Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
Arrow strahlend. „Ein Einhornfohlen!“
Mit leuchtenden Augen kniete sie sich auf den Boden und streckte ihre Hand aus. Nach einem kurzen Zögern stapfte das Fohlen auf sie zu und verlor von einem Moment auf den nächsten seine ganze Angst. Die schüchterne Zurückhaltung wich verspieltem Schmusen.
Arrow streichelte das kleine Einhorn und es genoss die Zuneigung in vollem Maße.
„Oh, wie niedlich. Sieh nur – es leckt an meiner Hand.“
Arrow war wie verzaubert. Das kleine Fohlen nahm sie völlig für sich ein.
„Ja, sie scheint dich sehr zu mögen“, bemerkte der Elf trocken.
„Sie?“, fragte Arrow. „Also haben wir hier eine kleine Stute.“
„Ihr Name ist Roga und sie wird für eine Weile bei dir bleiben.“
Plötzlich war Arrow wie versteinert. Langsam erhob sie sich vom Boden und erwiderte erschrocken Rows Blick.
„Sie soll hier bleiben? Ein Einhorn bei uns im Haus? Wie stellst du dir das vor? Wenn jemand davon erfährt, sind Großmutter und ich hier nicht mehr sicher. Und Roga sowieso nicht. Das kann ich nicht verantworten. Es wird uns alle in Teufels Küche bringen.“
„Anscheinend hast du mich nicht verstanden, Arrow. Das war keine Bitte.“
Row sah sehr ernst aus und seine Worte klangen beinahe wie eine Drohung.
„Du wirst sie bei dir behalten und großziehen. Sobald sie ausgewachsen ist, werde ich sie holen und in das Elfenreich bringen. Dort wird sie eines Tages unserem Schutz dienen.“
„Aber Row, weißt du überhaupt, was du da von mir verlangst? Die Einhörner dieser Welt sind nahezu ausgestorben. Ich dachte nicht, dass ich überhaupt jemals eines zu Gesicht bekommen würde. Die wenigen, die der Winter noch nicht dahingerafft hat, werden gejagt und abgeschlachtet. Sollte jemand mitbekommen, dass ich ein solches Tier in meinem Haus habe, sind unsere Tage hier gezählt!“
„Genug jetzt!“, unterbrach sie Row. „Ich sage es dir ein letztes Mal – das ist keine Bitte, Arrow. Entweder du ziehst sie für mich groß oder du und deine Großmutter werden am eigenen Leib erleben, was wirkliches Unheil bedeutet.“
Arrow sah sich in die Knie gezwungen. Die Drohung eines Elfen sollte man immer und in jedem Falle ernst nehmen. Rose erinnerte sie allzu oft daran, wenn sie Row aufsuchte. Und Arrow wusste nur zu gut, dass es – hatte man erst einmal den Zorn eines Elfen auf sich gezogen – keinen Ausweg geben würde. Weder Betteln oder Flehen konnten einem dann noch helfen.
Für Arrow stellte sich die Frage, was wohl schlimmer wäre – Rows Vergeltung oder dass die falschen Leute von dem Einhorn erfuhren. Es nahm sich wohl kaum etwas. Allein die Tatsache, dass sie, wenn sie es schlau anstellte, lange genug vertuschen könnte, ein Einhorn im Haus zu haben, war ein eindeutiger Pluspunkt.
„Was frisst denn so ein Einhorn?“, fragte sie niedergeschlagen.
„An jedem Abend und an jedem Morgen wirst du neben eurer Haustür ein Bündel Heu vorfinden. Das gibst du ihr und nur das. Du musst gut auf sie achten, solange sie bei dir ist. Sollte ihr etwas zustoßen, werde ich dich dafür zur Rechenschaft ziehen.“
Besorgt schaute Arrow die kleine Roga an. „Und was soll ich tun, wenn jemand sie erkennt? Gibt es eine Möglichkeit, dich dann zu erreichen?“
Row winkte ab. „Keine Sorge. Niemand wird sie erkennen. Ihr Horn wird anderen verborgen bleiben.“
„Oh, na gut. Aber hättest du das dann nicht auch vor mir verbergen können? Du hättest ja sagen können, dass sie ein Elfenross ist. Mir wäre lieber, ich würde die Wahrheit nicht kennen.“
„Auch dann wäre es nicht weniger gefährlich, sie im Haus zu haben“, erwiderte der Elf unbeeindruckt.
Verspielt hüpfte Roga um Merlin herum. Er war aus dem Alter raus, um herumzutollen. Trotzdem störte ihn das kleine Einhorn nicht.
Warum ich, fragte sich Arrow. Sie dachte daran, dass ihre Großmutter furchtbar wütend sein würde. Vermutlich würde sie ihr sogar den Kopf abreißen. Vielleicht wäre dieser Aspekt dann aber auch positiv zu betrachten, denn wenn der Kopf erstmal ab wäre, hätte sie Ruhe vor Elfen und Einhornjägern.
Auf jeden Fall hatte es Priorität, sich fürs erste nur und uneingeschränkt vor Rose zu fürchten. Sicher würde ihre Großmutter nicht so ruhig bleiben wie damals, als Arrow das Kelpie mit nach Hause gebracht hatte.
Bei diesem Gedanken fiel Arrow jedoch gleich noch etwas Anderes ein. „Row, könntest du dir Stone noch einmal anschauen, bevor du dich auf den Heimweg machst? Zwar hat er kein
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