Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
Vom Netzwerk:
eine saubere Toilette. Viele leckere Sachen bot
der Wirt uns an und entschieden uns für ein Schokoladeneis. Man muss ja
schließlich bei Kräften bleiben. Wie waren wir überrascht, unsere beiden
älteren Schwestern hier anzutreffen. Die Blutergüsse im Gesicht der Älteren
waren fast nicht mehr zu sehen. Nach einer kurzen aber herzlichen Begrüßung
setzten wir unseren Weg fort. Ein Wanderweg führte am teils bewaldeten Seeufer
entlang. Bald erreichten wir die Schnellstraße N 120 und wanderten an ihr
entlang nach Navarrete. Der Weg hatte eine sehr starke Steigung. Lastzug an
Lastzug donnerte an uns vorbei. Navarrete, ein mittelalterliches Städtchen auf
einer Anhöhe mit 2.800 Einwohnern. Wir durchwanderten den Ort, vorbei an der
monumentale Pfarrkirche Parroquia de la Asuncion aus dem 16. Jahrhundert und
wären gerne in der herrlichen Altstadt etwas länger geblieben. Auf unserem Weg
sahen wir viele sehr alte Herrenhäuser mit Wappen über den Eingangstüren. Auf
einem von ihnen sehen wir auch einen heiligen Jakobus als Maurentöter. Wir
gingen vorbei am Friedhof auf der linken Seite mit einem wunderschönen
frühgotischen Eingangsportal. Dieses Portal war früher der Eingang zum
Acre-Hospiz gewesen. An einigen größeren Töpfereien führte unser Weg vorbei,
wie gerne wären wir dort einmal hineingegangen und hätten uns die Sachen
angeschaut. Leider hatten wir ein Ziel und wollten dieses erreichen, bevor es
wegen Überfüllung für uns geschlossen war. Bald ging es wieder hoch in die
Berge. Sehr viele Weinberge säumten unseren Weg. Fast die gesamten Wege waren nun
in einem sehr schlechten Zustand, sie bestanden überwiegend aus losem Geröll.
Jeder Schritt musste überlegt gegangen werden. Ein falscher Schritt konnte das
Ende unserer Wallfahrt bedeuten. Manche schlechte Hohlwege hatten 10 Prozent
Gefälle, wie wir auf einem Schild lesen konnten. Fehlt nur noch der Hinweis auf
eine Geschwindigkeitskontrolle für Pilger. Das Wetter hatte sich heute
gehalten, es blieb kühl mit sehr starken Regenwolken. Durch das Gehen mit
unseren Stöcken waren unsere Finger blau angelaufen. Wie gerne hätten wir
unsere Hände in die Hosentaschen gesteckt. Die ersten Tage waren wir immer mit
Handschuhe gegangen. Heute hatten wir nicht darüber nachgedacht und sie in den
Rucksack getan. Dafür mussten wir jetzt büßen. Der heilige Jakobus forderte sehr
viel von uns an diesem Tag. Der Weg schwenkte nach rechts und wir kamen
unmittelbar zur Autobahn A12. Es wurde Zeit für unser Mittagessen und wir
suchten uns eine passende Stelle. 30 Minuten Pause hatten wir dafür eingeplant.
Gut gestärkt mit Stangenbrot, Salami und Wasser aus dem Brunnen setzten wir
unseren Weg fort. Ich wunderte mich immer wieder über mich selbst, mit wie
wenig Nahrung ich am Tag auskomme. Kurz vor Ventosa verließen wir den Pilgerweg
und schwenkten links ab. Nach zwei Kilometer erreichten wir den sehr gepflegten
Ort Ventosa mit 160 Einwohnern. Kurz vor Ortsbeginn saß ein alter Mann im
Weinberg und grub im Sitzen in mühsamer Arbeit tiefe Löcher. So etwas können
wir uns zuhause nicht vorstellen. Im Ort trafen wir auf die sehr gastfreundliche
Wirtin der Albergue »San Saturnino« mit 50 Betten. Im Haus intrigiert war ein
kleiner Laden. Wir hatten einen guten Griff getan Das Haus hatte eine
wunderschöne Außenanlage mit einigen Sitzgruppen, hier konnten wir es uns
gemütlich machen. Die freundliche Herbergsmutter sagte uns, dass wir am
nächsten Morgen mit klassischer Musik geweckt würden und bis dahin wäre auch
die Haustüre verschlossen. Wunderschön für uns. Alle diese verrückten, welche
morgens schon vor fünf Uhr mit ihrem Stirnlämpchen ihre Rücksäcke packten,
mussten jetzt länger schlafen und konnten uns mit ihrem Geraschel nicht wecken.
Ich benötigte danach immer eine gewisse Zeit bis ich wieder einschlief. Der
Erfolg dabei war, dass ich mich verschlief. Wir bekamen unseren Stempel ins
Credencial und in einem Raum mit zehn Betten unsere Betten zugewiesen. Es war
jetzt am Nachmittag doch noch sehr warm geworden. Ich habe mich schnell
geduscht und meine Wäsche gewaschen. Besonders meine Wanderstrümpfe hatten es
sehr nötig. Wer hätte das zuhause gedacht, dass ich hier oft meine gesamte
Wäsche von Hand mit kaltem Wasser wasche. Vier Mal habe ich die Strümpfe
waschen müssen. Beim ersten Waschgang war das Wasser tiefschwarz. Hoffentlich
sind sie bis morgen trocken. Alte Pilger hatten mir den Rat gegeben, trage
deine Wanderstrümpfe 4-6

Weitere Kostenlose Bücher