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Wir in drei Worten

Wir in drei Worten

Titel: Wir in drei Worten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mhairi McFarlane
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gemütlich auf meinem Rucksack und genieße die Aussicht. Dass ich Rhys vermisst habe, war wie der Phantomschmerz in einem amputierten Bein. Doch nun vermisse ich ihn zum ersten Mal gar nicht. Zeit für den nächsten Drink.
    Als es später wird, übernimmt Mindy die Musikauswahl, worauf es deutlich lauter wird. Jake winkt mir zum Abschied zu, nachdem er mir erklärt hat, er müsse früh aufstehen, um zu lernen; Ivor verdreht hinter seinem Rücken die Augen. Caroline ist mit Olivia ins Gespräch vertieft. Ich stehe mit Ben und Simon am Panoramafenster.
    »Natalie sagt, das Interview sei gut gelaufen«, verkündet Simon.
    »Schön, das freut mich«, erwidere ich und schiebe den Anflug von Verlegenheit beiseite. »Das fand ich auch.«
    »Und wann darf ich dich zum Essen einladen?«
    Ben zuckt zusammen.
    »Wann immer du möchtest«, antworte ich.
    Ben zuckt noch heftiger zusammen.
    »Magst du italienisches Essen?«, erkundigt sich Simon.
    »Klar. Ich esse eigentlich alles.«
    »Rachel lernt Italienisch«, merkt Ben an.
    »Ich kann ein bisschen Italienisch. Ich war mal auf einem Schüleraustausch in Pisa«, erwidert Simon.
»Siete fluente?«
    »Äh …
non.
«
    »Non?«
    Oh, Mist, Mist! Schnell, schnell, Themenwechsel.
    »Ich habe heute einen Artikel darüber gelesen, wie man die Stimmung auflockert«, plappere ich los. »Zur Vorbereitung der Party. Darf ich eine Methode an euch beiden testen? Okay. Der peinlichste Zwischenfall im letzten Jahr. Los.«
    »Letzte Woche. Meine lettische Putzfrau hat mich im Adamskostüm erwischt«, sagt Simon.
    »Echt?«
    »Ich habe mir das nächstbeste Teil gegriffen, das groß genug war, um meine Blöße zu bedecken.«
    »Und was war das?«
    »Meine Gehaltsabrechnung.«
    »Blödmann!« Ich muss wider Willen lachen. Allmählich wird das in Simons Gegenwart zur Gewohnheit.
    Ich stelle fest, dass Ben uns beide leicht besorgt mustert. Bestimmt überlegt er, was es mit unserem Date auf sich hat. Falls er je zu einem Ergebnis kommen sollte, wäre ich ihm dankbar, wenn er es mir verrät.
    »Das hat er sich schon vorher zurechtgelegt«, stellt Ben fest.
    »Und bei dir?«, frage ich Ben.
    »Abgesehen davon, dass ich deinen Namen total vergessen hatte, als ich dir nach zehn Jahren wieder begegnet bin? Lass mich mal überlegen …«
    »Das hast du nicht!« Meine Kniescheiben fühlen sich an, als wären sie nicht richtig verschraubt.
    »Natürlich nicht, du Dummerchen.«
    Wie konntest du darauf hereinfallen?, scheint Bens ungläubige Miene zu besagen.
    Weil die Vorstellung, du könntest mich ausradiert haben, angeklickt und in den geistigen Papierkorb gezogen wie eine gelöschte Datei, der Stoff ist, aus dem meine schlimmsten Alpträume bestehen. Genau wie der, in dem ich bei Morgengrauen nackt durch die Straßen laufe und mich hinter dem Wagen des Milchmanns verstecke.
    »Ich habe einem Albinomädchen in der Straßenbahn meinen Sitzplatz angeboten. Weil ich sie nur von hinten gesehen habe, hielt ich sie für zweiundsiebzig statt zweiundzwanzig.« Ben beißt sich auf die Lippe, als er daran denkt.
    Simon lacht, während ich zusammenfahre.
    »Pigmentmangel kann die Beine belasten«, witzelt Simon.
    »Hey, du hast es nur gut gemeint«, sage ich.
    »Ja, Simon.« Ben steckt eine Hand in die Tasche und trinkt einen Schluck.
    Fast habe ich den Eindruck, dass Ben und Simon sich wie Rivalen verhalten. Meinetwegen? Bestimmt nicht. Jedenfalls nicht Ben. Der ist verheiratet. Ist es Flirten, wenn ich mit den beiden lache? Ich male mir aus, wie Olivia auf dem Heimweg mit schneidender Stimme anmerkt: »Die treibt es wohl ein bisschen weit mit der Gastfreundschaft.«
    »Wollt ihr noch was trinken?«, fragt Simon und verschwindet in der Küche.
    Ich verlagere das Gewicht auf meinen mörderischen Absätzen, räuspere mich und setze zu einer Erklärung in Sachen Simon und Date an.
    »Oh, mein Gott, Klänge aus der Vergangenheit. Teenage Fanclub?«, ruft Ben aus. Offenbar ist ihm trotz des Stimmengewirrs aufgefallen, welche Musik läuft. »Über meinen und Livs Eröffnungstanz bei der Hochzeit hättest du dich totgelacht.«
    Gelacht
ganz sicher nicht, denke ich.
    »Beim ersten großen Kompromiss unserer Ehe habe ich ihr ihren Willen gelassen.« Flüsternd fügt er »Coldplay« hinzu und verzieht das Gesicht.
    »Ach, ja. Ich habe vor kurzem ja selbst eine Hochzeit geplant. Sei froh, dass du die Kluft zwischen DJ und Liveband überbrücken konntest. Bei mir und Rhys war es der Gazastreifen.«
    Ich stelle fest, dass ich

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