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Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo

Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo

Titel: Wir Kinder Vom Bahnhof Zoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane F.
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mein Paradies wie in einem Film vor mir gesehen. Es wurde immer konkreter. Ich ging weiter zur Schule. Bis zum Abitur. Ich hatte eine eigene Wohnung. Ein VW-Cabriolet stand vor der Tür. Mit dem fuhr ich meistens offen.
    Die Wohnung lag im Grünen. In Rudow oder auch im Grunewald. Es war eine Altbauwohnung. Aber keine von diesen großbürgerlichen Altbauwohnungen, wie es sie in den Vorderhäusern um den Kurfürstendamm gibt mit wahnsinnig hohen Decken und Stuck. Kein Haus mit einem Saal als Eingang und roten Teppichläufern und Marmor und Spiegeln und Namensschildern aus goldenen Buchstaben. Also keine Wohnung in einem Haus, das schon irgendwie nach Reichtum stank. Denn Reichtum, stellte ich mir vor, bedeutet Ablinken, Hektik, Stress.
    Ich wollte eine Wohnung in einem alten Arbeiterhaus mit zwei oder drei kleinen Zimmern, niedrigen Decken, kleinen Fenstern, mit abgetretenen Holzstufen im Treppenhaus, wo es immer ein bisschen nach Essen roch und die Nachbarn aus der Wohnungstür kamen und »Guten Tag, wie geht es« sagten. Die Treppe war so schmal, dass man den Nachbarn berührte, wenn man ihm begegnete. Alle im Haus arbeiteten hart, aber sie waren sehr zufrieden. Sie wollten nicht immer mehr zusammenraffen, sie waren nicht neidisch, sie halfen sich gegenseitig, sie waren eben ganz anders als die Reichen und auch ganz anders als die Arbeiter in den Hochhäusern von Gropiusstadt. Es gab einfach keine Hektik in dem Haus.
    Das Wichtigste in meiner Wohnung war das Schlafzimmer. An der rechten Wand stand eine sehr breite Liege aus dunklem Stoff. Auf jeder Seite war ein Nachttisch. Einer für Detlef, wenn er bei mir schlief. Und dann stand noch auf jeder Seite der Liege eine Zimmerpalme. Es waren überhaupt sehr viele Pflanzen und Blumen in dem Zimmer. Hinter dem Bett war eine Tapete, die es nicht in Läden zu kaufen gibt. Auf der Tapete war Wüste, riesige Sanddünen. Und ein paar Palmen. Eine Oase. Beduinen mit ihren weißen Kopftüchern saßen total relaxed im Kreis, tranken Tee. Es war der totale Frieden auf meiner Tapete. Auf der linken Seite des Schlafzimmers, in der Nische, wo das Fenster in die Dachschräge gebaut ist, war meine Sitzecke. Das war eine Sitzecke wie in Arabien oder Indien. Viele Kissen um einen niedrigen runden Tisch. Da saß ich abends, war die totale Ruhe, kannte keine Hektik und hatte keine Wünsche und keine Probleme.
    Das Wohnzimmer war eigentlich ähnlich wie das Schlafzimmer. Die Pflanzen, die Teppiche. In der Mitte aber stand ein großer runder Holztisch und Korbstühle drum herum. Um den Tisch saßen manchmal die besten Freunde, aßen, was ich gekocht hatte, und tranken Tee. An den Wänden hingen Regale mit vielen Büchern. Es waren alles sehr coole Bücher von Leuten, die auch die Ruhe gefunden hatten und die Tiere und die Natur kannten. Die Regale hatte ich selber gemacht aus Brettern und Tauen. Das meiste in der Wohnung hatte ich selber gemacht, weil es in den Möbelhäusern nichts gab, was mir gefiel. Weil die Möbel da protzig waren und zeigen sollten, dass sie wahnsinnig Kohle gekostet hatten. Es gab keine Türen in der Wohnung, sondern nur Vorhänge. Denn wenn Türen auf-und zugingen, das machte Krach und Hektik.
    Einen Hund hatte ich, einen Rottweiler, und zwei Katzen. Die Rücksitze von meinem VW-Cabrio hatte ich rausmontiert, damit der Hund es gemütlich hatte in dem Auto.
    Abends kochte ich dann in aller Ruhe das Essen. Nicht in der Hektik, in der meine Mutter immer kochte. Dann drehte sich ein Schlüssel in der Wohnungstür. Detlef kam von der Arbeit. Der Hund sprang an ihm hoch. Die Katzen machten einen Buckel und rieben sich an seinen Beinen. Dann gab mir Detlef einen Kuss und setzte sich an den Abendbrottisch.
    Das träumte ich also auf Turkey. Aber ich wusste nicht, dass es ein Traum war. Für mich war es die Wirklichkeit von übermorgen. So war es nach der Therapie und ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass es anders nach der Therapie war. Das war alles so klar, dass ich meiner Mutter am Abend des dritten Tages auf Turkey sagte, dass ich nach der Therapie ausziehen würde in eine eigene Wohnung.
    Am vierten Tag ging es mir schon so gut, dass ich aufstehen konnte. Ich hatte noch zwanzig Mark in den Jeans und diese zwanzig Mark machten mich unruhig. Weil zwanzig Mark eben genau die Hälfte von vierzig Mark sind. Und ich dachte, wenn du noch zwanzig Mark hättest, könntest du dir einen letzten Druck kaufen, bevor du morgen zu Narkonon gehst.
    Ich redete mit meinem kranken

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