Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
manipuliert wurden. Aber vielleicht hätte sie dieses Ereignis innerlich auch so zerrissen, dass die Schmerzen unerträglich gewesen wären. In einem solchen Fall sollte sie natürlich dankbar für Rogas Gabe sein. Sie wusste es nicht und ließ es einfach auf sich beruhen. Ändern könnte sie es ohnehin nicht.
In der Hoffnung, Rose auf andere Gedanken bringen zu können, räumte Arrow flink den Tisch ab und erklärte ihr, was sie noch alles im Haus erledigen könnte – nun, da sie so voller Tatendrang steckte. Sie sagte, dass sie die Nacht durchmachen wolle, so dass sich die beiden Frauen am nächsten Tage schöneren Dingen widmen könnten als dem Haushalt.
„Das hat dein Elf alles schon erledigt“, murmelte Rose benommen.
„Wann denn das?“, fragte Arrow erfreut.
„Zum gleichen Zeitpunkt, an dem er solche Sachen immer tut – wenn wir nicht hinsehen.“
„Das ist doch großartig! Dann können wir uns auch jetzt gleich schöneren Dingen widmen. Worauf hast du Lust, Großmutter?“
Teilnahmslos zuckte Rose mit den Schultern.
„Wie wäre es denn, wenn wir in meine Werkstatt gehen? Ich könnte dir die neuen Krüge zeigen oder ich lese dir etwas vor oder … Oh, jetzt habe ich es – wir könnten den Bäcker beim Aufräumen beobachten. Vielleicht schleckt er ja wieder die Teigschüssel mit seiner Zunge aus und wäscht sie danach nicht ab.“
Arrow freute sich über so viele gute Ideen. Eine davon würde Rose bestimmt gefallen. Sicher die letzte. Das war immer ihre Lieblingsbeschäftigung. Und während Arrow sich nie sonderlich dafür begeistern konnte, heimlich andere Leute zu beobachten, da man viel zu oft Dinge erfuhr, die man eigentlich gar nicht wissen wollte, war sie diesmal ganz angetan von dieser Vorstellung.
„Heute nicht, mein Kind. Vielleicht morgen“, murmelte Rose bekümmert.
„Aber morgen beginnen doch die Rauhnächte. Aus dem Fenster zu schauen, während die Dämonen toben, ist das Dümmste, was man tun könnte – ausgenommen, du möchtest dann draußen einen Spaziergang machen. Das wäre natürlich noch unvernünftiger.“
„Du hast Recht, mein Kind.“ Völlig benommen merkte Rose, dass ihre Gedanken sie nicht loslassen wollten. Sie hatte nicht damit gerechnet, so unvorbereitet mit der Vergangenheit konfrontiert zu werden. Es war kaum in Worte zu fassen, was diese kleine Blume in ihr ausgelöst hatte. Über all das war sie dann schon wieder glücklich über Rogas Anwesenheit. Undenkbar, wenn das jetzt auch noch ihre Enkelin belasten würde.
Besorgt setzte Arrow sich zu Rose an den Tisch und versuchte, sie zu trösten.
„Großmutter, ich verstehe deinen Kummer. Oder nein … Eigentlich verstehe ich ihn nicht. Doch ich weiß sehr wohl, dass ich heute nicht ich selbst bin. Tatsache ist allerdings, dass wir daran nichts ändern können. Sich den Kopf darüber zu zerbrechen macht es nicht besser. Drum bitte ich dich von ganzem Herzen – lass es auf sich beruhen.“
Erschöpft lächelte Rose sie an. „Ich weiß, dass du es nur gut meinst, mein Kind, und vielleicht hast du auch Recht. Du bist so ein gutes Mädchen.“
Der Stolz leuchtete in Roses Augen. Obwohl Arrows Sinne vernebelt wurden, behielt sie noch immer einen kühlen Kopf für das Wesentliche. Für ihr Alter wirkte sie überaus erwachsen.
„Dann wollen wir jetzt nach oben gehen?“, fragte Arrow fröhlich.
„Nein, heute nicht“, antwortete Rose. „Ich bin sehr müde. Ich denke, dass ich jetzt zu Bett gehen werde.“
Arrow war enttäuscht, wollte ihre Großmutter jedoch nicht zurückhalten, denn die Erschöpfung war ihr durchaus anzusehen.
„Macht es dir denn etwas aus, wenn ich noch ein wenig hier bleibe, um mit Roga zu spielen? Immerhin ist dies ihre erste Nacht hier. Sicher fürchtet sie sich allein.“
Rose nickte. Eine Weile beobachtete sie noch ihre Enkelin beim Spielen mit dem Fohlen.
„Niedliches kleines Ding“, schwärmte Arrow, als sie das Einhorn hinter den Ohren krauelte. „Wie kommt es nur, dass jemand auf dich Jagd machen kann? Am besten wäre es, wenn du deine Verfolger mit ihren Gefühlen zur Hölle jagst.“
„Das kann sie jedoch nur bei solchen tun, die auch über Gefühle oder einen schwachen Willen verfügen“, erklärte Rose. „Nicht alle Wesen sind mit Empfindungen ausgestattet. Viele Kreaturen sind eiskalt. Sie sind es, die die Einhörner jagen und für sich zur Waffe machen.“
Entrüstet schaute Arrow ihre Großmutter an.
„Kind“, erwiderte Rose ihren Blick, „es gibt immer
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