Wir in drei Worten
langbeinige Anwältin anglotzte, die mit ihrer Robe an der Türklinke hängengeblieben war.«
Wir schauen uns an und brechen in Gelächter aus.
»Der Kampf ist eröffnet«, erklärt Zoe.
Ich habe Gretton immer als unglückselige Tatsache des Lebens betrachtet, aber Zoe beweist wesentlich mehr Einfallsreichtum. Hätte ich vor zehn Jahren diese Energie an den Tag gelegt, wäre ich heute ganz woanders.
Ich strecke meine Hand aus, und sie schüttelt sie. »Du kannst stolz auf deine erste Woche sein.«
»Gehen wir einen trinken?«, fragt Zoe.
»Ähm, nein. Nächstes Mal. Ich bin verabredet.«
»Ach, mit dieser Freundin.« Sie nickt.
Einen Augenblick lang habe ich Schwierigkeiten, mich an diese Unwahrheit zu erinnern, und starre sie verdutzt an.
»Viel Spaß«, wünscht Zoe mir grinsend, und ich habe das Gefühl, dass sie mich durchschaut hat.
Ich mache mich auf den Weg und sage mir im Stillen vor: Und du lernst Italienisch, und du lernst Italienisch.
»Du siehst gut aus«, bemerkt Caroline, als ich an unserem Treffpunkt an den Picadilly Gardens eintreffe, und mustert mein Hemdblusenkleid und meine Schuhe mit den unüblich hohen Absätzen. »Du hast dich nur für mich so hübsch gemacht, richtig?«
»Du siehst auch gut aus«, verteidige ich mich.
»Ich mache mich für die Arbeit immer so hübsch zurecht.«
»Angeberin.«
Ich habe gehofft, berufsmäßig, aber nicht zu streng zu wirken. Also gut, und vielleicht auch ein bisschen sexy. Bisher hat mir mein Outfit nur Grettons Bemerkung eingebracht: »Hallooo, Aufforderung zur Unzucht, Street Offences Act von 1959 ? Saal 7 !«
In einem Anfall von Lampenfieber hatte ich erkannt, dass ich Unterstützung brauchte, wenn ich Ben und diesem furchteinflößenden Freund gegenübertreten musste, und Caroline gebeten, mich zu begleiten. Vielleicht war mir auch in den Sinn gekommen, dass sich bei vier Leuten viel eher die Gelegenheit zu einem Tête-à-Tête ergibt. Ich wusste, dass Caroline die Gelegenheit genießen würde, Ben aus sicherer Entfernung anzuschmachten.
»Graeme hat doch nichts dagegen, dass du mitkommst, oder?«, frage ich, während ich versuche, mit Carolines großen Schritten mitzuhalten. »Es tut mir leid, falls ich deine Pläne für den Abend durcheinandergebracht habe.«
»Ja, du hast unseren jährlichen Kinobesuch vereitelt. Ich schließe alle Filme mit U-Booten aus, und er wehrt sich gegen alle mit Meryl Streep, und so stehen wir im Foyer und streiten uns, bis Gray mich mit einer Packung Schokolinsen besticht.«
»Tut mir leid.«
»War nur ein Witz. Der Kinoabend war ohnehin gestrichen. Er hat mich mit irgendeinem Mist über Tabellenkalkulationen abgewimmelt, damit er zu Hause bleiben und die Füße hochlegen kann. Mit wem treffen wir uns? Außer Ben?«
»Mit seinem Freund Simon.«
Sie zieht eine Augenbraue nach oben. »Was soll das werden? Ein Verkuppelungsversuch?«
»Blödsinn! Das ist nicht Bens Art.«
»Äh …«
»Was?«, frage ich nervös.
»Du hast Ben zehn Jahre lang nicht gesehen. Seine Art könnte sich komplett geändert haben.«
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18
B en hat eine Szene-Bar im Stadtzentrum ausgesucht, in die ich es noch nie geschafft habe, was zeigt, dass ich vielleicht doch nicht die Richtige bin, um ihm die trendigen Orte in Manchester vorzustellen. Alle Oberflächen sind aus gegossenem, poliertem Beton, die Beleuchtung ist auf ein dramatisches Minimum reduziert, überall stehen tropische Pflanzen herum und die Stühle sind so niedrig, dass man sich letztlich mit einer Ansammlung von Luftröhren und Kniescheiben unterhält.
Als wir die Bar betreten, sehe ich Ben an einem Tisch ganz hinten. Er unterhält sich mit einem großen blonden Mann Mitte dreißig, dessen ausladende Körpersprache darauf hindeutet, dass die ganze Welt eine Talkshow und er der Moderator ist. Der Möchtegern-Michael-Parkinson unterzieht uns träge einem Ganzkörperscan, als wir an dem Tisch ankommen.
»Hi … Ben, du erinnerst dich an Caroline?«, sage ich.
»Natürlich.« Ben lächelt. »Wie geht es euch? Simon, das ist Rachel, die Zeitungsreporterin.«
Ben steht auf. Er trägt seine Arbeitsklamotten, ein kunstvoll geknittertes (im Gegensatz zu zerknautscht, wie bei einem gewöhnlichen Sterblichen) kornblumenblaues Hemd und eine marineblaue Anzughose. Das Jackett mit hellem Futter hängt über dem Stuhl neben ihm. Ein Teil von mir, der Teil, der, wie Caroline haarscharf erkannt hat, ein Jahrzehnt unberücksichtigt lässt, möchte vor Freude jauchzen und
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