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Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mhairi McFarlane
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beider Überraschung plötzlich den Tränen nahe.
    »Ich konnte es einfach nicht glauben, verstehst du. Ich dachte, ich müsste ihm einfach nur erklären, dass wir ihn brauchten, und er würde sich in den nächsten Zug setzen oder meiner Mum etwas schicken.« Bens Augen glänzten und seine Stimme klang erstickt. »Ich kam mir so dumm vor.«
    Ich spürte, dass er einen Augenblick brauchte, um sich zu fangen. Ich wollte mich als seine Vertraute beweisen. Und ich wollte ihm beistehen – zumal schon mindestens eine wichtige Person Ben in dieser Hinsicht enttäuscht hatte.
    Mitfühlend sagte ich: »Ich weiß, er ist dein Dad, und ich will dir nicht zu nahe treten, wenn ich sage, dass er offensichtlich ein Scheißkerl ist. Es war absolut richtig, ihn an seine Pflichten zu erinnern. Wenn du das nicht versucht hättest, würdest du dir ständig Gedanken über ihn machen und denken, du hättest etwas versäumt. Jetzt weißt du zumindest, dass es hundertprozentig an ihm liegt. Es mag dir so vorkommen, als ob dir das alles nur Schmerz eingebracht hätte, aber es hat auch alle Zweifel beseitigt. Du musstest das für deinen Seelenfrieden tun.«
    Ben nickte dankbar. Er hatte seine Gefühle unter Kontrolle gebracht. »Danke, Ron.«
    Ich begriff, dass Ben hinter der adretten Kleidung und der fröhlich-lockeren Art genauso mit sich zu kämpfen hatte wie wir anderen auch. Er verpackte es nur besser.

[home]
    17
    E rheben Sie sich!«, bellt der Gerichtsdiener zum letzten Mal an diesem Tag.
    Ich stecke rasch mein Notizbuch weg und schwebe zur Tür hinaus, als Gretton auftaucht und mich mit wütendem Gebrüll endgültig aus meinen Tagträumen reißt.
    »Du kannst dieser vogelgesichtigen Schlampe sagen, dass ich sie mir vorknöpfen werde, verstanden? Unter Presseleuten tut man so etwas nicht«, faucht er.
    Dass Gretton sich an einen Ehrenkodex hält, ist mir neu. Das ist ihm selbst ohne Zweifel gerade erst eingefallen, weil er um eine Story gebracht wurde.
    »Wer …?«
    »Deine kleine Handlangerin!«
    »Du meinst Zoe? Was ist denn los?«
    Ich versuche, ihn dazu zu bringen, leiser zu sprechen, indem ich meine Stimme senke. Einige Leute starren bereits zu uns herüber.
    »Sie hat ABSICHTLICH  …«
    Meine Taktik geht nicht auf, also packe ich ihn am Ellbogen und ziehe ihn neben mir her. »Psst, nicht hier. Komm mit.«
    Dass ich ihn ernst nehme, scheint Gretton ein wenig zu beruhigen, und er unterdrückt seine Wut, bis wir auf der Straße sind.
    »Sie hat sich an meiner Prozessliste zu schaffen gemacht.«
    »Wie meinst du das?«
    »Bei mir haben die Seiten 2 und 3 gefehlt, und als ich sie mir besorgt habe, habe ich festgestellt, dass darauf die besten Storys des Tages verzeichnet waren.«
    »Woher willst du wissen, dass Zoe etwas damit zu tun hat? Könnten die Seiten nicht einfach rausgerutscht sein? Eine lockere Heftklammer?«
    Wahrscheinlich ist vielmehr bei ihm eine Schraube locker.
    Wir bekommen jeden Morgen am Empfang ein verschlossenes Kuvert mit einer Liste der Prozesse, also kann ich mir nicht vorstellen, wie jemand einem da einen Streich spielen könnte.
    »Und dann stehen genau auf diesen Seiten ihre Fälle? Ich bin doch nicht doof.«
    In diesem Augenblick segelt Zoe vorbei. »Alles in Ordnung, Pete?«, fragt sie so kühl wie die Gurkenscheiben, die sie nicht isst.
    »Dir werde ich es zeigen, du hinterhältige kleine Kuh«, bellt Gretton.
    »Reiß dich zusammen«, weise ich ihn zurecht.
    »Gibt es ein Problem?« Zoe reißt ihre mädchenhaften Augen auf.
    »Du hast Seiten aus meiner Liste gerissen. Wenn du miese Tricks willst – nur zu. Ich habe dich gewarnt. Und du …« Er wirbelt herum und deutet mit einem Finger auf mich. »Du solltest dich auch in Acht nehmen.«
    »Warum? Was habe ich denn getan?«
    Er stakst davon, fährt sich mit einer Hand über sein widerspenstiges rostrotes Haar und wühlt mit der anderen in der Jackentasche nach seinen Zigaretten.
    Zoe rückt ihre Schultertasche zurecht. Mir fällt auf, wie ansprechend schäbig und wenig elegant die Tasche ist – eines dieser schlammfarbenen Dinger mit kleinen Spiegeln und Troddeln, wie man sie auf dem Flohmarkt findet. Das erinnert mich daran, dass sie noch ganz neu in diesem Geschäft ist. Wahrscheinlich bekommt sie ihre erste Aktentasche dieses Jahr von ihren Eltern zu Weihnachten geschenkt. Sie lächelt ein wenig zu zufrieden.
    »Wie hast du es angestellt?«
    »Ich habe die Seiten aus meiner Liste entfernt und unsere Unterlagen ausgetauscht, als er die

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