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Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Winzertochter (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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dastehen? Im Augenblick wollte Broll nur weg hier. „Ich bin wirklich übergeschnappt“, murmelte er, als er in den zweiten Gang schaltete und sich entschloss, sein unerklärliches Nachspionieren sofort zu beenden. Er wusste eh nicht, was er mit seinen Beobachtungen eigentlich bezweckte.
    Langsam und nachdenklich fuhr er über Walporzheim zurück nach Ahrweiler. Hin und her gerissen, nach Hause zu fahren oder doch noch mal nach Leonie zu sehen, wich sein Fuß weiter vom Gaspedal zurück. Selbst, dachte er, wenn sein Chef unvermutet am Weingut auftauchen würde, was konnte noch passieren? Automatisch bog Thomas Broll am Ortsende nach links ab in die Weinberge. Sein Herz führte ihn zu Leonie. Hinter der zweiten Serpentine kurz vor dem Hotel Hohenzollern sah er gerade noch das Heck des Lexus' um die Kurve biegen. Verdammt, dachte er sofort und nahm sich vor, doch lieber auf dem Parkplatz des Hotel Hohenzollern zu wenden und endlich nach Hause zu fahren. Als er auf den schmalen Weg zum Hotelparkplatz einbog, entdeckte er bestürzt, dass Rosskamp nicht wie erwartet, nach Hause gefahren war, sondern seinen Wagen in der rechten Ausbuchtung des Weges geparkt hatte. Thomas sah ihn Richtung Weinlage Kräuterberg unterhalb des Hotels schreiten. Broll fuhr an Rosskamps Wagen vorbei bis auf den Parkplatz. Er hatte einen Entschluss gefasst. Sein Chef konnte ihn ruhig sehen. Rosskamp war inzwischen an der Schiefersteintreppe angelangt gegangen. Broll versetzte es einen Stich, denn erst kürzlich hatte er hier mit Leonie gesessen, und sie hatte mit Appetit seinen mitgebrachten Kuchen verschlungen.
    Mit festen Schritten ging er hinüber zu seinem Chef. Es war sicher eine gute Gelegenheit, in der beruhigenden Umgebung der Weinberge, die sie beide liebten und denen sie ihr Leben widmeten, ein klärendes Gespräch zu führen. Doch in dem Augenblick, als er Rosskamp gegenüberstand und sich ihre Blicke trafen, w usste Broll, dass er einen großen Fehler gemacht hatte. Das Gesicht seines Chefs färbte sich von einer Sekunde zur anderen dunkelrot. Seine Augen quollen hervor und sein Mund zuckte vor Erregung. Oh mein Gott, durchzuckte es Broll. Er machte auf dem Absatz kehrt und flüchtete vor Rosskamp in den Wagen, startete und sah sein wutentbranntes Gesicht durch das Seitenfenster. Bevor er seine erhobene Faust dagegen hämmern konnte, gab Broll Gas und stob mit quietschenden Reifen davon.

15
     
    Mit einem Aufschrei erwachte Leonie aus ihrer düsteren Fantasie. In der ersten Sekunde war sie unsicher, ob sie im Wachzustand oder noch in ihrem Traum verweilte. Ihr Atem ging schnell. Sie zitterte und verspürte sich noch mit ihren Traumbildern verwoben. Die schwarze drohend vor ihr aufgeblähte Dogge hatte ein janusköpfiges Gesicht, das einerseits ihren Vater und andererseits Onkel Lennart darstellte. In ihrem Zimmer war es stockfinster. Sie wusste nicht, ob es Morgen, Abend oder noch Nacht war? Hastig suchte ihre Hand den Einschaltknopf ihrer Nachttischlampe. Als der schwache Strahl ihre Umgebung erhellte, blickte sie auf die Uhr. Vier Uhr früh. Hatte sie wirklich nur ein paar Stunden geschlafen? Sie fühlte sich auf eine nicht erklärbare Art anders, als würde ihr innerer Rhythmus nicht stimmen. Intuitiv griff sie ihre Armbanduhr. Die Datumsanzeige stand auf MO 26. Sie brauchte einige Zeit, bis sie begriff: Die Erschöpfung nach ihrer Darbietung in der Kirche hatte sie den gesamten Sonntag bis fast zum frühen Montagmorgen durchschlafen lassen. Wo war Vater? Ihr Herz klopfte heftiger. Hatte er sie tatsächlich in Ruhe gelassen oder hatte sie womöglich nicht mitbekommen, ob er an ihre Tür gehämmert hat? Ihre Gedanken glitten zurück zu ihrem Traum. Merkwürdig. Die Gesichter zweier Männer, mit denen sie von Kindheit an verbunden war und die sie jetzt, zumindest im Traum, bedrohten? Dass von ihrem Vater Gefahr ausging, konnte sie nachvollziehen, aber von Onkel Lennart? Vielleicht symbolisierte sein Gesicht die Hilfe, die sie von ihm erhalten könnte. Er war Geistlicher, zuständig für die Seelennöte seiner Mitmenschen. Er würde sie bestimmt nicht im Stich lassen. Hoffentlich. Sie stöhnte auf, schlug beide Hände vors Gesicht und versuchte, ruhig zu atmen. Versuchte, sich an die Stunden vor ihrem Tiefschlaf zu erinnern und daran, was vorgefallen war. Schon bei dem ersten Gedanken wurde ihr heiß. Vaters Worte, die sie noch halbwegs vernommen hatte, bevor sie ohnmächtig geworden war, drohten sie zu überwältigen. Das Atmen

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