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Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition)

Titel: Winterwende: Die Welt aus Blut und Eis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Ruckley
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Gefühl beginnenden Verfalls vermittelten. Nirgends sah sie Menschen, nirgends erleuchtete Fenster, nirgends Rauch aus den Schornsteinen aufsteigen. Es war eine öde Landschaft.
    Als sie nach Anduran selbst kamen, stieg ihr der Geruch von feuchtem, verbranntem Holz in die Nase. Viele Häuser bestanden nur noch aus verkohlten Gerippen. Schutt übersäte die Straßen. Die Pferde stiegen über Tote hinweg, die noch niemand bestattet hatte. Aus einem Hauseingang griff ein schwarz verkrusteter Arm ins Leere. Ein rußverschmiertes weißes Laken hing regenschwer aus einem offenen Fenster. Ein Bussard hockte auf den Resten eines Dachstuhls und beobachtete die Ankömmlinge mit schräg gelegtem Kopf.
    Sie ritten durch winklige Gassen auf den Marktplatz und die dahinter aufragende Burg zu. Hier hatte man die Leichen bereits eingesammelt und fortgebracht. Hunde und Krähen streiften umher. Kleinere Horden von Kriegern zogen auf der Suche nach Beute durch die Ruinen. Anyara fiel eine Gruppe auf, die sich stark von den anderen unterschied. Die mit Fellen und Lederbeinlingen bekleideten Soldaten hatten ihre verfilzten Haare zu Zöpfen geflochten und wuselten über die Trümmer eines Gebäudes hinweg wie Ratten über einen Leichnam. Sie hielten einen Moment lang inne, um die Reiter anzustarren, ehe sie ihr Gewühl fortsetzten. Ihre raue, kehlige Sprache erinnerte Anyara an Hundegebell. Das müssen Tarbains sein, dachte sie, Angehörige jener wilden Stämme, die schon lange vor Ankunft der Geschlechter vom Schwarzen Pfad im Norden gelebt haben. Wenn sie mit Kanin in den Süden gezogen waren, dann entging wohl nichts im Tal des Glas der Plünderung.
    Die Bauwerke, die bis vor Kurzem die Südseite des Marktplatzes gesäumt hatten, waren verschwunden. An ihrer Stelle erhoben sich schwarze Trümmerhaufen. Eine der Feuersbrünste musste hier ihren Ausgang genommen haben. Sie hatte die Häuser, die Läden und die Lagerhäuser der Kaufleute bis auf die Grundmauern zerstört. Auf dem Platz dahinter herrschte emsiges Treiben. An einer Seite waren Pferde in langen Reihen angepflockt, bewacht von grimmigen Männern, die sich vor der Nässe unter vorspringende Dächer geflüchtet hatten. Eine schwer mit Waffenbündeln und Lebensmittelsäcken beladene Maultierkarawane trottete über den Platz, begleitet von etwa dreißig Speerkämpfern in Regenumhängen. Die Hufschmiede an der Westseite des Platzes glich einem Bienenhaus. Blasebälge fauchten, Funken sprühten, und Hämmer dröhnten.
    Die Burg erhob sich über die Dächer im Norden, halb verhüllt von den Regenvorhängen. Sie wirkte still und verlassen. Anyara hatte eigentlich erwartet, dass dort oben eine Schlacht toben würde. Stattdessen schien es, als warte die Feste zusammengekauert auf besseres Wetter.
    Kanin nan Horin-Gyre hatte das größte noch unversehrte Gebäude am Rand des Platzes in Besitz genommen, das Haus eines Pelzhändlers, der in solcher Hast geflohen war, dass er einen Ballen prächtiger Marderfelle am Kopfende des Esstisches liegen gelassen hatte. Kanin saß darauf, als man Anyara und Inurian zu ihm brachte. Eine Handvoll Krieger mit harten Gesichtern lehnte an der Tischkante oder lümmelten auf den teuren Stühlen herum.
    Auch eine junge Frau befand sich im Raum, etwa ein halbes Jahrzehnt älter als Anyara. Sie trug eine leichte Weste aus fein gearbeiteten Kettengliedern, ein goldenes Collier und breite glitzernde Fingerringe. Ihr glattes, langes Haar war schwarz wie gesponnener Obsidian. Als Anyara ihrem Blick begegnete, sah sie nur Kälte, äußersten Hochmut und Verachtung.
    »Willkommen«, lächelte Kanin. »Wie Ihr seht, habe ich einen Thron gefunden.« Er strich mit den Händen über die dunklen Felle. »Er ist bestimmt wertvoller als der Thron, auf dem Croesan droben in seiner Burg sitzt. Wenn dies mein Haus gewesen wäre, hätte ich eine solch kostbare Beute nie und nimmer zurückgelassen.«
    »Es ist jetzt dein Haus«, meinte die Frau.
    »Allerdings. Da magst du recht haben.« Kanin wandte sich Anyara zu. »Verzeiht, ich habe Euch noch nicht einander vorgestellt. Meine Schwester Wain – Anyara, die Tochter des verstorbenen Herrn von Kolglas.«
    Wain nan Horin-Gyre verneigte sich spöttisch, während sie unablässig mit den Ringen an ihren Fingern spielte. »Sehr erfreut«, sagte sie.
    Anyara gab keine Antwort, sondern bemühte sich um eine würdevolle Haltung, obwohl sie bis auf die Haut durchnässt, schlammverspritzt und mit Kratzern übersät war.
    »Mach dir

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