Wir beide nahmen die Muschel
Hause käme, würde sie die Bilder nach
einzelnen Wegabschnitten zusammensetzen und Fachmagazine zum Kauf anbieten. Die
zweite Pilgerin kam aus Dänemark und war diesen Weg schon mehrmals gegangen.
Viel zu lange habe ich erzählt, mit knapper Not bekomme ich vor dem Abendessen
noch meinen Bericht geschrieben. Zweimal bin ich zur Theke rein gegangen und
habe mir ein neues Glas Bier geholt. Die alte Frau stand mit einem jungen Mädchen
dahinter und bediente die Gäste. Sie ist ein Arbeitspferd und das Mädchen ein
Faulenzer. Nur rechnen kann die Oma nicht. Ich denke, dass sie früher als Kind
in dieser abgelegenen Gegend keine Schule besucht hatte. Bei jedem hat sie
einen anderen Preis. Ich denke, unter dem Strich wird sie wohl verdient haben.
Wir haben uns draußen über sie unterhalten und keiner hat über sie geschimpft.
Sie ist einfach einer der wenigen Originale am Pilgerweg. Es sind dunkle Wolken
aufgezogen und aus der Ferne hören wir ein Gewitter. Es war 18:40 Uhr und wir
gingen rüber in die Gaststube zum Abendessen. Einige Pilger saßen vor großen
Portionen. Mal schauen was es gibt. Makkaroni als Vorspeise, Schweinegulasch
mit viel Kartoffeln und Soße als Hauptgericht, Mandelkuchen als Nachtisch. Dazu
eine gute Flasche Wein, alles zusammen für 8,00 Euro. Helga half der Oma beim
Eindecken und da sie ein paar Wörter Spanisch spricht, war sie sofort von ihr
begeistert. Bei jedem neuen Gast, welcher nach dem Essen fragte, schnappte die Oma
sich Helga bei der Hand und sie musste mit dem Gast in die Küche und ihm die
Speisefolge erklären, es war einfach köstlich anzusehen. Etwas besonders
Verabscheuendes konnten wir nach dem Essen beobachten. Ein junger ungepflegter
Mann betrat die Gaststube und unterhielt sich mit dem jungen Mädchen hinter der
Theke und gab ihr anschließend Geld. Er ging zurück zum Eingang, hier lag auf
einem Tisch der Alberguesstempel. Aus einer Tragetasche holte er einen großen
Stapel Pilgerpässe und stempelte sie alle ab. Ich denke, er wird das bis
Santiago so machen und sie dort für viel Geld an die Touristen verkaufen. Diese
bekommen dann im Pilgerbüro die große Compostela ausgestellt und sind nicht
einen Meter gelaufen. Wir bekommen die Gleiche und haben uns dafür 800 km die
Hacken krumm gelaufen. Als wir nach dem Essen zum Schlafsaal gingen, war der
Himmel sehr schwarz bewölkt. Wir werden heute früh schlafen gehen und hoffen
morgen auf gutes Wetter.
Alto do Poio — Triacastela
12 km, 30 m
Aufstieg, 620 m Abstieg
Dienstag,
den 24. Mai 2011
L eider hat
der Tag heute genauso schlecht angefangen wie er gestern geendet hatte. Es
waren spät noch eine Reihe spanischer Radfahrer angekommen. Leider hatten sie
so getan als wären sie alleine gewesen. Mit viel Gerede hatten sie ihre
Gepäcktaschen ausgepackt und mit ihren Plastiktüten ein Raschelkonzert
veranstaltet. Leider konnten wir ihnen nicht den Marsch blasen, sie verstanden
unsere Sprache nicht. Heute schon kurz vor fünf kam die Fortsetzung. Es hatte
lange gedauert, bis sie sich eingekremt und endlich mit ihren Stirnlampen ihre
engen Trikots angezogen hatten. Sie haben sich unterhalten als ob wir 7:00 Uhr
gehabt hätten. Ich weiß nicht was die so früh wollten. Keiner hat an seinem Rad
eine Lichtanlage. Ich denke, denen ist in der Nacht ein Engel erschienen und
hat ihnen gesagt sie sollen alles noch einmal neu packen. Überall hatten sie
ihren Krempel im Zimmer verstreut. Nun ging das Einpacken los, ein erneutes
Plastiktütenkonzert. Gerne hätte ich sie dabei in den Hintern getreten, aber in
meinem Alter bekommt man den Fuß nicht mehr so gut hoch. Endlich um 6:15 Uhr
waren sie verschwunden. Eigentlich müssten Fahrradfahrer eine eigene Albergue
haben. Immer wenn wir auf unserem Weg welche in unserem Schlafsaal gehabt
hatten, war es zu einem Ärgernis gekommen. Manche Albergues haben für sie einen
gesonderten Schlafraum. Ich denke, wir werden in den nächsten Tagen mit
Radfahrer noch öfters Ärger bekommen. Wie im Pilgerführer schon angedroht, sind
auf den letzten 200 km zu viele Spanier mit ihrem Rad unterwegs. Anders als wir
müssen sie die letzten 200 km mit dem Rad den Pilgerweg gefahren sein, um die
große Compostela in Santiago zu bekommen. Die meisten von ihnen haben vorne und
hinten jeweils zwei Taschen. Manche auch noch eine auf ihrem Gepäckträger,
fahrende Esel! Alles haben sie mit, nur keine Klingel. Sie benutzen auch nicht
die Straße, sondern unsere Pilgerwege. Viele kommen mit einer
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