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Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mhairi McFarlane
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unternehme ich etwas dagegen, oder ich gönne mir zur Nervenstärkung einen Wodka mit Cola light, während ich auf das Taxi warte. Letzteres erscheint mir um einiges verlockender, als zu versuchen, aus Scheiße Gold zu machen. Außerdem fällt mir ein Sinnspruch von Mindy ein: »Man kann aus Scheiße zwar kein Gold machen, aber sie wenigstens in Glitzerpuder wälzen.« Also entscheide ich mich für Wodka und mehr Make-up.
    Der Gedanke, wie Olivia wohl ist, lässt mir keine Ruhe. Ich weiß nur, dass sie blondes Haar hat, zumindest weist der Bildschirmhintergrund von Bens Telefon darauf hin. Ben stand schon immer auf auffällige Schönheiten; unwahrscheinlich also, dass die Frau, mit der er sesshaft geworden ist, eine Ausnahme ist. Ich stelle mir Olivia vor wie Patsy Kensit, als sie noch Sängerin von Eighth Wonder war, angezogen wie Betty Draper in
Mad Men
und mit der Wortgewandtheit einer Dorothy Parker und … ach verdammt.
    Das Schlimmste ist sowieso bereits eingetreten. Sie ist nicht ich. Das Hauptgericht des heutigen Abends: Rachels Herz, zu Tartar verarbeitet und mit einem Ei garniert.

[home]
    27
    B en und Olivia wohnen in einer viktorianischen Doppelhaushälfte mit weißen Giebeln und einer glänzenden dunkelblauen Tür, die von einem gestutzten Lorbeerbäumchen in einem quadratischen schwarzen Blumenkübel bewacht wird. Ich drücke auf die harte Messingklingel, warte und lausche dem Stimmengewirr dahinter. Plötzlich ist mir mulmig zumute. Kein Rhys an meiner Seite. Ich habe mir gar nicht klargemacht, wie einsam das Single-Dasein sein kann. Schade, dass ich keinen zweiten Wodka getrunken habe.
    Ben macht auf. Er hat eine Flasche in der Hand, in der ein Korkenzieher steckt. In seinem cremefarbenen Hemd und mit leicht zerzaustem Haar sieht er aus wie einem Katalog von Land’s End entstiegen. Wahrscheinlich unternehmen er und Olivia sonntags stramme Spaziergänge in irischen Pullovern und schokoladenbraunen Baumwollhosen im Partnerlook und werfen, die Köpfe lachend in den Nacken gelegt, ihrem aus dem Tierheim geretteten Welpen Stöckchen zu.
    »Hallo, Rachel!« Als er sich vorbeugt, um mich keusch auf die Wange zu küssen, erstarre ich. »Darf ich dir den Mantel abnehmen?«
    Ich vollführe eine unbeholfene Pantomime, indem ich ihm den mitgebrachten Wein reiche, mich aus dem Mantel schäle und ihm das gute Stück im Austausch gegen die Flasche überreiche.
    »Das ist Liv. Liv, Rachel«, sagt Ben, über die Schulter gewandt, während er meinen Mantel aufhängt.
    Das Blut rauscht in meinen Ohren.
    Eine zierliche Frau tritt lächelnd vor, um mich ein zweites Mal von meiner Flasche zu befreien. Ich erschaudere. Nach all meinen Grübeleien ist es vielleicht nicht überraschend, dass sie einfach nur eine attraktive Frau ist. Zart gebaut mit dunkelblondem kurzem Haar, einem makellosen ovalen Gesicht und goldbrauner Haut. Ich hatte das Sinnbild der weiblichen Perfektion erwartet, und Olivia sieht immerhin so aus, als schwitze sie Chanel No.  5 . So weit lag ich richtig.
    Wenn ich jetzt gemein wäre – und das bin ich natürlich nicht, aber wenn ich es wäre –, würde ich sagen, dass sie optisch nicht ganz so bedrohlich ist wie Bens frühere Freundinnen. Damals an der Uni waren es stets dynamische, vor Gesundheit strotzende Mädchen mit einem breiten Carly-Simon-Lächeln. Ihre offensichtliche strahlende Schönheit zu leugnen, wäre ungefähr so gewesen, als wolle man ohne zu blinzeln in die Sonne schauen.
    »Schön, dich kennenzulernen«, sagt sie.
    »Ich freue mich auch. Danke für die Einladung.«
    »Komm, ich stelle dich den anderen vor und hole dir etwas zu trinken.«
    Als ich ihr folge, stelle ich fest, dass sie ein anliegendes Wickeloberteil aus Jersey und eine enge Hose mit ausgestelltem Bein, beides in unterschiedlichen Grauschattierungen, trägt. Natürlich nicht die Sorte Grau, die entsteht, wenn man schwarze Sachen falsch wäscht, sondern Töne, die man als Mondstein und Schiefer bezeichnet. Diese Kleider hängen an gepolsterten Bügeln in Läden mit der Ausstrahlung von New Yorker Nachtclubs. Jene Läden, in die ich mich heute Nachmittag nicht hineingetraut habe, weil ich befürchtete, man könnte mich mit dem Besen hinausjagen. Sie verströmt eine dezente Eleganz, so dass ich mich in meiner bemüht erotischen Aufmachung fühle wie einer Instantkaffee-Reklame aus den Achtzigern entstiegen.
    Olivia führt mich in das Wohnzimmer, das in ein Esszimmer übergeht, und stellt mich einer hochgewachsenen Frau

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