Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
mehr als einmal gezeigt, dass der Sommer nicht gestorben ist, und die Anzeichen, dass alles nur von dem Gemütszustand dieses Mannes abhängt, schreien einem förmlich ins Gesicht!“
Smitt sah sich misstrauisch zu allen Seiten um. Als er sicher war, dass niemand zuhörte, senkte er seine Stimme. „Das will ich ja gar nicht bezweifeln, meine Teuerste. Trotzdem traue ich dem jungen Mädchen eine solche Dreistigkeit nicht zu. Sie liebt diesen Mann von ganzem Herzen – das kann selbst ein Blinder sehen.“
Ärgerlich wandte sich die Zwergin von Smitt ab. „Nimm du ruhig wieder diese Frau in Schutz! Sie hat es dir ja sehr angetan. Ich für meinen Teil halte dieses Weib für unberechenbar! Erst spielt sie mit den Gefühlen dieses Mannes und dann klaut sie mir auch noch dein Herz!“
Schluchzend rannte die Zwergin davon.
„Aber Zelma!“, rief Smitt hilflos.
Dann verschwanden die Bilder.
„Hast du diese Unterhaltung mit angehört?“, fragte Arrow erschrocken.
Keylam nickte. „Zwerge haben die dumme Angewohnheit, sich in alle Richtungen hin abzusichern, nur nach oben schauen sie dabei meist nicht. Ich saß in diesem Moment auf einem Felsvorsprung ziemlich dicht über ihnen. Von dort aus hatte ich einen schönen Überblick.“
„Und du hast geglaubt, was die Zwergin da gesagt hat?“, fragte Arrow fassungslos mit sanfter Stimme.
Keylam drehte sich um. Zum ersten Mal hatte es den Anschein, als regte sich etwas in seinen Augen. „Welche Erklärung hättest du denn an meiner Stelle gehabt? Mein ganzes Leben lang habe ich nie jemanden an mich herankommen lassen, wie ich es bei dir getan habe. Du warst anders als alle Frauen, die ich bis dahin kannte. Du bist einzigartig, Arrow.
All die Jahre, in denen ich mich vor dieser Welt verschließen musste, hatte ich nicht zu hoffen gewagt, jemals wieder glücklich zu werden. Ich war ein Ausgestoßener. Die dunkelsten Gedanken erwachten in diesen einsamen Jahren in mir. Und plötzlich kamst du. Und als wäre deine Existenz allein nicht schon gefährlich genug für dich, kamen wir beide uns noch dazu immer näher. Kannst du dir vorstellen, welche Ausmaße es gehabt hätte, wenn jemand rausgefunden hätte, dass ausgerechnet DU dich mit mir abgibst? Das alles wollte ich nie riskieren. In solch eine Gefahr wollte ich dich nie bringen. Aber irgendwann konnte ich nicht mehr widerstehen! Und plötzlich, da war alles … wieder in Ordnung. Mein Leben machte endlich wieder einen Sinn. Aber warum?“
„Warum?“, fragte sie wie vor den Kopf gestoßen.
„Ja, Arrow – warum? Alle haben mich einst ausgestoßen. Ein Jeder hat sich von mir abgewandt. Warum also hast ausgerechnet du das Gegenteil gemacht? Die Antwort darauf habe ich nie gewusst.“
Arrow rollte mit den Augen. „Ach, und weil das Naheliegendste für dich so unvorstellbar war, hast du dem Geschwätz dieser … dieser … unwissenden Zwergin geglaubt?“
„Das reicht jetzt!“, unterbrach Anne sie. „Uns läuft die Zeit davon. Wenn du deinen Vater retten willst, musst du jetzt aufbrechen.“
„In das Elfenreich schaffe ich es an einem Tag“, entgegnete Arrow. „Whisper ist schnell. Wenn er sich ins Zeug legt, sind wir morgen da.“
„Ab sofort ist dein Ziel nicht mehr das Elfenreich“, sagte Anne ehrfürchtig. „Du wirst zum Holunderwald aufbrechen – umgehend.“
„Holunderwald?“, fragte Arrow stirnrunzelnd.
„Ja“, entgegnete Anne. „Es ist Perchtas Reich. Dort mangelt es nicht an Gefahren – so viel ist klar. Doch vermutlich wirst du Melchior dort finden, dass heißt den Nyriden UND die Seele.“
Arrows Augen weiteten sich. „Er ist dort? Die ganze Zeit schon?“
Anne antwortete zögerlich. „Wie wir erfahren haben, hat einer der Überlebenden mitangesehen, wie die Dämonen der Wilden Jagt seine Seele damals mitgezerrt haben. Nach allem, was wir wissen, ist er noch immer ein Gefangener in Perchtas Reich und wir vermuten, dass sein Nyridenwesen während der Wilden Jagd nach seinem Perseiden sucht. Unserer Meinung nach will er sich mit seiner Seele wieder vereinen und das kann er nur mit der Hilfe von Isidor vollziehen.“
Ungeduldig drückte Anne Arrow ein kleines Säckchen in die Hand. „Wenn die Wiedervereinigung stattgefunden hat, dann streu ihm das ins Gesicht. Davon wird er schlafen wie ein Stein. Du musst dich umgehend, nachdem das geschehen ist, wieder auf den Rückweg machen. Niemand weiß, wozu er fähig ist, wenn er aufwacht.“
Verwirrt betrachtete Arrow das Säckchen.
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