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Wir haben Sie irgendwie größer erwartet

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Titel: Wir haben Sie irgendwie größer erwartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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nicht. Jetzt noch nicht.«
     
    »Ich weiß wirklich nicht«, sagte Gedanke, während er den Wagen beobachtete, der vor Combe Hall hielt. »Da verstehe einer diese Menschen!«
    Die Wagentüren öffneten sich, und Malcolm und die Walküre Ortlinde stiegen aus.
    »Was passiert jetzt?« wisperte Gedächtnis.
    Malcolm legte den Arm um die Walküre, und Ortlinde schmiegte den Kopf an sein Gesicht. Die scharfen Rabenaugen konnten mühelos den Ring ausmachen, der an Malcolms Finger glitzerte. Während das Pärchen ins Haus ging, sprachen weder der Sterbliche noch die Walküre ein Wort, aber in der Luft schwirrte es nur so von Gedanken. Dennoch waren die beiden Raben überaus niedergeschlagen, weil sie nur Ortlindes Hälfte lesen konnten.
    Die Haustür schloß sich. Die beiden Raben saßen nachdenklich da und lauschten dem Wind, der in den Wipfeln der Kiefern seufzte, von denen das Herrenhaus umgeben war. In ihrem Leben hatten sie schon vieles gesehen. Sie waren Augenzeugen von Alberichs Wut- und Schmerzensschreien gewesen, als Loge dem Nibelung den Ring von der angeketteten Hand gerissen hatte. Sie hatten beobachtet, wie Hagen seinen Speer in Siegfrieds Rücken bohrte und schließlich seinen letzten Kampf gegen die Fluten des Rheins ausfocht. Die beiden konnte wahrhaftig nichts mehr überraschen.
    »Doof wie Bohnenstroh«, stöhnte Gedächtnis schließlich. »Alle beide.«

12. KAPITEL
     
    Linda – Malcolm brachte es einfach nicht fertig, sich seine Verlobte als Ortlinde vorzustellen – war schon in aller Frühe aufgestanden und katalogisierte wie ein geölter Blitz. So hatte sie wenigstens eine Arbeit, die sie auf andere Gedanken brachte, obwohl es sich dabei natürlich nicht um ihren eigentlichen Beruf handelte.
    Malcolms Arbeit lief hingegen nicht so gut. Der BBC zufolge war in Essex mit knapper Not ein Zugunglück verhindert worden, und in Kent hatte man gerade noch rechtzeitig einen Kernreaktor heruntergefahren, bevor dieser den Kanal ein Stückchen breiter machen konnte. Natürlich waren diese bedauerlichen Vorfälle genau zu dem Zeitpunkt passiert, als Malcolm sich abgemüht hatte, die Gewalt über den Ring zu behalten. Die Ereignisse machten zwar alles noch komplizierter, mehr aber auch nicht. Es war keineswegs so, daß Malcolm das alles nicht interessiert hätte; im Gegenteil, er interessierte sich rasend dafür, aber was hätte er denn tun können? Zwar war er der Herrscher über die Welt, nicht aber über sich selbst.
    Als er mit Linda aus London zurückkehrt war, hatte Alberich noch immer auf ihn gewartet. Der Nibelung war tatsächlich den ganzen Tag vor der Garage auf und ab gegangen, was natürlich kaum die Verdauung gefördert, sondern vielmehr dazu geführt hatte, daß er bei Ortlindes Anblick die Beherrschung verlor und sie auf äußerst ordinäre und unerfreuliche Weise beleidigte. Malcolm war schon drauf und dran gewesen, ihn erneut zu verprügeln, aber der Zwerg erkannte die drohende Gefahr und bat die Walküre um Verzeihung, wobei er die Schuld an seinem schlechten Benehmen einem Gurkensandwich zuschrieb, das er unbesonnenerweise während des Wartens verzehrt hatte. Jetzt war Alberich schon wieder da und saß im Salon, wo er ein Glas Milch trank.
    »Ich weiß genau, was Sie mir erzählen wollen«, sagte Malcolm.
    »Ja, wahrscheinlich wissen Sie das«, antwortete Alberich. »Aber ob Sie’s auch verstehen werden, ist eine ganz andere Frage. Das Blut des Riesen hat vielleicht Ihre Wahrnehmung erweitert, aber nichts daran geändert, daß Sie schlichtweg dumm sind.«
    »Danke«, erwiderte Malcolm mürrisch, »aber ich komme auch ohne persönliche Beleidigungen gut zurecht.«
    »Hören Sie«, entgegnete der Nibelung, »ich habe Ihnen schon früher mal gesagt, daß Sie zu nett sind, um einen anständigen Ringträger abzugeben. So können Ringträger einfach nicht sein. Klar, zunächst hat das mit Ihnen ja ganz gut geklappt, aber dann ist alles schiefgegangen. Das stimmt doch, oder? Ein netter, aber verliebter Ringträger kann in achtundvierzig Stunden mehr Schaden anrichten, als Ingolf in tausend Jahren zustande gebracht hat. Sie sind nun mal ein Mensch, dafür können Sie nichts. Aber als Mensch sind Sie nicht berechtigt, den Ring zu tragen. Verstehen Sie das?«
    »Nein.«
    Alberich runzelte die Stirn; das war ja so, als hätte jemand gesagt, er könne nicht verstehen, warum man vom Regen naß werde. Hier waren also weitere Erklärungen erforderlich.
    »Nehmen Sie zum Beispiel meinen Fall«, setzte

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