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Wir beide nahmen die Muschel

Wir beide nahmen die Muschel

Titel: Wir beide nahmen die Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Hendrix
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fremd. Ich schaue über meinem Tisch in
die Küche. Schon drei Stunden hantieren dort zwei Frauen. Ich denke wir werden
ein gutes Pilgermenü bekommen. Meine Flasche ist leer, mein Bericht
geschrieben, mal sehen was meine Mitpilgerin macht. Vorher noch einen kleinen
Bummel durch den Ort. Viele Häuser sind zusammen gestürzt, selten ist noch eins
bewohnt. Kurz nach 19 Uhr gehen wir zum Abendessen. Viele Pilger saßen noch
draußen in der Sonne. Wir setzten uns am gleichen Tisch, wo ich auch eben
gesessen hatte. Der Wirt machte keine Anstalten uns nach unseren Wünschen zu
fragen, irgendwie schon komisch. »Heinz hast du in deiner Vergesslichkeit nicht
wieder einen Fehler gemacht, das ist doch bestimmt nicht der Raum wo gegessen
wird, komm lass uns einmal nachschauen.« Der Speisesaal war schon fast besetzt.
Sie hatte wieder einmal Recht. Wir bekamen eine Flasche Vino Rosé, ein Körbchen
mit Brot und als Vorspeise einen Teller mit Makkaroni und Tomatensoße. Als
Hauptspeise Fisch. Wir bekamen zwei große Scheiben serviert. Es muss ein großer
Raubfisch gewesen sein, hatte nur eine große Mittelgräte. Als Nachtisch
Karamellpudding, welche beide für mich waren. Kurz vor zehn war Bettruhe. Eine
furchtbare Katastrophe bahnte sich an. Direkt neben mir schlief ein riesengroßes
männliches Rhinozeros. So einen Prachtkerl hatten wir noch nicht gehabt. Den
hätte man ausstellen können. Der war bestimmt schon länger in der Meseta, darum
gibt es hier auch keine Bäume mehr. Auch ein Tritt gegen sein Bettgestell
hielte ihn nicht von seiner Arbeit ab. Ich musste damit leben. Um 2:00 Uhr in
der Nacht wurde ich mit furchtbaren Magenschmerzen wach, ich habe mich gekrümmt
vor Schmerzen. Bei mir brach Panik aus, was hatte ich in meinem Körper? Hier
wohnten nur wenige Menschen. Die nächsten Orte waren nicht größer. Hier wird es
keinen Arzt geben, was soll ich machen? Zuerst wollte ich Helga wecken in
meiner Not, habe es dann doch unterlassen. Ich muss bis zum Morgen aushalten.
Man hatte uns bei der Anmeldung gesagt, vor sieben Uhr darf kein Licht
angemacht werden. Um 5:30 Uhr fingen die ersten mit ihrer Kopflampe an zu
packen. Um 6:30 Uhr machte ein Pilger das große Licht an. Ich war die ganze
Nacht zur Toilette gerannt. Das wurde nun ein großes Problem. Fast immer war
sie nun besetzt. Zum Glück kam ich immer noch rechtzeitig rein. Die Schmerzen
im Magen waren etwas zurückgegangen aber immer noch erheblich. Helga wurde wach
und ich schilderte ihr mein Problem. Bleib ruhig liegen, wir haben bis acht Uhr
Zeit, erst dann müssen wir die Albergue verlassen. Egal was kommt ich bleibe
bei dir. Liegen bleiben war gut, alle paar Minuten rannte ich zur Toilette. Zum
Glück hatte ich einen größeren Papiervorrat. Alle zwei bis drei Minuten ein
säuerliches Aufstoßen. Bald wusste ich was ich hatte, eine Fischvergiftung. Wir
hatten zwar beide den gleichen Fisch gegessen, aber ich denke, dass meiner
bestimmt aus einer älteren Lieferung stammte.

Calzadilla de la Cueza — San Nicolás
del Real Camino
     
    15 km, 35 m
Aufstieg, 35 m Abstieg
    Freitag, den
6. Mai 2011
     
     
    D ie letzte
Stunde hatte ich heute Morgen fast nur in der Toilette gesessen. Zwei Tabletten
gegen Durchfall hatte ich schon eingenommen. Mal sehen, ob es danach besser
wird. Hätte ich jetzt auf unserem Weg nur ein Dixiklo auf Rädern, ich würde es
mitschleppen. Um 8:15 Uhr gingen wir langsam los. Kurz vorher war noch ein sehr
starker Wolkenbruch runter gekommen, mein Magen hat und davor bewahrt. Auch in
der Nacht hatte es zweimal sehr stark und lang geregnet, zum Teil mit Gewitter
und kräftigen Hagelschauern. Alle Pilger, welche vor uns abgegangen waren,
haben diesen Wolkenbruch bestimmt abbekommen, es gab keine
Unterstellmöglichkeit. Unsere Herbergsmutter wünschte mir noch alles Gute. Ich
werde es gebrauchen können. Wir waren die Letzten, die die Herberge verließen.
Als wir weggingen sahen wir erst, wie schwer das Unwetter in der Nacht gewesen
war. Viele Bäume hatten kaum noch Laub. Die Dorfstraße war grün voller Blätter.
Viel Schlamm hatte das Wasser weit ins Dorf gespült. Auch unsere Wegesstrecke
war nicht berauschend, zu Teil sehr aufgeweicht und wieder neben der N 120. Nur
500 m entfernt parallel dazu die Autobahn A 231. Ich verstehe die Planung der
Regierung nicht. Zwei Schnellstraßen so eng beieinander. Wir mussten den Lärm
der Lastzüge ertragen. Zum Glück hatten wir einige Dörfer auf unserem Weg. In
jeder Bar sind wir eingekehrt und ich

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