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Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
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Freundschaft ein Leben lang halten wird. Heute
sind sie sehr still, kaum einer spricht, was mag da vorgefallen sein, sie
werden sich doch nicht gestritten haben? Wir fragen sie, was die Ursache ihres
Schweigens wäre. Sie hatten gestern privat übernachtet und ihren Abschied vom
Jakobsweg »sehr flüssig gefeiert.« »Übermorgen kommen wir in Santiago an und
fliegen am nächsten Tag, da bleibt keine Zeit zum Feiern. Auch war das gestern
für uns in der Pension viel billiger, aber auch sehr hart. Wir haben kaum ein
Bett gesehen.« Einer sagte zu uns, »wir hoffen, dass wir euch morgen noch
einmal sehen, wir würden uns sehr darüber freuen.« Ich denke, wir genauso. Wir
gingen zur zweiten Albergue, sie hatte geöffnet und unsere Rucksäcke waren auch
dort nicht abgegeben worden. »Mach die keine Sorge Helga, ich habe die genaue
Adresse der Herberge auf den Packzettel geschrieben, da kann nichts schief
gehen.« Es war 13:00 Uhr und es war wieder sehr heiß geworden. Wie weit wird es
noch bis Arzúa sein? Ein deutscher Pilger hatte unser Gespräch gehört und
sagte, noch fünf Kilometer. Das konnte nicht sein. In meinem Pilgerführer
steht, diese beiden Herbergen sollten am Ortsrand der Stadt stehen und wir
waren schon wieder zwei Kilometer gegangen. Ich schaute in mein Credencial, für
vier Stempel hatte ich noch Platz, dann müsste ich meinen vierten und letzten
Pilgerpass beginnen. Zwei Stempel bekam ich in Cafés. Das nächste Haus war eine
Albergue. Ich ging kurz rein um mir einen Stempel zu holen und sah im Eingang
unsere Rucksäcke stehen. Man hatte sie wieder einmal zu einer falschen Adresse
gefahren. Die Albergue machte einen gepflegten Eindruck, wir zahlten neun Euro
und blieben. Stunden später sah ich, dass unsere gestern ausgesuchte Albergue
nur 30 Meter weiter war. Wir waren in der Albergue »Casa Frade« untergekommen.
Sie hatte 60 Betten in drei hintereinander liegenden Schlafsälen. Wir bekamen
unsere im ersten. Jedes Bett hatte einen abschließbaren Rucksackschrank. Es gab
eine kleine Küche, zwei Waschmaschinen und einen Trockner. Unsere Schuhe
durften wir bis zum Bett mitnehmen. Fast alle Unterkünfte haben im
Eingangsbereich Regale für die Wanderschuhe stehen, sonst würde bei schlechtem
Wetter zu viel Schmutz in den Schlafraum getragen. Wir waren die letzten
Kilometer über Asphalt gelaufen, vielleicht darum die Ausnahme. Wir hatten uns
zwei untere Betten ausgesucht und den halben Rucksack ausgepackt als es hieß,
das geht nicht, wir haben uns geirrt, dieser Raum ist schon vergeben, ihr müsst
in den Letzten. »Kein Problem wenn wir uns die Betten aussuchen dürfen?« Wir
durften und nahmen im letzten Schlafsaal zwei untere Betten am Fenster. Keiner
kann unseren Schlaf stören wenn er in der Nacht zur Toilette geht. »Heinz was
hältst du davon, wenn wir heute alle unsere schmutzigen Sachen waschen.« Ich
fand die Idee gut und fing an auszusortieren. »Du kannst dich ruhig schon
duschen gehen, die Waschmaschine läuft und eine Frau ist noch vor uns dran.«
Helga fing an ihre Sachen von Hand vorzuwaschen. Besonders ihre Wanderhose
hatte das groß nötig. Hatte sie doch mehrmals in die Kuhschei.. getreten. Wie
oft hatten wir dieses Problem gehabt? In den kleinen Dörfern werden die Kühe
jeden Tag über die Dorfstraße zur Wiese getrieben. Am Abend zur Melkzeit geht
es dann wieder zurück, dabei verlieren sie schon mal etwas aus ihrem Hinterteil
was uns nicht immer Freude bereitet. Da muss man denn schon einmal dadurch,
dass lässt sich leider nicht vermeiden. Als ich aus der Dusche kam, fing es an
zu regnen. Helga stand noch immer draußen am Waschtrog und schruppte ihre
Wäsche wie ein altes Waschweib vor hundert Jahren mit Seife und Bürste. Sie war
total durchnässt, aber das machte ihr nichts aus, es war köstlich anzusehen.
Sie ließ sich auch durch den stärker werdenden Regen nicht davon abhalten. Nun kam
meine Hose dran, ich stand im Türrahmen im Trocknen. »Komm Herr Wanderführer,
das ist deine Hose die kannst du selber schrubben.« Es ließ sich leider nicht
vermeiden, ich musste raus. So schnell ist bei mir noch nie eine Hose gewaschen
worden. »Heinz glaubst du, dass die elektrischen Waschmaschinen schon einmal
sauber gemacht worden sind?« Ich konnte nur mit den Schultern zucken, »woher
sollte ich das wissen?« »Schau mal die Linke hier ist defekt. Ich habe das
Flusensieb rausgeholt und nachgesehen, es war bis oben zu und ich habe einen
Euro darin gefunden, dadurch wird unsere

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