Wir beide nahmen die Muschel
Pilgern ist nicht immer mit Vergnügen verbunden!
Larassoaña — Pamplona
15,4 km, 250 m Aufstieg, 270 m
Abstieg
Samstag, den 16. April 2011
H eute ging es
nach Pamplona. Die Albergue, welche von dem Freundeskreis der Jakobuspilger aus
Paderborn geführt und betreut wird. Seit einem Jahr bin auch ich deren
Mitglied. Bitte Helga, schimpfe heute nicht mit mir. Ich werde das Tempo heute
etwas beschleunigen. Es ist keine allzu lange Strecke bis dort und wir haben
kaum Steigungen. Ich wäre sehr enttäuscht, wenn ich dort nicht unterkäme. Ich
denke, dass du dafür Verständnis hast. Um 7:30 Uhr machten wir uns auf den Weg.
Von wegen keine Steigungen. Ein steil ansteigendes Sträßchen führte uns nach
Akerreta. Auf einem schönen Waldweg pilgerten wir danach wieder bergab zum
Bach. Die Wege waren sehr steinig und anstrengend. Ich machte trotzdem Tempo,
ich wollte unbedingt in der Albergue Paderborn rechtzeitig ankommen. Oben vom
Berg hatten wir schon die Türme der Catedral de Santa María gesehen. Mehrere
wunderschöne Teilstücke des Weges gingen wir an der Arga entlang. Besonders in
Erinnerung ist mir die mittelalterliche Brücke von Trinidad de Arre geblieben.
Langsam nähern wir uns den Vororten von Pamplona. Hässliche Wohnsilos und
Auspuffgestank. Wir wurden fast wie Aussätzige behandelt. Keiner hat uns eines
Blickes gewürdigt. Wir hatten den Eindruck, als wenn wir für sie gar nicht
vorhanden wären. Wir durch pilgerten die lange Fußgängerzone und waren froh,
dass der Weg für uns gut ausgeschildert war und wir keinem zu fragen brauchten.
An einem Gartencenter waren auf unserem Bürgersteig zwei Autos zusammen
gestoßen. Wir gingen weiter und überquerten die nächste Kreuzung und gingen
nach links auf einem Parkweg weiter. Wir hatten Pamplona erreicht. Sie ist die
Hauptstadt der autonomen Region Navarra. Sie wurde vermutlich im ersten
Jahrhundert vor Christi als römische Stadt gegründet. Weltweit bekannt wurde
sie durch ihre jährlichen Stierläufe vom 6-14 Juli. Heute hat diese herrliche
alte Stadt 197.000 Einwohner. Auf dem breiten Rücken eines Felsplateaus, hoch
über dem Fluss Arga, umgeben von mächtigen Wehrmauern in mehreren Etagen mit
Vorwerken, Schießscharten und alten Kanonen liegt diese Stadt nun vor uns. Wir
pilgern weiter über die Puente de la Magdalena. Durch einen alten
Befestigungsgraben gelangten wir direkt in die Altstadt von Pamplona. Sehr bald
erreichten wir unsere Albergue »Paderborn«. Nach zwei sehr harten Tagen hätten
wir uns eigentlich heute mehr Zeit lassen sollen. Leider hatte ich Helga durch
die Landschaft gescheucht. Meine Uhr zeigte halb zwölf und die Albergue machte
erst in einer halben Stunde auf. Helga war zu recht sehr böse auf mich. »Für
heute brauchst du mit mir nicht mehr zu rechnen. Ich lege mich nachher sofort
ins Bett und schlafe durch bis zum Morgen. Wo sind denn all die Pilger, welche
deiner Meinung nach schon vor uns hier sein sollten. Du bist ein alter
Schwarzseher.« Sie hatte ja Recht, ich hatte einen Fehler gemacht. Die
Eingangstüre hatte einen Klopfer. Darunter stand auf einem kleinen Schild, dass
man auch schon früher seinen Rucksack abgeben dürfte. Wir klopften an und ein
freundlicher Herbergsvater öffnete uns die Tür. Jetzt seid ihr schon einmal
hier dann kommt auch rein. Wir bekamen zur Begrüßung ein Glas Saft und seine
Frau bot uns Plätzchen an. Er nahm uns auf und wir bekamen einen Stempel in
unser Credencial. Wir bekamen die Übernachtung mit Frühstück für 8,00 Euro und
in der ersten Etage zwei Betten. Nun folgte der normale Tagesablauf - Rasieren,
Zähne putzen und Duschen. Danach eine saubere Wanderhose und Sandalen anziehen.
Da wir noch einen Tag länger in Pamplona bleiben wollten, buchte der
Herbergsvater für uns in einer privaten Albergue zwei Betten mit Frühstück.
Diese würde fast nur von Jugendlichen angesteuert, sagte er uns danach. Mal
sehen wie wir zwei »Alten« dort zu Recht kommen. Am späten Nachmittag gingen
wir beide in die Innenstadt. In der Albergue hatten wir uns ein Blatt von einem
Restaurant mitgenommen. Dort sollte es ein gutes Menü für 9,00 Euro incl. Wein
geben. Lange haben wir es vergeblich gesucht und haben dann in einem anderen
Lokal vorzüglich gespeist und ließen uns rundum verwöhnen. Als Vorspeise
Paella, als Hauptgericht Schweinebraten mit eingelegter Paprika und Pommes, als
Nachtisch Eis. Leider merkte ich viel zu spät, dass die Wirtin mich beim
Bezahlen um 10,00 Euro betrogen
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