Wir beide nahmen die Muschel
hatte. Egal, das Essen war spitze. Viele
Straßen waren Fußgängerzonen, alle voll von überwiegend jungen Menschen. Wir
waren ganz überwältigt. In keinem Restaurant oder in keiner Bar sahen wir noch
einen freien Platz. Musikkapellen zogen umher. Gruppen mit riesigen Kuhglocken
auf dem Rücken gebunden. Bei ihrem marschieren erzeugten sie mit diesen Glocken
einen sehr schönen Klang. Alle waren gut gelaunt. Was mag das heute nur für ein
Fest sein? Unsere Neugierde war geweckt. Da müssen wir doch mal jemand fragen?
Wir hatten wieder unser Problem, keiner sprach Englisch. Erst nach vielem
Fragen klärte ein junger Mann uns auf. »Heute ist Samstag, dann ist hier immer
etwas los.« Welch eine Lebensfreude. Wir würden zuhause vielleicht vor dem Fernseher
hocken und unsere Euros zusammenhalten. Um einen sehr schönen alten Brunnen
saßen sehr viele Jugendliche. »Komm Helga, wir setzen uns zu denen.« Schnell in
der Bar gegenüber durchgezwängt und zwei Glas Rotwein geholt und schon saßen
wir auf der Erde. Keiner zuhause wird mir glauben, dass ich mich mit 66 Jahren
auf dem Pflaster hingesetzt habe. Da saßen wir zwischen den jungen Leuten und
haben uns mit Händen und Füßen unterhalten, es war sehr lustig. Wir lernten ein
Pärchen kennen, welches englisch sprach. Nun sah die Welt schon ganz anders
aus. Sie wollten kaum glauben, dass wir so eine weite Strecke zu Fuß
zurücklegen wollten. Wir beobachteten des Öfteren, dass vor einer Bar mit etwas
gehandelt wurde. Ein leicht süßlicher Geruch zog an unseren Nasen vorbei. Da
wird sich wohl einer einen Trip besorgt haben. Als ich Aufnahmen von Helga
machte, waren einige Mädchen sehr erbost. Sie dachten vielleicht, dass wir sie
überführen wollten, denn aus ihrer Gruppe kam der süßliche Geruch. Gerne hätte
Helga einen Sangria getrunken. Leider kannte ich den spanischen Namen dafür
nicht. Erst viel später erfuhren wir, dass er dort genau so heißt. Das
Aufstehen ist mir danach doch schwer gefallen. Das Sitzen auf der Erde ist in
meinem Alter doch nicht mehr das Richtige! In einem Lokal in der Nähe aßen wir
noch ein herrliches Stück Kartoffelkuchen (Tortilla). Man muss eben alles
ausprobieren. Ich hätte mich davon auf unserem weiteren Pilgerweg ernähren
können, so richtig lecker mit Zwiebeln und Paprika. Hätte ich davon nur das
Rezept! Sehr zufrieden mit dem Tag gingen wir zur Casa Paderborn zurück und
lagen um 21:30 Uhr im Bett. In der Nacht wurde ich mehrmals wach mit einer
Oberschenkelzerrung. Was soll’s, wir haben morgen einen Ruhetag und werden uns
die Stadt in Ruhe anschauen. Sie ist sehr sehenswert. Leider haben wir heute
bemerkt, dass die Kathedrale geschlossen war, schade für uns! So wird der
Kirchgang am morgigen Palmsonntag für uns ausfallen, der Hl. Jakobus möge es
uns verzeihen.
Zweiter Tag in Pamplona
Palmsonntag,
den 17. April 2011
S chon um 5:45
Uhr wurden wir mit gregorianischen Chorälen geweckt. Heute hatten wir Zeit.
Warum so früh aufstehen, wir mussten doch erst um 8:00 Uhr die Albergue
verlassen. Bis um 7:00 Uhr sind wir liegen geblieben, haben in aller Ruhe
gefrühstückt und uns mit dem Herbergsvater unterhalten. Da er und ich Mitglied
der gleichen Bruderschaft waren, hatten wir uns einiges zu erzählen. Er sagte
uns die neue Adresse und beschrieb uns den Weg dorthin. Seine Beschreibung war
so lang, dass wir beim Weggehen schon die Hälfte vergessen hatten. Kein
Problem, wir hatten ja einen Mund zum Fragen. Nach 200 m wussten wir schon
nicht mehr weiter. Aber wie sah die Stadt aus? Es war ein einziges
Schlachtfeld. Es ist eine furchtbare Unsitte der Spanier, alles was man nicht
mehr benötigt, wirft man auf dem Boden. Ob das in der Bar oder im Restaurant
ist, oder hier auf den Straßen. Leere Getränkeflaschen aus Plastik oder Glas.
Viele zerbrochene Glasflaschen, Kartons mit Essensresten. Die Männer der Stadtreinigung
fuhren mit großen Wassertankfahrzeugen durch die Straßen und spritzten sie mit
ihren Hochdruckschläuchen sauber. Dieser aufgetürmte Müll wurde dann von
kleineren Lastwagen ausgenommen und entsorgt. Das Wasser spritzte dabei des
Öfteren unter den Türen der geschlossenen Geschäfte ins Innere. Welch ein
Aufwand und welche Wasserverschwendung. Dies haben wir auf unserem weiteren
Pilgerweg in allen größeren Städten gesehen. Einige betrunkene Jugendliche
kamen uns entgegen. Wir haben einen großen Bogen um sie gemacht. Man wollte
nicht auch noch Schwierigkeiten mit ihnen bekommen. Sonst
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