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Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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Schänder.“
    Leonie öffnete und schloss ihren Mund wieder. Sie hatte sich während der kurzen Auseinandersetzung unbewusst rücklings bis ans Fenster geschoben. Aufhören, dachte sie, etwas muss passieren. Etwas, dass sie stoppte, bevor ein Unglück geschah. Sie kannte die cholerische Art ihres Vaters. Aber mit ihren Fähigkeiten wollte sie nicht eingreifen. Nur keine Aufmerksamkeit erregen. Außerdem fühlte sie sich viel zu schwach dazu, dachte dennoch, dass das Schlimme mit etwas noch Schlimmerem abgewendet werden musste. Fensterscheibe, durchfuhr es sie . Kaum hatte sie es angedacht, zerbarst hinter ihr die Scheibe. Verdutzt setzte Leonie einige Schritte vor und hielt in der nächsten Sekunde schreckensstarr die Luft an. Tausende Glassplitter flogen durch die Luft, verteilten sich im Verkaufsraum und im Hof. Rosskamp und Broll hielten augenblicklich in ihrem Gerangel inne. Ihr Vater war so verblüfft, dass er in seiner Kampfposition erstarrte und seine zum Zuschlagen ausgefahrenen Händen in bizarrer Weise in der Luft hielt. Broll starrte ebenfalls überrumpelt auf die zersprungene Fensterscheibe und dann auf Leonie. Sie stand wie vom Donner gerührt bewegungslos da. Broll stob an ihr vorbei, hielt inne, wendete und ging die paar Schritte zu ihr zurück. Er neigte seinen Kopf, sah sie liebevoll an und streichelte mit der flachen Hand ihr Gesicht.
    „ Hab keine Angst. Was auch geschieht, ich liebe dich.“ Leonie schloss für Sekunden die Augen. Dann blickte sie zwischen den Gesichtern der Männer hin und her und erkannte darin das Feuer der Feindschaft, an das noch gestern keiner gedacht, das nur diese drei Worte entfacht hatt e. Ihr schoss das Blut ins Gesicht. Es überdeckte für einige Sekunden ihre blasse grünliche Gesichtsfarbe. Sie hatte seine Gefühle zu ihr geahnt. Thomas warf einen vernichtenden Blick zu Rosskamp, der langsam seine Hände nach unten gleiten ließ. Mit festen Schritten verließ Thomas Broll den Weinverkauf. Sein Bekenntnis Leonie gegenüber hatte Rosskamp scheinbar sprachlos gemacht hatte. Aber nur scheinbar. Kaum war die Tür hinter Broll zugeschlagen, brach ein Wortschwall der Zurechtweisung über Leonie herein. Sie schloss erneut die Augen. Ohne Gemütsreaktion ließ sie Vaters Ausbruch über sich ergehen, denn sie fühlte sich viel zu kraftlos, um auch nur einen aufgebrachten Gedanken in sich aufkommen zu lassen. Erst als sie seine Hände wie ein Prankengriff auf ihren Schultern spürte, die sie hin und her schüttelten, riss sie die Augen wieder auf. Reflexartig jagte ihre rechte Hand vor und knallte ihrem Vater ins Gesicht. Der ließ sofort von ihr ab, zeigte einen erstaunten, ungläubigen Blick, der Leonie ihre Fassung zurückgab. Oh Gott, was hatte sie sich erlaubt? Ein weiterer Prankenhieb auf ihre rechte Wange war die Antwort auf ihre Frage.
    „ Und das ...“, fauchte er, seine Hand klatschte auf ihre andere Wange, „ist für die zerbrochene Scheibe, pass gefälligst auf!“
    Beide Schläge waren so heftig, dass sie schwankte. Mit ausgestreckter Hand suchte sie Halt an der Verkaufstheke hinter ihr und sank daran langsam zu Boden. Endgültig schien alle Kraft aus ihrem Körper zu weichen. Eine neue Welle der Übelkeit überkam sie. Sie würgte, aber ihr Magen war leer und brachte nur noch Galle hervor. Ihr Vater schien sich zu fangen.
    „Leonie, oh mein Gott, Leonie, das wollte ich nicht!“ Seine Hände umklammerten ihre Schulter, als wollten sie verhindern, dass sie mit dem Gesicht während des Übergebens auf den Boden aufschlug. Wie aus weiter Ferne vernahm sie die besorgte Stimme. Sie fühlte sich sanft hin und her geschaukelt, was ihr erneut Übelkeit verursachte. „Du bist ja ganz grün! Ich muss einen Arzt holen!“, hörte sie ihren Vater jammern.
    Leonie schaffte es, mit dem Kopf zu schütteln. „Geht schon“, hauchte sie. Ihr Vater tätschelte mit beiden Handflächen behutsam ihre Wangen. Abwechselnd schloss und öffnete Leonie ihre Augen. Sie schlotterte in ihrer nassen Kleidung. Und wieso bist du überhaupt so pitschnass?« Eine Antwort hatte er anscheinend nicht erwartet, denn er fragte ohne Übergang: „Kannst du aufstehen, mein Kind.“
    Wie fremdartig er spricht, dachte sie trotz ihrer erbärmlichen Situation. Mühsam nickte sie und zog sich an seinen Händen hoch.
    „ Wenn Sie Thomas Broll rausschmeißen, gehe ich auch, und mit mir das gesamte Küchenteam“, erklang unerwartet eine schrille, aufgebrachte Stimme hinter ihnen. Der Lärm hatte die

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