Winterwunder
Parker seufzte wohlig. »Schöne Zeiten. Ich denke mir, Linda war ziemlich sauer, als sie zu dir in die Werkstatt kam, um ihn abzuholen.«
»So kann man es auch ausdrücken.«
Während Parker weiter an ihrer Pizza knabberte, musterte sie Malcolm. Dann schüttelte sie den Kopf. »Also, raus damit. Ich habe nur gehört, dass du ihr gesagt hast, sie könne den Wagen erst mitnehmen, wenn sie die Gebühren für das Abschleppen und Unterstellen bezahlt hätte, und dass sie dann ausgeflippt ist.«
»Viel mehr war da auch nicht. Sie ist wahnsinnig ausgetickt. Sie hat versucht, alles auf Mac abzuwälzen, aber da war sie bei mir an der falschen Adresse, vor allem, weil meine Mutter mir ein paar Hintergrundinformationen gegeben hatte.«
»Deine Mutter kennt Linda?«
»Sie wusste eine ganze Menge über sie, und meine Mutter ist eine zuverlässige Quelle. Auch ohne das hätte ich schnell kapiert, wie der Hase läuft. Aber im Grunde war die Rechnung einfach – ich habe den Wagen abgeschleppt, also werde ich auch dafür bezahlt.«
Mal gestikulierte mit seiner Cola. »Dann hat sie sich vom Schimpfen aufs Jammern verlegt. Weißt du, so, ob ich ihr nicht, bitte, helfen und diesen kleinen Gefallen tun könnte. Aber das Beste war, als sie angeboten hat, die Schuld durch persönliche Dienste zu begleichen.«
»Sie … o Gott.«
»Das erste Mal, dass ich als Bezahlung fürs Abschleppen einen Blowjob angeboten bekommen habe.«
Parker konnte ihn nur sprachlos anstarren.
»Du wolltest es wissen.«
»Ja, stimmt. Aber falls Mac jemals fragt, lass den Teil bitte aus.«
»Sie hat schon gefragt, und ich habe es nicht erzählt. Warum sollte ich? Ihre Mutter hat sich blamiert. Das hat mit Mac nichts zu tun.«
»Nein, aber eine Menge Leute unterscheiden das nicht so genau.« Er schon, stellte Parker fest. Aus welchem Grund auch immer durchschaute er das Ganze vollkommen. »Mac hat im Laufe der Jahre wegen Lindas Aktionen viel einstecken müssen. Wenn es irgendwie geht, wird sie sogar Macs Hochzeit ruinieren oder ihr zumindest etwas von ihrem Glanz nehmen.«
»Das wird sie nicht.« Achselzuckend aß Malcolm weiter. »Womit Mac nicht fertig wird, das regelt Carter. Und was beide nicht schaffen, erledigst du.«
»Daran denke ich beim nächsten Mal, wenn ich von einem Linda-Alptraum aufwache. Hast du Del von Lindas … Angebot erzählt?«
»Klar. Wenn ein Typ so ein Angebot kriegt, hat er das Recht, damit vor seinen Freunden zu prahlen.«
»Ihr seid echt eine seltsame Spezies.«
»Danke, gleichfalls, Legs.«
Die ganze Erfahrung – das Wort half ihr, den Abend richtig einzuordnen – erwies sich als bedeutend unkomplizierter und amüsanter als erwartet. Andererseits, das musste sie zugeben, waren ihre Erwartungen gleich null gewesen.
Es wäre sicherlich angenehmer, einfach eine freundschaftliche Beziehung zu Malcolm als einem Freund von Del zu pflegen. Genau wie zu Jack.
Zu Jack verspürte sie sich allerdings nicht insgeheim so unwiderstehlich und prickelnd hingezogen.
Doch mit einem Prickeln konnte man fertigwerden, bis es nachließ. Vor allem, da es höchstwahrscheinlich einfach eine reflexartige Reaktion auf einen sehr attraktiven Mann war, der deutliches Interesse an ihr zeigte, und das, obwohl sie auf absehbare Zeit weder Zeit für noch Lust auf männliche Gesellschaft hatte.
Auf dem Rückweg zu seinem Motorrad überlegte sie, wie sich das praktisch regeln ließ.
Sie setzte den Helm auf und saß rittlings hinter Mal auf.
Und stellte, sobald sie die Stadt hinter sich gelassen hatten, fest, dass eine Nachtfahrt einem noch einen ganz anderen Kick gab.
Ein völlig neues Gefühl der Freiheit überwältigte sie. Der einzelne Scheinwerfer, der auf die dunkle Straße fiel, über ihnen das Sternenzelt und der Mond, die sich funkelnd im vollkommen glatten schwarzen Wasser spiegelten.
Gleichzeitig mit dem Kick überkam sie ein Gefühl der Leichtigkeit, der Befreiung von all den Kleinigkeiten, die sich in ihrem Kopf drängten. Sie mochte das Gedränge, dachte sie, ja, sie lebte sogar davon. Doch es war zu lange her, dass sie sich einfach mal entrümpelt und ihren Akku wieder aufgeladen hatte.
Wer hätte gedacht, dass ein Abend mit Malcolm diesen Hebel umlegen würde?
Die Wirklichkeit wartete auf sie, und sie wusste ihre Wirklichkeit zu schätzen, doch Malcolm hatte ihr zu einer Atempause verholfen, einem kleinen Abenteuer, einer sehr angenehmen Unterbrechung ihrer Routine.
Als sie die lange, gewundene Zufahrt zu ihrem Haus
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