Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
Vom Netzwerk:
können eure
Geschwindigkeit nicht mithalten. Es ist besser ihr geht vor.« Kurze Zeit später
trennten wir uns. Beim nächsten Café kauften wir uns jeder zwei Bananen als
Zwischenmahlzeit. Auf der zweiten Streckenhälfte sammelten wir fleißig Stempel
in unserem Credencial. Wir trafen zwei uns bekannte Pilgerinnen und waren sehr
erstaunt, dass sie alleine gingen, in den letzten Tagen waren sie immer eine
kleine Gruppe von fünf Frauen gewesen. »Wir hatten gestern leichte Probleme
untereinander und da sind wir heute alleine gegangen«, sagten sie uns. »Die
anderen wollten nur noch 10-13 km am Tag gehen, wir beide gehen lieber mehr
Kilometer und haben dafür einen Tage länger in Santiago, dort werden wir die
anderen hoffentlich in der gleichen Albergue wieder treffen.« Nun waren sie
wochenlang zusammen gegangen und nun am vorletzten Tag kam bei ihnen die
Unstimmigkeit. Schade, da bleibt später immer eine unangenehme Erinnerung
zurück. Heute sind sehr viele Pilger unterwegs, die meisten natürlich Spanier,
aber auch sehr viele Deutsche. Endlich wieder einen größeren Ort. Am Ortsanfang
viele kleine prunkvolle Villen, manche mit einem sehr großen Grundstück. Als
wir eben noch unten im Tal waren, konnten wir eine herrliche weiße Villa oben
auf dem Berg sehen. Sie hatte ein Grundstück so groß wie sechs Sportplätze.
Hier oben sehen wir, dass sie einem Händler für gebrauchte Traktoren gehört.
Muss da sehr viel Geld mit den Traktoren zu verdienen sein. Viele Villen waren
scheinbar nur Wochenendhäuser. Vor gut einer Woche war Bürgermeisterwahl in
Galizien gewesen. »Heinz ich habe eine Überraschung für dich. Schaue mal hier
neben dem Eingangstor in die Kirschlorbeerhecke, was siehst du da?« Ich schaue
und entdecke eine Weinflasche, das Etikett zeigte einen Politiker. Er hatte auf
diese bestimmt nicht billige Art für sich Wahlpropaganda gemacht. Die Flasche
kannst du dir ruhig mitnehmen, die steckt da bestimmt schon vierzehn Tage, so
lange war keiner mehr hier im Haus. Ich habe sie dankend angenommen. Das Bild
auf der Flasche war mir unbekannt, aber er wird bestimmt nicht den
schlechtesten Wein verschenkt haben. Ich werde sie heute auf sein Wohl beim
Schreiben leeren. Ich habe sie »schweren Herzens« mitgenommen. Wir waren heute
durch viele Eukalyptuswälder gekommen. Nach dem Regen verströmten die Bäume
einen herrlichen Duft. Ob ich so einen Baum in klein bei uns kaufen kann? Ich
werde mich danach erkundigen. Auch heute hatten wir in den Wäldern viele Bäume
gesehen, wo Pilger mit ihren Stöcken tiefe Löcher hineingeschlagen hatten.
Verrückte gibt es auf der ganzen Welt, nicht nur bei uns. Es war ein Problem
mit meiner Weinflasche. Ich hatte sie in einen Stoffbeutel getan und diese an
meine Pilgertasche gehangen. Nun schlug sie mir bei jedem Schritt gegen meine
Beine, was tun? Ich habe sie so oft um den Tragriemen meiner Pilgertasche
gedreht, bis ich Ruhe hatte. Leider komme ich jetzt nicht mehr an meine
Wasserflasche. Ich merke, dass ich wieder unterzuckert bin. Kurze Zeit später
fange ich an zu stolpern. Meine Mitpilgerin rettet mir mit einem zerdrückten
halben Twix das Leben. Vor uns ein Lokal, schnell hinein, hier bekommen wir
noch einen Stempel. Als wir weiter gehen steckte der Koch seinen Kopf aus dem
Fenster und schrie uns etwas nach. Was will der Verrückte von uns, wir hatten
uns doch nur einen Stempel geholt. Er winkte uns zu, wir sollten zu ihm
zurückkommen. Mit vielen Worten erklärte er uns, dass wir vor dem Lokal rechts
hätten abbiegen müssten. Welch ein Glück, dass er es gesehen hatte. Mit einem
Lächeln und freundlichen Worten in Deutsch, welche er auch nicht verstand,
haben wir uns bei ihm bedankt. Die Orte liegen hier weit verstreut und außer
Pilgern sieht man hier in der Mittagssonne keine Menschen. Wären wir diesen
falschen Weg weiter gegangen, so hätte uns niemand eine Auskunft geben können.
Gestern Mittag hatten wir unserem Hospitalero die Adresse der staatlichen
Albergue in Pedrouzo mit 120 Betten gegeben. Er sollte heute dorthin unsere
Rucksäcke transportieren lassen. Dieser Ort hat 500 Einwohner und mehrere Albergues.
Vor dem Ort in A Rua sollte links ein Weg abgehen, dort müssten wir aufpassen.
Zum unserem Glück hatte der Hospitalero mir gestern die Adresse der Albergue
zusätzlich auf einen Zettel geschrieben, da kann ja heute nichts schief gehen.
Es konnte eigentlich nicht mehr weit bis zum Ort sein. Eine Frau arbeitete im
Garten und ich fragte sie nach der

Weitere Kostenlose Bücher