Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
Stone gegangen war.
Rose hingegen duldete nur ihrer Enkelin zuliebe einen Elfen in ihrem Haus. Sie traute diesen spitzohrigen Burschen nicht über den Weg. Arrow fand, dass ihre Großmutter übertrieb, doch es nützte nichts, ihr dieses Misstrauen ausreden zu wollen.
Als die beiden Frauen es sich an der Feuerstelle in der Küche gemütlich machten, schaute Arrow verträumt zum Fenster hinaus. Eine Schar kichernder kleiner Feen zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Sie waren kaum größer als ein Finger und in dicke Wintermäntel gehüllt.
Auf tellergroßen Eisblumen glitten sie vom Himmel herab und versprühten ihren Feenstaub über das Dorf. Leider empfingen sie die Bewohner immer mit gemischten Gefühlen, denn sie galten allgemein als Vorboten der Rauhnächte. Einerseits war ein jeder sehr dankbar für das schützende Geschenk der Feen, doch fürchtete man mehr das bevorstehende Ereignis, zu dessen Zweck der Staub diente.
Von allen Gefahren, die diese Welt in sich barg, gehörten die Rauhnächte zu den meist gefürchteten. In jenen Nächten zog Frau Perchta mit ihrer Dämonen- und Geisterschar aus, um jeden Unseligen, der sich zu dieser Zeit im Freien aufhielt, ins Verderben zu stürzen. Wen sie erwischten, der war unweigerlich verloren.
Diejenigen, die in den Rauhnächten ihr Haus verließen, wurden von den Dämonen mitgezerrt, gequält und in Perchtas Reich entführt.
Es gab aber auch Leichtsinnige, die diese Dämonen nicht allzu ernst nahmen. Und es gab auch Neugierige. Doch wer es mit den Geistern aufnahm, verfolgte nicht selten das Ziel, jemanden Geliebtes wieder zu treffen, der bereits das Zeitliche gesegnet hatte. Aber auch wenn dieses Vorhaben glückte, so führte es dennoch ins Verderben. Oft erkennt der Verstorbene die vertraute Seele gar nicht wieder. Aber selbst wenn er es tut, so ist der Geist durch Perchtas Reich so verändert, dass er den eigenen Freund so lange quält, bis auch diese Seele unwiederbringlich verloren ist.
Natürlich gab es viele Rituale, die vor den Geistern der Wilden Jagd Schutz boten, doch auch der Feenstaub tat seine Wirkung. Man konnte nicht vorsichtig genug sein.
Von allen Seiten stürmten die Leute herbei, um die Gabe der kleinen Feen zu empfangen. Ganz besonders die Kinder waren überaus angetan von den winzigen, warmherzigen Wesen, die so viel Hoffnung und Zuversicht in den Herzen aller weckten.
Rose und Arrow beobachteten, wie einer nach dem anderen sich beschenken ließ und es vor dem Haus langsam leer wurde.
Als alle wieder gegangen waren, flog eine kleine Fee zu Arrow ans Fenster und klopfte zart. Als Arrow es öffnete, lächelte sie das kleine Wesen herzlich an und überwarf die beiden Frauen mit dem Staub. Dann kehrte die Fee zurück, kletterte auf ihre Eisblume und verschwand mit einem kräftigen Windstoß wieder in den Lüften. Noch aus der Ferne war ihr liebliches Kichern zu hören.
Diese kleinen Wesen waren so furchtlos und taten so viel Gutes. Arrow beneidete sie.
Rose umfasste die Hand ihrer Enkelin. Sehr wohl hatte sie bemerkt, wie beeindruckt Arrow von den Feen war.
„Kind“, sagte sie liebevoll. „Dort draußen wartet eine zauberhafte Welt darauf, von dir entdeckt zu werden. Verschließe dich ihr nicht.“
Am nächsten Morgen waren Arrow und Rose sehr zeitig auf den Beinen, um das Haus zu putzen. In einem Tag schon sollte die Wilde Jagd beginnen. Sauberkeit und Ordnung boten Schutz vor den Geistern.
Jeder Winkel des Hauses wurde unter die Lupe genommen.
Am späten Nachmittag eilte Arrow in den Stall, um Merlin für einen Ritt in das Dorf vorzubereiten. Sie wollte Row aufsuchen, um ihren Schimmel noch einmal untersuchen zu lassen.
Der Hafereimer fiel ihr vor Schreck aus der Hand, als ein Kopf hinter Merlin hochschnellte.
„Alles in bester Ordnung.“
Erschrocken von Arrows Reaktion trampelte der Schimmel wild umher.
„Ruhig, ganz ruhig“, redete Row auf Merlin ein.
„Sag mal – BIST DU WAHNSINNIG?“, fauchte Arrow. „Normale Leute klopfen an die Tür. Sie warten brav und treten erst dann ins Haus ein, wenn sie darum gebeten werden. Du hättest dich ankündigen können!“
„Das mag wohl sein“, erwiderte Row. „Doch gehöre ich gewiss nicht zu diesen Leuten und euer Haus habe ich auch nicht betreten, denn wir befinden uns hier – wie du mir sicherlich zustimmen wirst – im Stall.“
Row klang gar nicht sehr wohlwollend. Immerhin war er ein Elf und der Ton in seiner Stimme sollte Arrow daran erinnern, dass sie nicht
Weitere Kostenlose Bücher