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Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mhairi McFarlane
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wie von all den anderen in den letzten drei Jahren. Männer, die rettungslos in eine andere verliebt sind, sind als Partner nicht zu gebrauchen.«
    Mir brach der kalte Schweiß aus. Der Satz »Ich traute meinen Ohren nicht« klingt zwar recht abgedroschen, traf es aber perfekt. Meine Ohren nahmen die Sendung wahr, doch mein Verstand weigerte sich, den Lieferschein zu unterschreiben. Ich rechnete damit, dass er jeden Moment den Namen eines tollen Mädchens wie Beth oder Freya erwähnen würde. Und ich würde sagen: »Oh, und ich dachte …«, und weil er dann wissen würde, was ich gedacht hatte, wäre Selbstmord der einzige Ausweg.
    »Und ob du je einen anderen kennenlernen wirst? Du bist die klügste, schlagfertigste, netteste, schönste und manchmal nervtötendste Frau, der ich je begegnet bin. Also gehe ich davon aus, dass die Typen Schlange stehen werden. Aber da ich in dich verliebt bin, kriege ich bei der Vorstellung, dass du mit jemand anderem zusammen bist, Mordgelüste. Also verzeih mir, dass ich dir keine praktischen Tipps gebe, wie du jemanden abschleppst, der nicht ich ist.«
    Vor Schreck ging mein Atem schneller, und ich brachte keinen Ton heraus. Und selbst wenn es mir nicht die Sprache verschlagen hätte, hätte ich keine Antwort gewusst. Verliebt. Er hatte verliebt gesagt.
    »Wie war noch mal die letzte Frage? Ob du Angewohnheiten hast, mit denen du Männer vergraulst? Das Einzige, was mich an dir gestört hat, war, dass du mit einem anderen zusammen warst. Aber wenigstens konnte ich davon träumen, dass du nur deshalb nicht mit mir zusammen warst. Jetzt ist das auch weg. So. Thema erledigt.«
    Ich klammerte mich an die Bettkante, als wäre das ganze Möbelstück plötzlich in Schieflage geraten.
    »Tut mir leid, wenn du dich jetzt komisch fühlst«, fügte Ben hinzu. »Wenn du möchtest, dass ich gehe, versteh ich das.«
    »Schon okay«, stieß ich mit erstickter Stimme hervor.
    Pause.
    »Scheiße. Echt ein tolles Timing, Ben, mit so was ausgerechnet in ihrem Schlafzimmer zu kommen«, sagte er, begleitet von einem traurigen, bitteren Auflachen. »Hör zu, du brauchst mir nicht zu erklären, dass du nicht so für mich empfindest. Das weiß ich längst. Genau das ist ja mein Problem. Also trinken wir morgen früh verlegen eine Tasse Tee und verabschieden uns.«
    Morgen früh? Ich konnte mir kaum eine Welt außerhalb dieses Zimmers vorstellen. Eine, die sich weiterdrehte, in der es hell wurde, in der neue Tage anbrachen. Und Abschiede bevorstanden?
    »Hast du es wirklich nicht gewusst?«, fragte er.
    »Nein«, krächzte ich.
    »Oh, mein Gott, und ich dachte immer, du ahnst es wenigstens, auch wenn dir das Ausmaß vielleicht nicht klar war.« Seine Stimme erstarb. Er wartete auf eine Antwort, und als die nicht kam, sprach er weiter. »Herrje, dann sag wenigstens ›Puh, voll krass‹. Das Schweigen bringt mich um.«
    »Nein, so ist es nicht«, erwiderte ich und rang in meiner Verwirrung nach den richtigen Worten.
    Wo mochten sie bloß sein? Bens Beichte hatte mich gezwungen, mich Gefühlen zu stellen, die ich drei Jahre lang ignoriert, falsch gedeutet und geleugnet hatte. Es war, als gäbe man einer Pflanze nicht genug Licht, um richtig zu wachsen, und auch nur selten Wasser. Doch der Same in der Erde war noch da.
    Er hatte diese unglaublichen Gefühle für mich? »Ebenfalls«, »Warum?« oder »Gütiger Himmel, Gott sei Dank, hurra!« wurden dem Augenblick einfach nicht gerecht.
    Und so traf ich eine für mich untypisch spontane Entscheidung. Ich zog mir das schlabbrige Pyjamaoberteil über den Kopf und streifte die Hose ab, indem ich mit den Füßen strampelte. Dann knüllte ich den körperwarmen Stoffballen zusammen und warf ihn aus dem Bett. Ich dachte, dass das reichen würde, um meine Absichten zu verdeutlichen. Doch Ben reagierte nicht.
    »Ben.«
    »Ja?«
    »Möchtest du nicht ins Bett kommen?«
    »Es ist okay auf dem Boden, danke. Und nein.«
    »Nein. Ins Bett. Zu
mir.
« Und dann fügte ich wie die ausgekochteste Verführerin dieser Ära hinzu: »Ich habe den Pyjama ausgezogen.«
    Eine verdatterte Pause.
    »Bist du sicher?«, fragte er leise in das scharlachrote Dämmerlicht hinein.
    »Ganz sicher.«
    Das war der Moment, in dem eigentlich eine erotische Szene im Zeitlupentempo hätte folgen sollen, untermalt von einem wummernden Soul-Soundtrack. Doch stattdessen geschah Folgendes: Ben verhedderte sich bei dem hastigen Versuch, dem gutverarbeiteten Campingaccessoir, das mein Vater bei Millets

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