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Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
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da
geht man nicht mit dem Pilgerführer in der Hand. Rund um mich herum saßen
spanische Pilger, ihre Unterhaltung war sehr laut und es wurde viel gelacht.
Alle freuen sich bestimmt schon auf das Ziel. Wie sähe so etwas aus, wenn
deutsche Pilger hier sitzen würden? Alle hätten ihre Stühle zur Straßenseite
gedreht und würden wie in einem Panoptikum die vorübergehenden Passanten
beobachten und ihre Kommentare abgeben. Schau mal wie dick die ist, um Gottes
Willen was trägt die für ein unmögliches Kleid, das ist doch schon jahrelang
aus der Mode. Ich könnte dies noch unendlich fortsetzen. Hier bei den Spaniern
sitzt man zusammen, unterhält sich untereinander wenn auch sehr laut und freut
sich. Herrliche unkomplizierte Menschen. Ich habe unendlich viel Zeit und
erlaube mir ein zweites Glas Bier. Wir waren heute wieder einmal als
Heuschrecken unterwegs gewesen. Auch für den morgigen Tag hatten wir
Gepäcktransport gebucht. Was musste ich heute noch erledigen? Es stand immer
noch das Abendessen aus. Einige Pilger aßen hier im Café eine Kleinigkeit, zur
Not musste das für uns auch reichen. Ich sah gegenüber eine dritte kleine
Albergue, eigentlich könnte ich mir da auch noch einen Stempel holen. Eine
junge Frau begrüßte mich sehr freundlich. Ich fragte sie, ob es in der ganzen
Stadt kein Pilgerrestaurant gäbe? »Aber selbstverständlich, sogar hier bei uns
im Haus«, war ihre Antwort. »Wenn sie hier die Treppe hoch gehen kommen sie ins
Restaurant.« Der Abend war gerettet. Ich ging zurück und informierte Helge
darüber. Als sie hörte, dass es ein Pilgermenü geben würde, war sie sofort
hellwach. »Schau mal kurz nach unserer Wäsche ich mache mich in der Zeit
fertig.« Sie war gut angetrocknet, ich denke nach dem Abendessen wird sie bis
auf meinen Anorak trocken sein. Wir schliefen im letzten von drei Schlafsälen.
Der mittlere war mit spanischen Mädchen belegt. Die meisten schliefen oder spielen
mit ihren Handys. Einem jungen Mann hatte man mitten zwischen ihnen ein Bett
zugeteilt. Er sah nicht so aus, als ob er darüber sehr erfreut wäre. Wir gingen
rüber zum Abendessen. Der Wirt, ein sehr sympathischer Polterkerl, versuchte
uns mit viel Worten die Speisekarte zu erklären, verstanden haben wir leider
nichts. Ein Wort bei der Vorspeise war »Spaghetti«. Für unser Hauptgericht
machte Helga ein grunzendes Geräusch und das Schweinefleisch war somit
bestellt. Mal sehen was wir bekommen. Unsere Spaghetti Bolognese war eine große
Portion mit einer herrlichen Soße und viel Parmesankäse. Wir haben sie mit
Begeisterung verputzt. Endlich einmal wie wir sie liebten. Wenn das
Hauptgericht genau so ist, wären wir sehr zufrieden. Der Wirt servierte uns als
Hauptgericht eine Salatplatte, eine Platte mit Spareribs, Brot und eine Flasche
Wein. Die Spareribs hatten viel Fleisch und waren sehr schmackhaft. Als
Nachtisch gab es Eis und für Helga einen Café con Leche. Er war sehr stark
aufgeschüttet und sie hat in der Nacht nur zwei Stunden geschlafen. Kurz bevor
wir gehen wollten gab es einen sehr starken Wolkenbruch, einige Minuten später
ein sehr kräftiges Gewitter. Es hat nur so gekracht. Plötzlich ging im gesamten
Lokal das Licht aus, wir saßen im totalen Dunkeln. Zum Glück waren wir mit
Essen fertig. »Helga unsere Wäsche hängt noch auf der Leine, da werden wir aber
noch viel Freude morgen bekommen. Hoffentlich sind nach diesem Unwetter nicht
alle Wege aufgeweicht. Zum Glück haben wir morgen keine großen Gefälle zu
bewältigen, da könnte es noch einmal gefährlich für uns werden.« Wir haben das
Unwetter abgewartet und sind dann erst rüber gegangen. Unsere Nachtruhe begann
heute sehr zeitig.

Arzúa — Pedrouzo
     
    18,8 km, 70
m Aufstieg, 180 m Abstieg
    Montag, den
30. Mai 2011
     
     
    L eider endete
meine Nachtruhe schon um 4:50 Uhr. Die Mädchen im mittleren Schlafsaal ließen
sich eine nach dem anderen durch ihr Handy wecken. Es war eine große Klingelei.
Ich wollte es zuerst nicht glauben wie viele unterschiedliche Klingelzeichen es
geben und wie lange manche der Damen benötigten, bis sie wach wurden und es
abstellten. Ich weiß nicht was sie so früh wollen, bis 6:30 Uhr ist stockdunkle
Nacht. Gestern Abend hatte ich noch einmal nach unserer Wäsche gesehen. Ein
freundlicher Mensch hatte sie von der Leine abgenommen und auf einem
Wäscheständer gehangen. Sie war nicht mehr nass geworden. Ich stehe auf und
gehe in den Innenhof. Unsere Wäsche flattert im Wind und ist trocken. Das

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