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Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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war sicher bereits auf dem Weg nach Koblenz. Er wollte sich dort mit einigen Moselwinzern treffen. Sie würde ihn nicht beim Frühstück sehen und musste sich später nicht heimlich davon stehlen, um seinen Fragen auszuweichen. Erleichtert darüber stand sie auf, überquerte die Diele hinüber ins Bad zur Morgentoilette und brauchte sich dafür heute nicht einmal in ihren Bademantel zu hüllen. In der Küche ließ sie sich von Frau Senge ein kleines Frühstück herrichten. Nach einer heißen Tasse Kaffee und zwei knusprigen Käsebrötchen fühlte sie sich erstmals seit den letzten Tagen beinahe gut. Sie ging auf die verwaisten Terrassen und blickte hinüber zum Krausberg mit seinem Aussichtsturm. Es war verrückt, aber sie war noch niemals dort gewesen und hatte von der anderen Seite auf das Weingut geschaut. Noch etwas mehr als eine Stunde und die Terrassen würden sich mit den ersten Wanderern füllen, die ein kräftiges Frühstück oder schon ein Mittagessen einnahmen.
    „ Guten Morgen“, hörte sie Thomas’ sanfte tiefe Stimme hinter sich. „Das wird ein wunderschöner Tag heute. Aber nur für die Gäste“, lachte er. „Für uns bedeutet er Stress.“
    Sie war froh, dass er einige Sätze hintereinander sprach. Ihr so unbewusst Zeit gab, sich zu fangen, ehe sie sich zu ihm umdrehte, ihren Blick erhob, um in sein Gesicht sehen zu können. Immerhin war Thomas mit seinen ein Meter zweiundneunzig mehr als einen Kopf größer als sie. Unwillkürlich musste sie lächeln, weil sie unvermittelt ein Bild aus früherer Zeit vor sich sah: Thomas mit Bauchansatz und aufgrund seiner enormen Beinlänge zu kurzen Hosen. Der Bauchansatz war mittlerweile wegen seiner körperlichen und seelischen Anspannung aufgrund der Scheidung verschwunden und Hochwasser trug er nur noch bei der Arbeit in der Kellerei oder in den Weinbergen. Sie erwiderte seinen Gruß. Seit gestern im Kräuterberg , seit seinem eigenartigen Blick, hatte sie die Leichtigkeit in seiner Nähe verloren. Vielleicht hatte er sie ja auch früher so angesehen, und es war ihr nur nie aufgefallen? Dass er mehr von ihr wollen könnte, nachdem seine Ehe gescheitert war, als die stille Freundschaft, die sie verband, war ihr nie in den Sinn gekommen. Nicht nur, weil er fünfzehn Jahre älter war als sie. Sie hörte auf, darüber nachzudenken und fragte ihn: „Ich mache bis halb zwei den Weinverkauf. Könntest du mich danach ablösen? Ich denke, nach einer Stunde werde ich zurück sein.“ Auf jeden Fall, bevor Vater heimkommt, dachte sie. Thomas runzelte leicht die Stirn. Für einen Moment glaubte sie schon, er würde es ihr abschlagen, doch dann willigte er ein. Ehe er sie weiter in ein Gespräch verwickeln konnte, erfand sie eine Ausrede, um wieder auf ihr Zimmer gehen zu können.
    Wenn Vater nicht da war, schien das gesamte Haus aufzuatmen. Auf dem Weg nach oben hörte sie aus der Küche übermütiges Lachen. Die Mitarbeiter scherzten und fühlten sich frei von jeglichem Druck. Die Arbeit schien plötzlich Spaß zu machen. Nur zu gut kannte Leonie auch die andere Situation. Wenn still und verbissen vor sich hingearbeitet wurde, weil sich jeder der Anwesenheit des Herrn bewusst war. Wenn Vater fort war, so gestand sie sich ein, entdeckte auch sie warmherzige Gefühle.
    Einige Minuten nach halb zwei saß sie in dem Smart und lenkte ihn bedächtig den Rotweinwanderweg hinunter. Mit Genugtuung schaute sie durch die Windschutzscheibe zum Himmel, an dem sich zaghaft dunkle Wolken auftürmten. Sie hörte ihr Herz klopfen. Der Schmerz in ihrer Brust wich einer inneren Erregung. In Bad Neuenahr parkte sie den Wagen bewusst in der Weststraße an der Grundschule, und nicht direkt auf dem Parkplatz neben der Rosenkranzkirche. Da würden mit Sicherheit die Fahrzeuge der Hochzeitsgesellschaft stehen einschließlich des Brautwagens. Leise begann es grummeln. Leonie schaute gen Himmel. Das Gewitter schien rascher näher zu kommen, als sie gedacht hatte. Ihre Armbanduhr zeigte zehn Minuten vor zwei an. Hastig kontrollierte sie, ob auch all ihre Haare unter der Schirmmütze verborgen waren. Durch ihre Sonnenbrille sah sie alles dunkler als es tatsächlich war. Die ersten Regentropfen fielen vom Himmel. Sie zögerte einen Moment, nahm die überflüssig gewordene Brille ab, schüttelte verneinend ihren Kopf und setzte sie wieder auf. Immerhin verdeckte sie einen Teil ihres Gesichtes. In ihrer schwarzen Hose, einem Top und darüber eine Jeansjacke schaute sie aus wie jemand, der

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