Wir fangen gerade erst an: Roman (German Edition)
Diakonie.«
»Der Diakonie?«
»Ja, das sind schlechte Kopien. Im Grand Hotel haben wir echte Bilder, nicht so einen Schund«, antwortete die Putzfrau und stupste die Bilder mit ihrem Staubwedel an.
»Verstehe«, antwortete Petterson. »Und wo stellt das Hotel seine echten Bilder ab?«
»In einem Lagerraum. Da stehen auch einige Skulpturen. Und dann haben wir durch den Umbau auch einiges im Nebengebäude gelagert.«
Kurz darauf standen Petterson und Strömbeck mit einem Wachmann des Hotels im Lagerraum. Gemeinsam kontrollierten sie alle Kunstwerke und Bilder, die dort und im Anbau abgestellt waren, doch sie fanden keinen Renoir und keinen Monet. Nicht einmal eine Rekonstruktion mit aufgemaltem Schnurrbart. Müde kehrten sie zur Wache zurück.
Die Hausdurchsuchung im Altersheim hatte auch nichts gebracht. Kommissar Lönnberg hatte einen anstrengenden Tag gehabt. Eine Schwester Barbro hatte ihm die ganze Zeit an den Fersen geklebt und ihn ständig gebeten, diskret zu sein. Gleichzeitig hatte sie die Alten in helle Aufregung versetzt. Mittendrin sollte eigentlich eine Andacht stattfinden, und zu essen hatte er auch nichts bekommen. Nicht einmal einen starken Kaffee mit Gebäck. Die Zimmer der verschwundenen Senioren waren bei vier Kandidaten ordentlich gewesen, und die Durchsuchung hatte nicht lang gedauert. Außer altmodischen Kleidern, bequemen Schuhen, Fotoalben und Pillenschachteln war da nicht viel. Ein Raum hatte allerdings ausgesehen wie ein Speicher oder etwas Ähnliches. Er war voller Werkzeug, Schrauben, Motoren und Lichtdioden, doch nichts davon konnte man mit dem Verbrechen in Verbindung bringen. Lönnberg hatte überall gesucht, doch nichts gesichtet, das sie in ihren Ermittlungen vorwärtsbrachte. Wenn eine Person sich für schuldig erklärt hätte, den Kunstraub des Jahrhunderts begangen zu haben, hätte man die Sache ja noch abhaken können, aber hier handelte es sich schließlich gleich um fünf Personen. Der Kommissar stöhnte, und weil er nichts anderes finden konnte, nahm er die Haarbürsten der fünf Senioren mit. Ihre DNA zu haben war in jedem Fall gut, auch wenn sich das Labor in Linköping diese Untersuchungen teuer bezahlen ließ.
Als die drei Polizisten im Büro zusammensaßen und die Ergebnisse durchgingen, waren sie müde und desillusioniert. Kommissar Petterson faltete seine Hände auf dem Tisch.
»Wie Sie alle wissen, sind Bilder und Geld verschwunden, und fünf Personen haben Geständnisse abgelegt. Auch wenn wir bei den Alten nichts gefunden haben, wird die Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl erlassen wollen. Denn wir sprechen hier von Bildern im Wert von dreißig Millionen, und andere Spuren gibt es nicht.«
Strömbeck legte die Füße quer über den Tisch und starrte geradewegs in die Luft.
»Ich sehe schon die Schlagzeilen vor mir: Polizei hält fünf Senioren fest. Keine andere heiße Spur.«
Ein Seufzen ging durch den Raum. Sie verabschiedeten sich und beschlossen, für heute fertig zu sein. Nun hatten sie nicht nur einen komplizierten Kunstraub aufzuklären, sie hatten zudem fünf unbequeme Alte am Hals.
38
Der Volvo fuhr an der U-Bahn-Haltestelle vorbei und hielt vor dem Gefängnis in Sollentuna. Der Fahrer Kalle Ström und zwei Strafvollzugsbeamte halfen Märtha aus dem Auto und gaben ihr ihre Gürteltasche, ihren Stock und den Rollator.
»Komisches Ding«, sagte Kalle und zeigte auf Märthas Abstandshalter.
»Wer möchte schon gern umgefahren werden«, erklärte sie. »Lieber einen Rollator mit Stachel als eine kaputte Hüfte.«
Kalle musste grinsen. Er hatte schon viele Verbrecher in seinem Wagen sitzen gehabt, aber diese Dame mochte er besonders. Sie schien von Gefängnissen fasziniert zu sein und hatte den ganzen Weg nach Kronoberg Verkleideter Gott gesummt.
Märtha bedankte sich für seine Fahrdienste, stützte sich auf den Rollator und sah sich um. Sie schüttelte den Kopf, als sie die grauen Hochhäuser im Zentrum von Sollentuna sah.
»Schaut euch doch mal diese liegenden Wolkenkratzer an, Jungs. Hässlich wie die Nacht. Die Verantwortlichen sollten ins Gefängnis – nicht ich.«
»Aber dieses Gebäude ist doch gar nicht so schlecht, oder?«, hatte Kalle vorzubringen und zeigte auf den Gefängnisbau. Märtha legte den Kopf schief und sah an der Fassade hinauf. Das hohe Haus stach zwischen den grauen Gebäuden, die danebenstanden, heraus und glitzerte, wenn das Licht von den Scheiben reflektiert wurde. Von draußen konnte man einige interessante
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