten und auch nichts von dem, was danach kam, erlebt. Doch ich konnte es nicht ändern. Obwohl ich alles in meiner Macht Stehende getan habe, um dich davon abzubringen, bist du stets den dir vorherbestimmten Weg gegangen. Nur deshalb stehen wir jetzt hier. Somit habe ich eines Tages aufgegeben. An einem Punkt dieser Geschichte musste selbst ich erkennen und verstehen, dass ich es nicht ändern kann. Und auch du kannst es nicht. Gesetzt den Fall, dass du deine Suche hier abbrechen würdest, kann ich dir versichern, dass du eines Tages doch wieder hier stehen würdest. Es ist sinnlos, sich dagegen zu wehren. Das ist die Schattenseite deiner Schöpfung.“
Arrow konnte dem nichts entgegensetzen. Sie spürte, dass Annes Worte wahr waren, und sie spürte auch die Macht, die sie antrieb, ihr Schicksal zu erfüllen. Einzig dem nachzugeben, bereitete ihr Schwierigkeiten.
„Was ist mit meinem Nyridenwesen?“, fragte Arrow zögerlich.
„In dem Moment, da du geboren wurdest, ist dein Gegenstück in der Verdammnis entsprungen. Zusammen mit all den anderen ist es dazu gezwungen, für die Fehler ihres Volkes zu bezahlen.“
Mit einem
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