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Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mhairi McFarlane
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Einsiedlerstimmung?«, erkundigte sich Ben, nachdem wir uns begrüßt hatten. »Wenn das so ist, brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Du bist die Aufsatzkönigin.«
    Prinzessin Rachel, zur Aufsatzkönigin gekrönt. Ich war nicht sicher, ob mir das Bild gefiel, das die Männer in meinem Leben von mir hatten.
    »Hm …« Ich zog die Schultern hoch und ließ sie wieder sinken, um das Wort vielleicht anzudeuten, brachte aber keinen Ton heraus.
    Ben wischte mit dem Zeigefinger das Kondenswasser von seinem Bierglas. Ich spielte am Stiel meines halbvollen Weinglases herum und stellte erfreut fest, dass der Wein bereits Wirkung zeigte.
    »Wie geht es Pippa?«
    »Keine Ahnung. Wir haben uns getrennt.«
    Ich war ehrlich geschockt, denn ich hatte gedacht, dass es mit Pippa anders laufen würde als sonst. »Oh, Gott. Tut mir leid, das zu hören. Warum?«
    »Als ich es mir genauer überlegt habe, wurde mir klar, dass ich nach der Rückkehr von meiner Reise nicht ständig nach Irland und zurück pendeln würde. Also fand ich es fairer, gleich einen Schlussstrich zu ziehen.«
    »Wie hat sie es aufgenommen?«
    Ben schüttelte den Kopf. »Nicht sehr gut. Trotzdem, besser jetzt als später.«
    »Tut mir echt leid. Ihr habt gut zusammengepasst.«
    Mann, er hatte Pippa den Laufpass gegeben. Sie gehörte zu den Mädchen an der Uni, die andere Jungs in ihrer Heimatstadt herumgezeigt hätten wie den Champion’s-League-Pokal. Kurz malte ich mir die göttliche, unvergleichliche Kleopatra aus, die es irgendwann erleben würde, dass Ben eine feste Beziehung einging.
    »Na, dann bist du jetzt wenigstens frei, um dich an die Luxuspüppchen aus Richmond-upon-Thames ranzumachen«, fügte ich hinzu.
    »An wen?«
    »Die reichen Mädels, die auf Vollmondpartys in Thailand die Welt jenseits des Materialismus entdecken und dabei Daddys Dollars ausgeben.«
    »Ach, die.« Ben zuckte mit den Achseln und fuhr sich anschließend mit der Hand über den Hinterkopf.
    »Dann können wir jetzt beide das Singledasein genießen«, sprach ich weiter.
    »Genießen würde ich es nicht unbedingt nennen.«
    Ich wartete ab, bis bei ihm der Groschen fiel.
    »Hast du gerade ›wir‹ gesagt?«
    »Ja, ich habe mit Rhys Schluss gemacht.«
    Ben starrte mich an, als rechne er mit dem Zusatz »Ätsch, reingelegt«. Vor Staunen bekam er den Mund nicht mehr zu. »Du hast Schluss gemacht? Wann?«
    »Vorhin am Telefon. Er hat ohne triftigen Grund den Abschlussball abgesagt. Außerdem streiten wir uns in letzter Zeit ständig. Mir ist die Hutschnur geplatzt. Und da habe ich ihm gesagt, dass es aus ist. Ziemlich laut.«
    Ich wusste, warum ich übertrieb. Ich wollte meine Durchsetzungsfähigkeit beweisen.
    »Endgültig?«
    »Eigentlich schon.«
    »Tut mir leid«, antwortete Ben mit gesenktem Blick.
    Ich wich weiteren Fragen aus, indem ich anfing, über Belanglosigkeiten zu reden. Gleichzeitig jedoch dachte ich darüber nach, wer ich nun war. Ich war nicht mehr Rhys’ Rachel.
Rhys und Rachel, Rachel und Rhys.
Ben wirkte, als arbeite sein Gehirn ebenfalls auf Hochtouren. Offenbar änderte sich gerade sein Bild von mir. Ich war nicht sicher, ob ich mir nur einbildete, dass wir einander in den Gesprächspausen länger in die Augen sahen. Vielleicht lag es ja auch an der Kombination aus Flüssigkeitsmangel, Nostalgie und billigem Pinot Grigio.
    »Wenn ich single bin, habe ich mehr Zeit, um Freunde am anderen Ende von England zu besuchen«, sagte ich irgendwann, als es schon dunkel war und die Lampen angingen.
    »Ja, so ein jährliches Treffen wäre die Wucht«, entgegnete Ben sarkastisch.
    »Ach, das schaffen wir bestimmt öfter«, erwiderte ich und versetzte ihm einen Rippenstoß.
    »Zweimal?«
    »Warum bist du so negativ?«
    »Weil es nicht mehr so sein wird wie jetzt.«
    »Das gilt für alles. Die Uni ist eine Welt für sich, eine Zeitblase, ohne Verbindung zu Vergangenheit und Zukunft.«

[home]
    53
    A n diesem Abend begleitete Ben mich durch die stillen, von Bäumen gesäumten Vorstadtstraßen nach Hause. Der orangefarbene Schein der Straßenlaternen verschwand fast in den Baumkronen. Die Luft war selbst so spät in der Nacht noch reglos und heiß wie am Mittelmeer. Es war, als veranstaltete Manchester eigens eine Abschiedsfeier für uns und hätte dazu ganz besonderes Wetter bestellt. Schließlich standen wir an meinem Gartentor.
    »Igitt, ich will da nicht rein«, flüsterte ich Ben zu. »Ich weiß nicht, ob der fiese Derek zu Hause ist. Er hat seine Tür abgeschlossen,

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