Winterwelt (Sommer-Sonderpreis bis zum 06.08.2012!) (Winterwelt Trilogie) (German Edition)
lebte in einem schönen Haus und vor allem hatte sie Rose. Im Vergleich zu der kleinen Emily war ihr Schicksal so wunderbar und doch verbrachte sie die meiste Zeit damit, sich vor der Welt zu verstecken.
„Ich werde schnell zum Bäcker gehen“, sagte Rose. „Decke uns doch eben den Tisch, damit wir gleich essen können.“
Lächelnd nickte Arrow ihrer Großmutter zu.
Erschöpft von der langen Nacht nahmen die beiden Frauen ihr Frühstück zu sich, während Merlin und Roga tief und fest neben der Feuerstelle schliefen. Grey war inzwischen von ihrer Jagd zurückgekehrt. Rose hatte sie losgeschickt, als sie zum Bäcker gegangen war. In den frühen Morgenstunden ließ sich noch etwas für die Eule finden.
Nach dem Essen wurde noch schnell aufgeräumt, bevor sich die beiden Frauen schlafen legten. Sie mussten fit für den Abend sein, wenn alles wieder von vorne beginnen würde.
Während der kommenden Nächte bestimmte die Wilde Jagd den gesamten Ablauf. In dieser Zeit dachte Arrow besonders viel an Stone. Am Tage durfte sie ihn nicht besuchen. Zu gefährlich wäre es für ihn, wenn jemand sehen würde, dass er noch lebte.
Des Nachts durfte sie das Haus ohnehin nicht verlassen. Nach und nach wurde das nächtliche Treiben zur Gewohnheit.
Eine neue Lieblingsbeschäftigung schienen die Dämonen darin gefunden zu haben, gegen Fenster und Türen zu hämmern und Arrows Namen zu rufen. Im ganzen Dorf wunderte man sich inzwischen darüber.
Endlich war die letzte der Rauhnächte gekommen. Nur noch wenige Stunden und dann würde endlich wieder der Alltag einkehren … Oder auch nicht.
Arrow erinnerte sich an den Auftrag im Schloss. Noch war ihre Entscheidung diesbezüglich nicht gefallen. Einerseits sträubte sie sich noch immer dagegen, doch dann musste sie auch wieder an das Schicksal der kleinen Emily Jane denken, die ihre Einsamkeit nicht selbst gewählt hatte und vermutlich alles darum gegeben hätte, mit Arrow tauschen zu können.
Die arme Emily. Ihr zuliebe wollte Arrow es versuchen und so teilte sie ihre Entscheidung an jenem Abend Rose mit. Natürlich war ihre Großmutter ganz aus dem Häuschen. „Ach Kind! Du glaubst ja gar nicht, wie sehr ich mich darüber freue! Mit Sally habe ich auch schon gesprochen. Das Fohlen kannst du dorthin mitnehmen.“
Arrow war außer sich. „Du hast ihr von dem Einhorn erzählt!“
„Aber Kind, wo denkst du hin? Ich sagte ihr, dass du ein kleines Pferd im Wald gefunden hättest, welches du jetzt aufziehen würdest. Natürlich darf niemand erfahren, dass es sich dabei um ein Einhorn handelt.“
„Da hast du vollkommen Recht, Großmutter“, erwiderte Arrow. „Und genau deshalb musst du dich ab jetzt um Roga kümmern.“
„Daraus wird wohl nichts“, winkte Rose ab. „Der Elf hat sie dir anvertraut und du wirst sie wohl oder übel mitnehmen müssen. Diese Aufgabe ist nicht übertragbar.“
„Aber dann wird sie doch jeder sofort erkennen!“
„Wie kommst du denn darauf? Der Elf sagte doch, dass er sich darum kümmern würde, ihre wahre Identität zu verschleiern. Daran wird er sich ganz sicher halten.“
„Daran hält er sich? Aber du hast sie sofort erkannt, nachdem du nur einen Blick auf sie geworfen hast!“ Arrow fühlte sich auf den Arm genommen.
„Aber das heißt doch nicht, dass andere sie auch erkennen werden. Kind, glaube mir, der Elf hat dich, was das angeht, nicht betrogen.“
„Und wie kommt es dann, dass du gleich wusstest, was sie ist?“
„Das“, antwortete Rose grinsend, „bleibt mein Geheimnis.“
Voller Zufriedenheit, ihre Enkelin endlich sprachlos zu sehen, schloss Rose ihre Augen, lehnte sich zurück und schlief, trotz des schallenden Lärms vor der Tür, friedlich ein.
Kopfschüttelnd über diese rätselhafte Antwort warf Arrow Marb einen enttäuschten Blick zu, doch wie immer saß das Moosweiblein nur ganz ungerührt da.
Vorsichtig deckte Arrow ihre Großmutter zu und schnappte sich das Buch, das Rose krampfhaft während der letzten Nächte zu lesen versucht hatte.
Arrow beschloss, am nächsten Morgen selbst zum Bäcker zu gehen und ihre Großmutter erst zu wecken, wenn das Frühstück fertig war. Das hatte Rose sich verdient und außerdem würde Arrows zurückgezogenes Leben ohnehin bald vorbei sein.
Mit dem Klang des ersten Hahnenschreis legte Arrow das Buch zur Seite, zog sich Mantel und Stiefel über und öffnete die Tür. Was sie sah, ließ das Blut in ihren Adern gefrieren.
Die Nacht war noch nicht vorbei und die
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