Wir beide nahmen die Muschel
war die Stadt um
diese Zeit menschenleer. War das noch die gleiche Stadt? Wir hatten sie gestern
noch voller Leben erlebt. »Schau mal Heinz, die Leute haben eine Katze.« Da Helga
eine große Katzenliebhaberin ist und auch selber zwei besitzt, wird sie
bestimmt eine gesehen haben. Schon drei Häuser weiter den gleichen Ausruf. Beim
besten Willen, ich hatte keine Katze gesehen. Als sie mir dies zum dritten Mal
sagte und ich keine Katze sah, wurde es mir doch zu bunt. Ich konnte mir gar
nicht vorstellen, dass es hier bei fünf und sechsstöckigen Gebäuden, und das
mitten in einer Großstadt, Katzen geben würde. Die hätte man bestimmt nach
einer Woche schon totgefahren. »Helga, wenn du noch einmal eine Katze siehst
sag mir nicht nur Bescheid, sondern zeige sie mir auch.« Ich hörte nur noch ihr
lautes Lachen. Du alter Dummkopf, ich habe auch noch keine Katze gesehen.
»Schau dir doch einmal die Haustüren an, alle Häuser wo eine Katze lebt, ist in
der Haustür eine Katzenklappe.« Tatsächlich, viele Türen hatten im unteren
Bereich eine Klappe, wo die Katze das Haus verlassen konnte. »Schau mal diese
Tür, die Leute hatten bestimmt mal eine Katze.« Die Klappe hatte man mit einem
Brett verschlossen, ich hatte etwas gelernt. Wir haben alles gefunden, nur
nicht unsere neue Albergue. Sie sollte irgendwo hinter der Stierkampfarena
sein. Helga hatte auf dem Bürgersteig zwei kleine rote Plastikhörner gefunden
und mitgenommen. Bei der nächsten Wanderung zuhause werde ich denen zeigen, wie
ich dich mit den Hörnern durch Pamplona getrieben habe. Sie erkundigte sich nun
nach unserem Weg zur Stierkampfarena und machte das mit ihren Plastikhörnern.
Jeder verstand sie sofort und wir waren bald an unserem Ziel. »Siehst du, so
erkundigt man sich nach dem Weg und nicht so umständlich wie du das machst.«
Sie hatte Recht, der Zweck heiligt die Mittel! In der Albergue angekommen
schliefen viele noch im Schlafraum und es war nicht sicher, ob wir überhaupt
eine Übernachtungsmöglichkeit bekämen. So war es von unserem Herbergsvater
nicht mit ihnen abgesprochen worden. Es war erst 10:00 Uhr und wir wollten uns
noch die Stadt ansehen. »Bleiben sie besser hier, sonst gibt es kein Quartier.«
Bis 13:00 Uhr, drei lange Stunden haben wir dort gesessen. Ich wäre gerne in
den Schlafraum gegangen und hätte denen in den Hintern getreten. In allen
Herbergen muss man bis um 8:00 Uhr das Haus verlassen haben, nur diese machte
zu unserem Nachteil eine Ausnahme. Durch all unser Fragen und Laufen kannten
wir nun schon einen Teil der Stadt. Fast 45 Minuten hatten wir bis hierher
gebraucht, zurück nur 8 Minuten. Gerne hätte ich die Stadt anders kennen
gelernt. Wir holten unsere Rucksäcke, gingen zur neuen Unterkunft und haben
zuerst einmal zwei Stunden geschlafen. Geduscht, rasiert, Zähne geputzt und auf
zur Stadtbesichtigung. Unser Magen hing bis auf den Knien. Da wir unbedingt
noch etwas sehen wollten haben wir uns nur ein Stück Tortilla gegessen, aber
dabei nicht auf unserem Rotwein verzichtet. Erst am Abend füllte sich die
179.000 Einwohner zählende große Stadt wieder mit Leben. Helga hat fast jeden
Hund freudig begrüßt und gestreichelt. Sie war für mich einfach unbezahlbar.
Ist man freundlich zu einem Kind oder Tier hat man auch sofort einen sehr guten
Kontakt zu den Eltern oder den Haltern. Bis 21:30 Uhr haben wir uns alles
angesehen. Nun hoffen wir nach all den Eindrücken auch gut zu schlafen. Morgen
wollen wir 21,4 km pilgern und müssen dabei einen hohen Berg überwinden. Ich
denke der Tag hat uns trotz allem neue Kraft gegeben. Alle Schmerzen in den
Knien und in der Hüfte sind vorbei und wir können den Camino aufs Neue in
Angriff nehmen. Hoffentlich vergessen wir morgen nicht uns einzukremen. Unsere
Gesichter sind schon von der Sonne, welche den ganzen Tag lacht, gezeichnet.
Gute Nacht, bis morgen.
Pamplona — Obanos
21,4 km, 360 m Aufstieg, 420 m
Abstieg
Montag, den 18. April 2011
U m 6:00 Uhr
habe ich meine Partnerin geweckt. Sie war noch sehr müde. Erst gegen Morgen war
sie eingeschlafen. Langsam haben wir unsere Sachen gepackt und haben
gefrühstückt. Wir waren wirklich die ältesten Böcke in der Herberge gewesen.
Der Frühstücksraum sah fast wie eine Bar aus. Wir lernten zwei junge Frauen aus
Paderborn kennen, welche heute hier starteten und nur zehn Tage gehen wollten.
Wir trafen sie im Laufe des Tages noch mehrmals wieder. Zum Glück war der Weg
aus Pamplona gut gekennzeichnet. An der
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