Wir in drei Worten
fährt Rhys fort. »Hast du es getan, um etwas zu beweisen?«
»Nicht direkt.«
»Warum dann? Ich kenne dich. Du bist nicht der Typ für einen One-Night-Stand.«
»Ist eine einmalige Sache schlimmer als eine monatelange Affäre?«
»Ich habe genommen, was mir angeboten wurde. Du hast sicher einen Grund dafür gehabt.«
»Ich mochte ihn.«
»Und deshalb hast du mit mir Schluss gemacht? Das erste Mal?«
Ich schüttle den Kopf.
Er versucht zu lachen, doch es hört sich blechern an. »Ach nein? Was für ein Zufall. Tschüss Rhys, hallo Ben, auf Wiedersehen Klamotten.«
»Nein.«
»Und ich dachte, wir hätten Probleme gehabt, weil ich fremdgegangen bin. Dabei war es, weil du es getan hast.«
»Ich bin nicht wirklich fremdgegangen. Wir hatten uns vorher getrennt.«
»Ach, komm schon. Ich will keineswegs behaupten, dass es richtig war, was ich da gebracht habe, aber wir sind beide über dreißig, also sollten wir uns auch so verhalten, oder? Dass du wenige Stunden nach unserer Trennung mit einem anderen geschlafen hast, zeigt, dass du nicht gerade am Boden zerstört warst. Wahrscheinlich hast du auf diese Sache hingearbeitet, während du noch mit mir zusammen warst.«
Da hat er nicht ganz unrecht.
»Du hast wieder Kontakt zu ihm?«, will Rhys wissen und runzelt die Stirn.
Als ich mich dazu entschied, reinen Tisch zu machen, hatte ich nicht über die Konsequenzen nachgedacht.
»Gewissermaßen. Ich bin ihm zufällig begegnet, das ist alles.«
»Ihr seid nicht zusammen?«
»Nein. Er ist verheiratet.«
Schwere Stille.
»Und trotzdem versuchst du, ihm noch einmal an seine Dior-Wäsche zu gehen, stimmt’s?«
Ich winde mich vor Scham. »Natürlich nicht. Ich dachte, du kannst dich nicht mehr an Ben erinnern.«
»Die Erkenntnis, dass er mit meiner Freundin rumgemacht hat, hat einige Erinnerungen zurückgebracht. Dieses hinterhältige südenglische Arschloch.«
Ich bemerke, dass er das »Ex« vor »Freundin« weggelassen hat. Wahrscheinlich ist es auch Rhys aufgefallen.
»Also gut«, sagt er und versucht, sich wieder unter Kontrolle zu bringen. »Also gut. Auf den Gedanken daran, wie ihr zwei zusammen wart, kann ich ebenso gut verzichten wie auf eine Gehirnblutung, aber ich habe dich nicht hergebeten, damit du das loswirst.«
»Warum dann?«
»Um dich ein letztes Mal zu fragen. Lass uns mit dem Mist aufhören und zusammenbleiben. Wäre ich etwas geschickter, hätte ich Al Green aufgelegt. Aber das bin ich nicht, und ich kenne mich mit der DJ -Anlage nicht aus.«
Wenn ich vorher gründlich darüber nachgedacht hätte, hätte ich das voraussehen können. Rhys würde niemals ein solches Treffen vorschlagen, damit einer von uns beiden sich besser fühlt. Nicht, weil er ein böser Mensch, sondern weil er kein Freund großer Gesten ist. Was du siehst, bekommst du auch. Außer du siehst ihn eine Weile nicht, und eine Frau mit wasserstoffblondem Haar, Netzhemd und ochsenblutfarbenen Doc Martens krallt ihn sich. Will ich zu ihm zurück? Ich muss mich das fragen.
»Ich liebe dich«, fügt Rhys hinzu, und da er auch kein Freund von Liebeserklärungen ist, fällt ihm das sichtlich schwer.
Ich denke daran, was Caroline gesagt hat – dass ich mich nur getrennt habe, weil mir die Beziehung zu langweilig geworden ist. Der Schmerz, den ich empfinde, ist so stark wie das schlimmste Sodbrennen am zweiten Weihnachtstag.
Ich denke daran, wie verloren ich mich bei dem Date mit Simon gefühlt habe. An Carolines trostlose Situation. Daran, dass Ivor und Mindy mit Leuten rummachen, die sie nicht respektieren. Vielleicht ist das, was Rhys und ich hatten, das Beste, was man kriegen kann – für die meisten Menschen. Wir haben nicht alle das Glück, mit einem Seelenverwandten zusammen zu sein, hatte Ben gesagt. Nun hatten wir wohl die Plätze getauscht.
»Ich liebe dich auch«, erwidere ich, und das stimmt. Ich werde ihn immer lieben. Deshalb fällt es mir ja so schwer, ihn zu verlassen. Wir mögen manchmal keinen Spaß mehr miteinander gehabt haben, aber er ist eine Konstante in meinem Leben. Verlässlich. Wie Caroline gesagt hat, er will mich. Das wird sich nicht ändern.
Rhys nickt. »Lass uns in Urlaub fahren. Ich werde mich sogar an den Strand setzen und den Sand in meiner Arschritze ertragen, wenn du willst. Dann sprechen wir noch einmal über die Hochzeit. Vielleicht sollten wir das Ganze kleiner halten. Ich hatte immer das Gefühl, dass die Party zu groß werden würde.«
»Du möchtest immer noch
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