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Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mhairi McFarlane
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kennst keine anderen Gesetze, richtig?«
    »Murphys Gesetz?«
    »Okay, dann bin ich zu neunzig Prozent sicher.«
    »Es gibt noch eine ebenso sichere Methode.«
    »Wirklich?«
    »Wir führen unserem Gehirn heimlich Informationen zu, ohne dass die Dozenten davon Wind bekommen. Dann schmuggeln wir das Wissen hinter unseren Gesichtern versteckt in den Prüfungsraum. Kein Mensch wird jemals unser Geheimnis durchschauen.«
    Ben unterdrückte ein Lachen. »Klugscheißerin. Ich habe geahnt, dass du meine Bemühungen nicht zu schätzen weißt.«
    Ich deutete auf die Inschrift an der Decke. »Weisheit ist das wichtigste Gut, daher eigne sie dir an.«
    Ben schüttelte den Kopf. »Das Wichtigste ist, den Abschluss zu schaffen, und nicht irgendeine Predigt von Ronnie.«
    »Schau, es könnte funktionieren, aber du bist doch klug und hast es gar nicht nötig, irgendwelche Spielchen zu spielen.«
    »Ah, ich hasse Altenglisch.«
    »Was würde deine Mum dazu sagen?«
    Ben rümpfte die Nase. »Lass meine Mum aus dem Spiel.«
    Ich war Bens Mum in der Woche zuvor zufällig begegnet. Ich hatte bei seiner WG vorbeigeschaut, um ein Buch zurückzugeben, und eine schlanke junge Frau mit kurzem Haar und den gleichen hübschen Gesichtszügen wie Ben stand an der Tür und spielte mit ihren Wagenschlüsseln.
    »Hallo, ich bin Bens Mum«, sagte sie zu mir auf eine spöttische Weise, die besagte: Ja, ich rede mit deinen Freunden, wenn ich will.
    »Hallo, ich bin Rachel. Eine Freundin aus Bens Kurs«, fügte ich hinzu, nur für den Fall, dass sie glaubte, ich hätte etwas mit ihm und wäre auf einen Quickie vorbeigekommen.
    »Oh, Rachel!«, rief sie. »Du bist das entzückende, kluge Mädchen, deren Freund Musiker ist.«
    »Äh, ja.« Ich fühlte mich geschmeichelt, dass er mich ihr gegenüber erwähnt hatte, und noch dazu auf eine so nette Art.
    »Dein Freund wohnt in – warte, warte, ich hab’s gleich …« Bens Mum hob die Hand und gab mir zu verstehen, dass sie kurz nachdenken musste.
    »Mum«,
knurrte Ben, und sein Gesicht rötete sich.
    »Sunderland!«, verkündetet sie.
    »Sheffield«, berichtigte ich. »Aber das ›S‹ hat gestimmt. Und der Norden. Sie waren nah dran.«
    »Ehrlich, du weißt gar nicht, wie gut es meinem Sohn tut, eine junge Frau um sich zu haben, die immun gegen seinen Charme ist. Und für dich und deinen Sheffield-oder-Sunderland-Freund ist das auch eine gute Sache.«
    » MUM !«, brüllte Ben und verzog gequält das Gesicht, während ich kicherte.
    In der Bücherei sagte ich: »Ich fand deine Mum nett.«
    »Ja, erinnere mich nicht daran. Sie fand dich auch sehr nett.«
    »Und außerdem: Mit wem soll ich denn die Vorlesungen besuchen, wenn du das erste Jahr nicht schaffst?«
    Jemand neben uns hustete demonstrativ. Wir schlugen unsere Bücher auf. Nach zehn Minuten sah ich auf. Ben war ganz in seinen Text vertieft. Er hatte die Angewohnheit, eine Hand auf die gegenüberliegende Schulter zu legen, sein Kinn an die Brust zu pressen und mit zusammengekniffenen Augen zu lesen. Ich verspürte das überraschende Bedürfnis, meinen Arm auszustrecken und ihm mit dem Handrücken über seinen glatten, an Marmor erinnernden Wangenknochen zu streichen.
    Er blickte auf. Ich setzte rasch ein übertrieben gelangweiltes Gesicht auf und täuschte ein Gähnen vor.
    »Sollen wir was trinken?«, flüsterte er.
    »Einen dreifachen Espresso, mit Koffeintabletten angereichert«, sagte ich, klappte mein Buch schwungvoll zu und erwartete beinahe, dass eine feine Staubwolke aufsteigen würde.
    Nachdem wir uns in der Cafeteria einen Tisch gesucht hatten, sagte Ben: »Ich kann es mir nicht erlauben, im ersten Jahr durchzufallen. Ich muss meinen Abschluss machen und Geld verdienen, denn mein nichtsnutziger Vater wird meiner Mutter und meiner Schwester in absehbarer Zeit wohl kaum helfen.«
    »Hast du Kontakt zu ihm?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht, wenn es sich vermeiden lässt, und das beruht auf Gegenseitigkeit.«
    Das Kinn in die Hände gestützt, hörte ich zu, als er mir erzählte, wie sein Dad ganz plötzlich aus ihrem Leben verschwunden war und dass seine Mum seitdem zwei Jobs hatte. Ich schämte mich, dass ich mich jemals über die spießige Verlässlichkeit meines Elternhauses beklagt hatte. Und ich stellte fest, dass es Menschen gab, mit denen einem nie der Gesprächsstoff ausging.
    Als Ben davon berichtete, wie er seinen Vater ausfindig gemacht hatte und von ihm zu hören bekam, er wolle in Ruhe gelassen werden, war er zu unser

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