Wir beide nahmen die Muschel
gut gewürzt. Unter
großem Gelächter der beiden Engländer und von uns machten wir uns an die
Arbeit. Einen halben Hahn haben wir beide geschafft, dann ging nichts mehr
rein. Sogar auf einen leckeren Karamellpudding habe ich heute verzichtet. Helga
ließ die beiden übrigen Hälften vom Kellner in einer Aluschale einpacken. Wir
gaben sie unserer Herbergsmutter, sie könnte bestimmt das Fleisch für ihren
Hund verwenden. Sie schnupperte einmal kurz und sagte, »das wird morgen ein
Festessen für mich.« Wir sagten ihr, dass wir morgen um 8:00 Uhr gerne vor
unseren Abgang eine Tasse Kaffee hätten. Wir hatten uns Minibrötchen und fast
schwarzen Serrano Schinken gekauft. Um 22:00 Uhr lagen wir in tiefem Schlaf.
Astorga — Rabanal del Camino
20,2 km, 285
m Aufstieg, 30 m Abstieg
Dienstag,
den 17. Mai 2011
W ir hatten
eine sehr ruhige Nacht mit nur zu vier Pilgern im Raum. Um fünf Uhr in der Früh
war ich noch einmal kurz zur Toilette gegangen. Herrlich wir hatten noch zwei
Stunden Zeit zum Schlafen. Doch oh Schreck, als ich aufwachte war es schon 7:30
Uhr. Jetzt wurde es aber allerhöchste Zeit für uns. Wir hatten noch nicht
einmal das Weggehen der anderen bemerkt. Kurz nach acht saßen wir am
Frühstückstisch, unsere Herbergsmutter hat uns jeder zum Abschied ein kleines
Puppenpärchen aus ihrem Heimatland geschenkt. Sie war in den beiden Tagen sehr
lieb zu uns gewesen, und gehört mit zu den Personen, welche wir bestimmt nicht
so schnell vergessen werden. Viele Begebenheiten werden uns an sie erinnern.
Ihre Katze hatte es Helga besonders angetan, überall hörte ich sie nur Mimi
rufen. Sehr schnell wurden die Beiden Freunde. Sie hatte auch einen sehr großen
Hund, er war ein absoluter Feigling. Man brauchte ihn nur anzusehen, schon nahm
er reiß aus. Seit meinem Start schleppe ich in meiner Pilgertasche für freche
Hunde Leckerchen mit. Ich bin zu seiner Hundehütte gegangen, wo er sich
verkrochen hatte, und habe sie ihm vor die Nase gehalten. Ganz vorsichtig hat
er daran geschnuppert, ohne sie zu nehmen. Immer kam er etwas näher. Erst nach
mehrmaligen schnuppern hat er es gefressen. Nachher durfte ich ihn schon über
den Kopf streicheln. Ich hatte einen neuen Freund gewonnen. Um 9:00 Uhr starteten
wir. Wir hatten heute eine längere ansteigende Strecke zu bewältigen. Unser Weg
führte uns durch die gesamte Stadt zur Kathedrale. Mit dem Bau wurde 1471
begonnen. Sie ist eine Mischung mehrerer Stielrichtungen: geschnörkelte Gotik,
Renaissance und Barock. Wir konnten es nicht fassen, sie war offen und es war
keine Messe, schnell hinein. In zehn Minuten wird sie verschlossen, sagte uns
die Aufsicht. Sie war natürlich viel kleiner als in León, aber sehr schön im
Inneren. Der eigentliche Kirchenraum liegt mittig, man kann ihn umschreiten.
Wunderschön der prächtige Hauptaltar und das prächtige geschnitzte Chorgestühl
aus dem 16. Jh. An der Außenseite viele einzelne Kapellen. Ich habe alles in
der Kürze der Zeit fotografiert, zuhause werde ich mir die Zeit nehmen und mir
alles in Ruhe ansehen. Bei meinem letzten Foto kam eine Aufsichtsperson und
sagte, fotografieren verboten. Ich bin ihm dankbar, dass er so lange gewartet
hatte. »Heinz sollen wir nicht noch ein paar Stunden hier bleiben«, sagte meine
Partnerin. »In einer Stunde öffnet das Pilgermuseum, ich möchte es gerne
besuchen.« Ich habe nicht zugestimmt, weil ein schwerer Weg vor uns lag. Vier
Anläufe hatte ich gemacht, um die Kathedrale zu besichtigen. Ich hatte die
Hoffnung schon aufgegeben, nun war ich glücklich und zufrieden und hoffe, in
Santiago ein größeres Pilgermuseum anzutreffen. Eine halbe Stunde benötigen wir
nur um die Stadt hinter uns zu lassen. Wir gehen auf der Landstraße in Richtung
Santa Comba de Somoza in die Region Maragatería. Eine halbe Stunde hinter
Astorga liegt links die Ermita del Ecce Homo, das einzige Überbleibsel eines
Pilgerhospitals aus dem 15. Jh. Nach anderthalb Stunden wanderten wir über
einen Feldweg parallel zur Landstraße nach Santa Catalina de Somoza und machten
unsere erste Pause. Von hier aus hatten wir einen herrlichen Blick auf die
Montes de León und die Sierra del Teleno. Die Temperatur war mit 15°C für uns
sehr angenehm. Unsere Mittagepause machten wir in El Ganso in der urigen Bar
»Cowboy«. Der Wirt dieser Bar hatte eine Marktlücke für sich entdeckt. Er hatte
lange in Amerika gearbeitet und viele Sachen von dort mitgebracht und hier
diese Bar eröffnet. Viele Bilder und
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