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Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
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geschrumpft. Schnell zurück zur Küche. »Heinz hatten die nicht
mehr Nudeln? Davon werden wir nicht satt, geh noch mal schnell rüber und kaufe
noch ein Paket und bring auch noch ein Glas Soße Bolognese mit.« Ich sprinte
los, das Geschäft hatte geschlossen, klar wir haben Sonntag, da öffnen sie nur
vormittags. Meine Rettung war die Bar von heute Morgen, da bekam ich noch ein
Stangenbrot. Ich habe gekocht und wir wurden beide satt. Hätten wir heute in
dem kleinen Geschäft nichts bekommen, wäre für uns das Abendessen und auch das
Frühstück ausgefallen, denn es gab hier im Ort kein Restaurant. Wir haben nach
dem Essen nur noch kurz mit den anderen Pilgern zusammen gesessen, morgen haben
wie einen sehr schweren Tag. Bettruhe war um 21:30 Uhr.

La Faba — Alto do Poio
     
    14,2 km, 620
m Aufstieg, 230 m Abstieg
    Montag, den
23. Mai
     
     
    W ir hatten
eine sehr ruhige Nacht, keiner sägte an unseren Bettpfosten. Jetzt um 6:30 Uhr
ist es draußen noch stockdunkel. Als es etwas heller wurde, lag die Kirche
gegenüber im Nebel. Hoffentlich steigt er auf, es wäre sehr schade wenn wir
oben auf dem Berg auf die herrliche Aussicht verzichten müssen. Als wir um 7:30
Uhr nach unserem Frühstück losgingen, war nichts mehr davon zu sehen. Die Sonne
lauerte zwischen den Wolken und wir konnten auf unsere warme Jacke verzichten.
Jetzt hieß es für uns Aufsteigen. Nach 45 Minuten erreichten wir das sehr
abgelegene malerische Bergdorf La Laguna. Wir machten eine sehr kleine Pause.
Es war der letzte Ort in der Provinz León. Heute waren wir wieder einmal
Glückspilze. Ich hatte gestern in meinem Pilgerführer gelesen, dass der Weg
sehr oft im Nebel liegen würde. Auch würde plötzlich einsetzendes Schneetreiben
das Weitergehen bis Anfang Juni manchmal unmöglich machen. Uns lachte die Sonne
vom Himmel an. Der Wald trat nun zurück und wir hatten einen herrlichen Blick
auf die umliegenden Berge. Mühsam ging es Meter um Meter höher. Vor und hinter
uns waren sehr viele Pilger unterwegs. Ein Glück, dass wir gestern nicht
weitergegangen waren, da wird es in O Cebreiro richtig voll gewesen sein. Nach
einer viertel Stunde erreichten wir den ersten modernen galizischen Meilenstein
auf der rechten Seite. Links und rechts darauf waren die Wappen Galiziens zu
sehen. In der Mitte gab es ein großes rotes Templerkreuz, darunter die
Kilometerangabe bis Santiago, 152,5 km. Jeder lässt sich hier zur Erinnerung
fotografieren. Leider gibt es unter den Pilgern auch genügend Verrückte. Sie
hatten den sehr großen Stein total mit Sprüchen beschmiert. Leider erlebten wir
das sehr oft auf unserem gesamten Pilgerweg. Keine Stelle ist vor ihnen sicher.
Ob Wegsteine, Toilettenanlagen in den Albergues oder unsere Betten. Wenn man
abends zu Bett geht und schaut nach oben, so sind die Bretter des oberen Bettes
sehr oft bis auf den letzten Zentimeter beschrieben. Ich weiß nicht, ob diese
Menschen das in ihren Wohnungen genau so halten, ich denke nicht. Wir gingen
weiter und genossen die wunderschöne Aussicht auf die hohen Berge und tiefe
sattgrüne Täler. Nach einer weiteren halben Stunde erreichten wir auf 1298 m
Höhe das Museumsdorf O Cebreiro mit 30 Einwohnern. Das kleine Dorf ist einer
der berühmtesten Orte am Jakobsweg. Schon im 9. Jahrhundert war es ein
Zufluchtsort für Pilger. Um diese Zeit hatte man hier eine Kirche gebaut,
welche jetzt noch hier steht. Im Jahre 1072 baute man ein Hospiz, welches vor
allem französische Pilger aufnahm. Es wurde bis 1854 von Benediktinermönchen
geleitet, heute ist darin ein Gasthof. Es stehen nur wenige Häuser in diesem
Ort, sie haben einen ovalen Grundriss und tief heruntergezogene Strohdächer. In
diesen Rundbauten lebten früher Mensch und Tier gemeinsam auf engstem Raum.
Einige Häuser sind bewohnt, andere werden zurzeit restauriert. Die im 9.
Jahrhundert erbaute Kirche Santa Maria la Real ist die älteste Kirche am
Pilgerweg. Sie war Ort des Santo Milagro, des heiligen Wunders, das sich um
1.300 zugetragen haben soll. Ein frommer Bauer war im Winter bei sehr
schlechtem Wetter und unter größten Anstrengungen zu ihr hochgestiegen, um in
der heiligen Messe das Sakrament der Kommunion zu empfangen. Ein wenig
glaubensfester Mönch, welcher die Messe zelebrierte, dachte für sich, was für
ein Dummkopf, kommt bei so einem Unwetter hoch, nur um ein Stückchen Brot und
etwas Wein zu bekommen. Im gleichen Moment verwandelten sich die Hostie und der
Messwein in echtes Fleisch und Blut. Die vorbei

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