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Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition)

Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition)

Titel: Wir in Kahlenbeck: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Peters
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mit ihnen ab , verschwindet in einem dunklen Strom , der alles Überflüssige hinwegspült , Hemden , Hosen , bis da nur noch Haut an Haut ist , so nah , daß kein Blatt dazwischenpaßt , nicht einmal Luft. Das Ende der Trennung ist nah , und er – der düstere Rest eines Menschen – wird eins mit einem anderen , zu dem er seit Anbeginn der Zeit gehört hat , wie bei den Kugelmenschen.
    »Mir ist warm« , sagt er , richtet sich auf , streift den Pullover ab.
    Ullas Blick ist verhangen , kehrt von einem weit entfernten Ort zurück.
    Unter ihrer hellblauen Bluse wirft das Hemdchen eigene Falten , die Stoffe umspannen straff den festen BH , der ihre Brüste vor möglichen und unmöglichen Gefahren schützt: eine Panzerung. Er öffnet Blusenknöpfe. Schiebt eine Hand hinein , kriecht die Wölbung hinauf , spürt eine weitere Erhebung , eine kleine , die sich streckt , verfestigt , eingezwängt von dem stahlverstärkten Gewebe , das erst unter den Schlüsselbeinen zur durchlässigen , durchsichtigen Spitze wird , spürt , wie etwas durch sie hindurchläuft , eine elektrische Welle , gefolgt von einem Aufstöhnen , leise und schwer. Sie nimmt seine Hand , zieht sie entschlossen heraus , hält sie fest , während ihre Zungen einander umkreisen , sie Atem gegen Atem tauschen. Dann hat sie seine bewegliche Hand wieder vergessen , ihr Bauch ist weich und fest. Er tastet sich vor , gelangt abermals an die Wölbung unter der Wölbung , weiß nicht , wie diese Seufzer auszuhalten sind. Ulla greift nach seinem Handgelenk , hält es umklammert: »Nicht« , sagt sie. »Das nicht. Sonst passiert was.«

Zweiundzwanzig
    »Sag mal , Carl: Hast du immer noch diese Küchenhilfe als Freundin?«
    »Sie ist ausgebildete Hauswirtschafterin und lernt Krankenschwester.«
    »Wie konnte ich das vergessen , entschuldige.«
    »Das meinst du ja doch nicht.«
    »Also bitte: Wo ich doch immer so zartfühlend mit deinen Empfindlichkeiten umgehe. – Ist sie eigentlich schön?«
    »Nicht so , wie ein Photomodell oder wie … Nastassja Kinski vielleicht. Eher normal.«
    »Also nein.«
    »Sie ist jedenfalls nicht häßlich.«
    »Aber › schön ‹ wäre nicht das erste , was dir einfällt , wenn du an sie denkst.«
    »Schöne Augen hat sie.«
    »Gut , dafür gibt es keine präzisen Kriterien. – Wie lange trefft ihr euch jetzt schon?«
    »Drei Monate.«
    »Das klingt aber doch nach etwas Festem.«
    »Ist es ja auch.«
    »Vollkommenes Liebesglück , sozusagen.«
    »Wenn die äußeren Umstände günstiger wären.«
    »Und was treibt ihr so , wenn ihr zusammen seid?«
    »Wird das jetzt wieder ein Verhör , oder was?«
    »Wir führen ein nettes Gespräch unter Freunden , die Anteil aneinander nehmen. Bernhard würde sicher auch gern erfahren , zu welchen Formen des zärtlichen Austauschs ihr inzwischen vorge stoßen seid. – Er als dein Intimissimus ist ja doch auf vielfältige Weise von diesen Dingen betroffen. Oder erzählst du ihm alles , wenn ihr unter euch seid?«
    Schweigen.
    »Wenn er doch nicht will.«
    »Ich weiß nicht , warum er sich so ziert. Die Liebe zwischen jungen Menschen ist doch etwas sehr … Herausragendes. – Ich finde , du könntest uns zumindest ein bißchen daran teilhaben lassen. Vielleicht lernen wir aus deinen Erfahrungen Dinge , die uns selbst eines Tages nützen.«
    »Beim Zölibat?«
    »Für das seelsorgerische Gespräch zum Beispiel. Die meisten Leute kommen ja nicht zum Priester , weil sie Unterweisung in Fragen des Glaubens suchen , sondern weil sie Probleme mit ihrer Frau haben.«
    »Du bist aber kein Priester.«
    »Ich an deiner Stelle würde mir die seltene Gelegenheit , daß du uns – also zumindest Bernhard – gegenüber einen Wissensvorsprung hast , nicht entgehen lassen.«
    Wie auch immer Carl reagiert , es wird falsch gewesen sein.
    »Wir gehen spazieren , unterhalten uns …«
    »Worüber zum Beispiel?«
    »Wie jeder von uns die Welt sieht , Politik , Philosophie , der Sinn des Lebens …«
    »Hat sie da auch Visionen? Ich meine , jenseits von Mann , Haus und Hund? Oder erläuterst du ihr Platons Gedanken über die Aufzucht der Nachkommenschaft unter den Bedingungen eines idealen Gemeinwesens , wie sie in der Politeia formuliert sind?«
    »Sie geht eher mit gesundem Menschenverstand an diese ganzen Sachen heran.«
    »Und du hast den Eindruck , daß ihre Reflexionen aus Küche und Klinik uns neue Einsichten in die verborgenen Dimensionen des menschlichen Daseins gewähren?«
    »Schon.«
    »Welche ihrer

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