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Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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bemerkt habe.
    „ Ich muss los jetzt“, sagte Leonie unvermittelt, „und danke.“
    „ Wofür?“
    „ Es weiß kaum jemand, dass ich male, deswegen bekomme ich auch wenig Resonanz. Manchmal denke ich, ich bin schlecht, dann wieder, ich kann’s ganz gut.“
    Leonie wandte sich zur Tür.
    „ Sie können es hervorragend “, bestätigte Anke.
    Leonie war schon an der Tür.
    Anke überlegte. Verdammt, sollte sie? Und schon platzte sie los. Im letzten Moment bemühte sie sich, ihrer Stimme die Anspannung zu nehmen und es wie beiläufig klingen zu lassen. „Haben Sie schon mal etwas von Psychokinese gehört?“
    Diese Frage traf Leonie unvorbereitet und mit voller Wucht. Die Züge um ihren Mund verhärteten sich sofort. Kaum vorstellbar, dass sie eben noch gelacht hatte. Anke sah in die aufgerissenen erschrockenen Augen. Für einige Sekunden schien Leonie der Atem zu stocken und alle Farbe verließ ihr Gesicht. Dann lachte sie, wie es Anke vorkam, aus lauter Verblüffung. Lachen hat schon oft einer bedrohlichen Situation den Stachel genommen, dachte Anke dabei.
    „Warum fragen Sie das?“
    Die Worte hörten sich, nun, nachdem sie sich wieder gefangen hatte, ebenfalls wie beiläufig an.
    Anke fuhr sich mit der Zunge nervös über die Lippen. War sie wieder über das gewünschte Ziel hinaus geschossen? Sie stöhnte innerlich auf. „Sie müssen gehen. Ich will Sie nicht länger aufhalten, Frau Rosskamp.“
    Leonie stand an der Tür. Sie rührte sich nicht. Anke kam es vor, als hätte sie keine Lust, der Aufforderung ihres Vaters zu folgen. „Was wissen Sie darüber?“ überraschte sie Anke und kam einige Schritte auf sie zu, während sie mit einer Hand ihren Mund bedeckte und Anke fixierte, sodass es ihr für einen Moment unbehaglich zumute wurde. Sie wird mich doch wohl nicht ..., überlegte sie. Sprechen, reden. „Es soll sich dabei um physikalisch unerklärbare Auswirkungen auf materielle Dinge handeln und diese werden psychisch ausgelöst.“
    Anke legte eine Pause ein und wartete auf Leonies Reaktion. Doch sie schwieg. Anke erläuterte weiter. „Mit anderen Worten ist Psychokinese schlicht gesagt das Einwirken der Psyche einer Person ...“, Anke bemerkte, wie sich Leonie anspannte, „einer Person, und zwar auf äußere Objekte oder auf Prozesse.“
    Leonie sagte noch immer nichts. Anke spürte eine leichte Unsicherheit in sich aufkommen und befürchtete, jetzt die zarte Annäherung zunichtegemacht zu haben. Sie musste irgendwie einen Bogen schlagen.
    „In Freiburg“, begann sie, „gibt es ein Institut. Dort arbeiten Psychologen, Wissenschaftler, die sich mit dem Gebiet der Parapsychologie beschäftigen, ich meine ...“
    „ Ach, glauben Sie, dass ich mich dahin wenden sollte?“
    Anke jubelte innerlich. Leonie hatte indirekt ihre Fähigkeit zugegeben.
    „Nein“, lächelte Anke, „das meine ich nicht.“
    „ Was wollen Sie denn dann überhaupt?“
    „ Vertrauen Sie mir, Frau Rosskamp“, sagte Anke jetzt in einem sanften Ton. „Ich will Sie weder verraten noch es hinaus posaunen oder in sämtlichen Zeitungen veröffentlichen. Ich möchte lediglich wissen, ob meine Wahrnehmung noch in Ordnung ist. Ob es wirklich stimmt, was ich gesehen habe.“
    Und hier log sie nicht einmal.
    „Zeitungen?“, wisperte Leonie, als wäre es das Einzige, was bei ihr von dem Gesagten hängen geblieben war. Ihre wiedergewonnene Gesichtsfarbe verflüchtigte sich erneut. Shit, dachte Anke für einen Moment. Das Wort Zeitungen hätte sie weglassen sollen.
    „ Sie können mir wirklich vertrauen, auch wenn ich Journalistin bin“, beteuerte Anke.
    Die junge Frau sah sie nun erstaunt mit leicht geöffnetem Mund an. Anke hörte regelrecht, wie es in Leonies Kopf ratterte. Wahrscheinlich sah sie sich schon durch sämtliche Medien gereicht. Eine fast greifbare Spannung lag zwischen ihnen. Leonie schaute sie argwöhnisch an.
    „Sie können mir wirklich vertrauen“, versuchte Anke es noch einmal. Spontan zog sie ihre Kappe vom Kopf und schüttelte ihre Locken. Dann probierte sie, ein verbindliches Lächeln aufzulegen. „Allein unsere gemeinsame Haarfarbe ... Ich habe das Gefühl, ich stünde meiner kleinen Schwester gegenüber, was Sie ja wirklich sein könnten.“
    Ich rede einen Mist, dachte Anke, dann wiederum, nein, so abwegig war das gar nicht. Sie fühlte sich auf eigenartige Weise zu dieser faszinierenden Frau hingezogen und irgendwie musste sie doch an diese unnahbare Person herankommen. Es hatte doch eben schon so

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