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Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
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Traubenzucker. Leider merkte
ich viel zu spät, dass ich meine kleine geliehene Maglite-Taschenlampe unter
dem Kopfkissen vergessen hatte. Meine Vergesslichkeit wird mich auf den
folgenden Wegen noch sehr oft begleiten. Zum Glück habe ich mir auf unserem Weg
fast 200 Seiten Notizen gemacht. Heute Morgen habe ich festgestellt, wie
wichtig es ist, sich am Vortag nach dem weiteren Streckenverlauf zu erkundigen.
Ich hatte es leider vergessen. Das sollte mir nicht noch einmal passieren! Zum
Glück war es ganz einfach. Einige Frauen gingen vor uns und wir brauchten ihnen
nur zu folgen. Ein sehr schöner ebener Wald nahm uns auf und wir beide hatten
uns einiges vom Vortag zu erzählen. Aber schon bald kamen wieder die bösen
Steigungen und unsere Gespräche verstummten bald. Jeder ging nun seinen eigenen
Gedanken nach. Trotzdem wussten wir beide, dass wir uns jederzeit auf den
anderen verlassen konnten. Im nächsten Ort haben wir dann notdürftig
eingekauft. Ein kleines Stangenbrot, etwas Salami und eine zwei Literflasche
spanische Cola für 0,59 Euro und das bei unserer Diabetes. Ich denke wir werden
unseren Körper dadurch nicht schädigen. Bei all unseren Strapazen wird er dies
verbrennen. Die Flasche hat nicht lange gehalten. Nach einer Stunde war sie
schon leer. Vielleicht hatte die Flasche auch ein Loch. Bald hatten wir uns in
einem Ort verlaufen. Zum Glück fand ich schnell wieder den richtigen Weg. Kurze
Zeit später kamen uns eine Gruppe Pilger entgegen. Sie hatten total den Faden
verloren. Sie waren froh als sie uns sahen und drehten um. Es wurde ein
herrlicher Sonnentag mit Temperaturen um 15°C. Trotzdem hat er uns manchen
Tropfen Schweiß gekostet. Wir waren in unserem Element. Manche Pilger vom
Vortag haben wir überholt und jedes Mal gab es ein freundliches »Buon Camino«.
Wir überholten zwei sehr lustige ältere Männer (Ich denke dieser Ausdruck von
mir ist noch lustiger. Sie waren in meinem Alter). Helga hatte sofort einen
besonderen Kontakt zu ihnen. Ich wusste gar nicht, dass sie Brasilianisch
sprach. Jetzt beim ausarbeiten meiner Notizen stelle ich erst fest, wie lange
uns diese netten Menschen auf unserem Weg begleitet hatten. Ich denke, wer
einmal diesen Weg gegangen ist, wird ihn nie mehr im Leben vergessen. Viele
Vögel begleiteten uns an diesem Morgen mit ihrem Gezwitscher. Überrascht waren
wir über die vielen Pferde, welche auf der Weide standen und eine Glocke um den
Hals hängen hatten. Leider wurden auch viele in praller Sonne ohne Wasser und
Gras in einer Schuttecke in einem erbärmlichen Zustand gehalten. Diese hätte
ich gerne dort rausgeholt. Zwei große Bergpässe mussten wir überwinden. Es
wurde an diesem Tag viel von uns abverlangt. Auf den Wegen gab es lange
Schlangen von Prozessionsspinnerraupen. Es sah wirklich aus wie eine lange
Schlange. Meterlang krochen sie auf dem Waldweg. Da sie wie eine lange Schnur
ohne Zwischenraum krochen, konnten sie ihre Feinde auch nicht als einzelnes
Tier erkennen. Bei einer Gefahr krochen sie dicht zusammen und bildeten die
Form einer Schlange. Heute waren sehr viele Pilger unterwegs. Nach allen Seiten
haben wir gegrüßt. Unser Ziel sollte heute Zubiri sein, mal sehen wie weit wir
kommen. Unterwegs trafen wir auch unsere kleine Koreanerin wieder. Sie hatte es
sehr schwer. Mühsam erkämpfte sie sich jeden Kilometer. Manchmal wenn wir eine
Pause einlegten, kam sie total abgekämpft an uns Vorbeigeschlichen. Sie sprach
kaum ein Wort Englisch. Eine Unterhaltung mit ihr war nur schwer möglich. Wir
haben sie oft sehr bedauert. Bei einem sehr steilen Abstieg 1,5 km vor Zubiri
trafen wir sie wieder. Als sie vor uns ging sagte ich zu Helga, nehme sie mal
in den Arm und zeige ihr mit ausgestrecktem Daumen ihre Stärke. Sie ging ohne
Stöcke und hatte bei diesem steilen Geröllweg die allergrößten Schwierigkeiten.
Helga nahm sie bei der Hand und ging mit ihr ohne ein Wort zu sagen den Abhang
hinunter. Sie hatte sehr große Probleme. Sie hatte kein Wasser mehr und auch
nichts zu Essen. Helga gab ihr zu trinken und reichte ihr einen Müsliriegel.
Man konnte sehen wie sehr sie sich darüber freute. Helga gab ihr ihre Stöcke,
damit sie nicht hinfiel. Ich war in diesem Moment sehr stolz auf meine
Mitpilgerin. Sie war für mich der Samariter wie er in der Bibel beschrieben
steht. Viele Pilger hatten gesehen wie groß die Probleme des jungen Mädchens
waren, nur Helga hatte sich erbarmt. Wir nahmen sie die letzten Kilometer mit
bis Zubiri. Es ging über eine

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