Wir beide nahmen die Muschel
einmal
links, dort müsste es sein. Leider endeten die nächsten vier Straßen links alle
als Sackgasse an einer hohen Mauer. Welche Möglichkeit hatte ich noch? Von
rechts kommt ein schwerer Wagen angefahren, der Fahrer in einem dunklen
Maßanzug. Als ich winkte stoppte er. Er war freundlich und sprach Englisch. Ich
erklärte ihm mein Problem und er bat mich einzusteigen. Er fuhr mich zu einer
großen Albergue in der Stadt. Nein, das ist nicht meine. Ich kam heute von
Hospital de Orbigo nach Astorga und am Bahngleis liegt meine Albergue. Ok, er
wendete fuhr über eine Umgehungsstraße aus der Stadt. Wohin will er mich den
jetzt fahren, doch nicht zurück nach Hospital de Örbigo? Es war tatsächlich so.
Er hatte den Ort gehört und wollte mich die 17,5 km dorthin zurück fahren.
Stopp zurück das ist falsch, bald waren wir wieder am Anfang der Stadt.
Plötzlich sehe ich die spiralförmige Überführung und unsere Albergue. Mein
Fahrer telefonierte mit seiner Frau und ließ sich beraten. Er fuhr rechts ran
und ich habe mich bei diesem freundlichen Menschen recht herzlich bedankt. Als
ich dieses Abenteuer meiner Mitpilgerin erzählte, hat sie sich halb totgelacht.
»Siehst du Heinz, bei mir hast du rundum sorglos gebucht, bin ich mal nicht
dabei, hast du die größten Schwierigkeiten. Ich darf dich nicht mehr alleine gehen
lassen, sonst kommst du nie in Santiago an. Nun komm, lass uns in die Stadt zum
Abendessen gehen.« Ich Dummkopf war gegangen ohne mir den Straßennamen und den
Namen der Albergue notiert zu haben. Das wird mir nicht noch einmal passieren.
Bei unseren Sprachschwierigkeiten hatten wir in der Stadt keine allzu große
Auswahl. Wir fanden eine einfache Pizzeria und waren mit dem Essen sehr
zufrieden. Wir erlaubten uns zum Essen auf meine Wiederkehr eine Flasche roten
Sekt. Mein Bargeld geht zur Neige. Ich wollte heute am Sonntag kein Risiko
eingehen und mir welches am Automaten ziehen. Sollte ich hier, wie es meine Art
ist, auch einen Fehler machen und meine Karte wird eingezogen, so hätte ich ein
riesengroßes Problem. Ich darf es nur morgen nicht vergessen. Im Pilgerführer
steht, dass in den nächsten sechs Tagen auf den Pilgerweg kein Bankautomat
wäre. Leider ist morgen Montag und alle Museen haben geschlossen, hätte ich
nicht doch besser noch einen Tag länger gebucht? Besonders das Pilgermuseum im
Gaudipalast hätte ich sehr gerne besichtigt. Schauen wir mal, wir haben morgen
einen ganzen Tag Zeit und werden nichts überstürzen. Beim Heimweg hatte ich
keine Probleme. Um 22:00 Uhr war für uns Nachtruhe.
Zweiter Tag in Astorga
Montag, den
16. Mai 2011
N ach einer
sehr ruhigen Nacht sind wir erst um 9:00 Uhr aufgestanden. Wir waren nur mit
sechs Pilgern im Schlafsaal gewesen. Ich denke, der eine Kilometer bis zur
Kathedrale hatte viele davon abgehalten hier am Stadtrand zu übernachten, sehr
zu unserer Freude. Helga hat alle meine schmutzige Wäsche in der Maschine
gewaschen und draußen in die Sonne gehängt. Es war zwar noch etwas frisch, aber
es schien ein schöner Tag zu werden. Nur zum Abend wird es hier sehr schnell
kalt, das haben wir gestern auf unserem Heimweg zu spüren bekommen. Unsere
Herbergsmutter hatte mir versprochen, wenn meine Wäsche trocken wäre, sie
abzuhängen. So habe ich morgen, wenn wir weitergehen, nur saubere Sachen in
meinem Rucksack. Um 10:00 Uhr gingen wir in die Stadt. Zuerst zum Bankautomaten.
Leider fanden wir danach kein passendes Café für unser Frühstück. Als wir zur
Kathedrale kamen waren die Tore der Umzäumung geöffnet. Wir trauten unseren
Augen nicht, aus der Kirche kamen Terry und Helen - »Unser Joe Cocker«. Es gab
eine herzliche Begrüßung. Leider wurden wir nach draußen verwiesen, die Kirche
wurde geschlossen. Das darf es doch nicht geben, so viel Pech. Wir
verabschiedeten uns von ihnen und suchten weiter nach einem passenden Café. Wir
fanden ein etwas abgelegenes, wo bestimmt nur Einheimische verkehrten. Für ein
Stück Tortilla und zwei Glas Wein bezahlte jeder nur 3,35 Euro. Zwei spanische
Männer hatten sich an der Theke getroffen und führten ein sehr lautes Gespräch,
wie es hier üblich ist. Herrlich, dies alles erleben zu dürfen. Hier sind wir
einmal Ausländer und keiner lässt es uns spüren, alle sind sehr freundlich und
hilfsbereit, besonders gestern dieser freundliche Autofahrer! In meinem
Pilgerbuch lese ich, dass die Kathedrale um 15:30 Uhr wieder geöffnet wird,
unsere allerletzte Chance. Wir haben in einem
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